preloder

zwischendurch 2021

Jedes Jahr denke ich, dass viel passiert ist – doch ich nichts gemacht habe, ich immer noch nicht weitergekommen bin. Drumherum wurden Entscheidungen getroffen, Zeit ist vergangen, alle sind ein Schritt weitergekommen und ich bin immer noch an dem Ort wie vor fünf Jahren. Zwischendurch sah es noch schlimmer aus und manchmal auch besser, aber insgesamt habe ich nichts erreicht. Nicht schlimm sagt ihr vielleicht. Es ist auch nicht schlimm. Wir werden nicht geboren um erfolgreich zu werden, sondern um zu leben. Aber ich bin weder erfolgreich, noch lebe ich.

 

Dann denke ich wiederum, es ist so unfassbar viel passiert, ich habe so unfassbar viel gelernt für mich persönlich. Es musste alles so kommen wie es kam und es ist ok so. Aber das ist zu wenig. Es hätte nicht viel gebraucht, aber selbst das war mir zu viel – und ich wäre weiter. Ich glaube, ich bin nicht so toll und nicht so schlau wie ich denke, bei weitem nicht. Ich glaube, ich halte zu viel von mir. Ich glaube, ich denke, ich könnte so viel mehr. Vielleicht kann ich es. Aber anscheinend nicht. Bin ich zu streng mit mir? Vielleicht nicht streng genug? Es geht nicht darum, wie alt ich bin, es geht darum, dass ich mich im Alltag sehe, und ich sehe nichts. Meine größte Schwäche ist, dass ich weder ehrgeizig noch diszipliniert noch zielstrebig bin. Und es ist ok. Ich verurteile mich nicht dafür, zumindest nicht oft. Doch wenn ich diese Eigenschaften nicht besitzen würde, wer weiß, ob ihr diese Worte nicht auf meinem Blog, sondern in meinem ersten Buch lesen würdet. Vielleicht bin ich Größenwahnsinnig. Vielleicht habe ich meinen Sinn verloren (if u know u know). Zumindest habe ich keine Energie. Jeden Tag, wenn ich aufstehe, fühle ich mich wie gerädert. Ich kann nix, denn ich mach nix und ich mach nix, denn ich kann nix, weil ich keine Kraft habe. Der ewige Kreislauf.

Ich glaube, mir geht es ganz gut doch, ich schwebe im Nichts, kurz vor dem Abschluss und beschäftige mich konsequent nicht mit den wichtigen Fragen, weil ich zu schwach bin. Ich fühle mich um einiges besser, nicht einsam aber doch meistens allein, ich muss alles allein schaffen und deshalb schaffe ich nichts. So fühlt es sich an. Eigentlich fühl ich mich gut, das denke ich zumindest und doch manchmal ist mir alles zu viel, selbst eine kleine Aufgabe.

Ich denke ich brauche eine Pause, aber wie viele Pausen kann man noch machen? Ich mache nichts anderes außer Pausen. Deswegen komme ich auch nicht weiter. Und bei allen Pausen komme ich immer noch nicht zu Kräften.

Was fehlt mir also? Ein Funke? Woher krieg ich den? Was ist das? Und sind dann alle meine Probleme gelöst? Da kann ich nur müde lachen. Warum bin ich müde? Ich tue nichts. Wer oder was gibt mir Kraft?

 

Ich glaube auch, dass viele momentan müde sind und es ist ok müde zu sein. Wie kommt man da wieder raus? Was soll man tun? Das gilt es 2022 herauszufinden. Guten Rutsch… ich wünsche euch Gesundheit, gesunden Menschenverstand und viel Kraft.

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Ungefähr einen Monat später sitze ich wieder hier und schreibe diese Worte, immer noch müde. Ich war echt weinerlich… aber darum soll es jetzt nicht gehen. Ich habe in diesem Jahr mir zwei sehr engstehende und über alles geliebte Personen verloren und nicht einmal „online“ darüber gesprochen, ich bin mit meiner Trauer lieber in der Familie oder für mich – offline. Und nichts was ich hätte schreiben können, wäre ihnen gerecht geworden und den Gefühlen, die meine Familie und ich haben. Dieses Jahr kam mir vor, wie ein Jahrzehnt, weil so viel passiert ist und doch raste es in unvorstellbarer Geschwindigkeit an mir vorbei, weil so viel passiert ist und ich einfach nicht hinterherkomme. 2021 war mit Sicherheit das schlimmste Jahr für mich. Und doch denke ich, dass ich emotional stabiler bin als 2017, als es mir auch sehr schlecht ging. Habe ich mich an den Schmerz gewöhnt? Habe ich gelernt damit umzugehen? Bin ich abgestumpft? Bin ich schlicht erwachsen geworden? Ich weiß es nicht. Warum beunruhigt es mich, dass ich damit umgehen kann? – Was auch immer der Grund dafür sein mag. Sollte ich lieber nicht darüber nachdenken? Was mir die meiste Angst macht, ist, dass ich vielleicht nur denke, dass ich emotional klarkomme und in Wirklichkeit alles nur verdränge. So fühlt es sich aber nicht an. Vielleicht sollte ich weniger nachdenken. Vielleicht bin ich einfach stabiler geworden. Es ist jedoch schwer das einfach zu akzeptieren, weil es schon so lange nicht so war. Ich bin nicht glücklich und strotze vor Hoffnung – versteht mich nicht falsch. Aber ich verzweifle nicht und fühle mich nicht so am Boden, wie ich es eigentlich gewöhnt war. Gruselig, wenn man eher daran gewöhnt ist labil zu sein.

Ursprünglich wollte ich mit dem heutigen Teil auf etwas anderes hinaus, aber die Gedanken schweifen dahin, wo sie hinwollen. Eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass es herzzerreißend ist Leute zu verlieren, die einem Nahe stehen. Auch Menschen in meinem Umfeld haben geliebte Personen verloren in diesem Jahr, auch das beschäftigt mich, weil man ungefähr weiß, wie sie sich fühlen, auch wenn selbstverständlich jede Trauer individuell ist. Ich wollte sagen, dass man dankbar sein sollte, für die Zeit, die man am Leben ist und für die Menschen um einen herum. Die Welt ist verloren, die Menschheit ist verloren, der Planet Erde ist verloren, aber doch gibt es gute Menschen und jeder kennt mindestens eine Person– die sollte man schätzen und schützen. Ich weiß, ihr braucht nicht zu Schmunzeln, eine Braue hochzuziehen oder zu Schnauben, es ist sehr pathetisch was ich schreibe. Deswegen bin ich auch erst meinem anderen Impuls gefolgt.

 

Dieses Jahr fing ich „erst“ im November an meinen alljährlichen Jahresrückblick zu schreiben, wenn man bedenkt, dass ich es letztes Jahr schon im August tat. Das war so, weil ich eigentlich nach allem was war, zum ersten Mal, seit vielen Jahren schon, keinen Jahresrückblick schreiben wollte, weil ich wusste, dass er nicht positiv, sondern weinerlich, voller Selbstmitleid, pathetisch sein wird und mir meine Faulheit, die ich dieses Jahr wieder besonders gespürt habe, wie ein Spiegel vor die Nase hält. Und ich eigentlich auch nicht wirklich wusste, was ich dieses Jahr schreiben soll, alles erschien sinnlos und dumm. Vielleicht war ich auch faul, weil ich nicht das machen konnte, mit der gewohnten Leidenschaft und Lebensfreude wie sonst. Ich sehe selten, warum es sich lohnt sich aufzurappeln und etwas zu tun. Auch wenn ich mich emotional als relativ stabil einordne, sitzt mir die Trauer tief in den müden Knochen. Und sind wir mal ehrlich, diesen Quatsch liest sich sowieso fast niemand durch und ich habe nie gesagt, dass ich den Leuten kurz vor dem Jahreswechsel eine kleine positive Note mit auf den Weg gebe. Ich bin hin und her gerissen – ist das Leben schön oder ist es das nicht?

Wie steigt man aus solch einem Text aus? Mit einer positiven Note? Mit einem Zitat? Mit einem Witz? Es gibt Momente, da sehe ich die Dinge anders als hier beschrieben, aber das jetzt zu sagen, wäre eine Lüge.

Also guten Rutsch … i guess.

Eure, im echten Leben, Hippie-Philosophin Emi

Ästhetik des Schweigens

Wie drückt man Schweigen beim Schreiben aus? Schweigen Schreiben – reimt sich fast. Schreibe ich einfach: „Sie schweigen sich an“? Halte kurz inne, denke kurz nach, guck kurz hoch. Wie schreibe ich schweigen? Nein, nicht buchstabieren. Ich meine, wie bringe ich rüber, dass jemand nichts sagt und die Stimmung, die dadurch entsteht, dass jemand anderes wartet auf das Brechen des Schweigens. ‚Schweigen brechen‘ –  hört sich witzig an oder? Die Abstinenz von etwas (Gesprochenem) wird kaputtgemacht dadurch, dass das was fehlt, wieder da ist. Eigentlich was Positives und doch sagen wir ‚Schweigen brechen‘. Aber das ist nicht der Fall. Es ist still. Niemand sagt etwas. Jemand wartet darauf, dass der andere etwas sagt, weil der jemand schon alles zehn Mal gesagt hat, was er sagen wollte – und einfach keine Wörter mehr hat…

 

Ist schweigen eine Leerstelle für potenziell Gesagtes? Also müsste ich beim Schreiben einfach einige Zeilen, vielleicht eine halbe Seite freilassen und that’s it?

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Weiß dann jeder was gemeint ist? Wahrscheinlich nicht. Wie beschreibe ich die Atmosphäre, die entsteht, wenn bei jeder verstrichenen Sekunde im Schweigen die Hoffnung auf das lang ersehnte Wort schwindet und der Schmerz in der Brust wächst? Kennst du dieses Gefühl? Erstaunlich, dass man Gefühle körperlich spüren kann. Wenn das Herz schmerzt, wenn du jemanden vermisst oder wenn jemand dich sitzen lässt oder dich jemand verletzt oder betrügt oder wenn du auf eine Antwort hoffst und derjenige schweigt. Kennst du das Gefühl? Den Schmerz in der Brust? Ach, da läuft mir doch eine kleine Träne über die Wange. Ganz schön belastend und ganz schön viele Wörter, obwohl es doch still ist. Schweigen ist ein Wort, was ihre Abwesenheit beschreiben, nun zumindest feststellen, soll. Ohne Wörter sind wir nichts.

Immer noch sitzen meine fiktiven Protagonisten nebeneinander (nicht gegenüber das wäre zu schmerzhaft) und schweigen sich an.

„Sag doch was.“, sagte sie schließlich. Sie wartete tatsächlich die ganze Zeit, nahm ihren ganzen Mut und ihre ganze Kraft zusammen und traute sich. Er guckte vom Boden hoch. „Ich weiß nicht was ich sagen soll.“

„Du weißt nie was du sagen sollst.“

„Was soll ich denn sagen?“

„Was du fühlst.“

„Ich fühle nichts.“

„Was machst du dann noch hier?“

Er schaute zum Boden: „Ich sitze hier… mit dir.“

Sie schnaubte: „Fein. Du kannst ja hier weiter sitzen bleiben, aber mir reicht das nicht. Ich gehe jetzt.“

„Warum? Es ist doch schön hier. Es gefällt mir. Schweigen kann doch sehr ästhetisch sein.“

Sie stand, ohne ein Wort zu sagen auf. „Was du gehst jetzt einfach so?“

„Einfach so?“…

 

 

Vor zwei Stunden trafen sie sich auf einem Parkplatz, setzten sich auf den Boden und schauten der Sonne beim Untergehen zu. „Wie geht es dir?“, fragte sie.

„Ich will nicht darüber reden.“

„Oh, sorry… ich hab dich vermisst.“

Schweigen.

„Weißt du früher sind wir immer in den Park gefahren und saßen da, haben die Leute beobachtet… naja sie ausgelacht, dachten wir wären was Besseres.

Schweigen.

„Weißt du noch?“

Er schaute kurz rüber.

„Da haben wir uns zum ersten Mal geküsst.“

Schweigen.

„Oh, am Wochenende war ich in nem Club. Die Musik war fantastisch. Es hätte dir gefallen.“

Schweigen.

„Euh da war so ein Typ, der wollte mich ernsthaft anbaggern.“, sie schaute zu ihm rüber, „meine Freundin musste mir helfen.“

Schweigen.

„Zum Glück war sie da.“

Schweigen.

„Stört dich das nicht?“

„Was?“, er regte sich nicht.

„Das andere Typen mich anbaggern?“

„Nein.“

Schweigen.

„Deine Freundin war doch da.“

„Genau sie war ja da.“, mit jedem Wort wurde sie leiser. Es trat ein langes Schweigen ein. So ging das dann zwei Stunden weiter. Es war mittlerweile stockfinster.

„Geh noch nicht.“, sagte er.

„Wieso sollte ich nicht gehen? Du redest nicht mit mir. Zeig mir, dass ich dir wichtig bin.“

„Du bist mir wichtig, du weißt das.“

„Nein tu ich nicht.“, sie ging und er blieb sitzen.

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Ist es still da, wo du bist? Wie fühlt sich das an? Wolltest du schon mal was sagen und hast es dann doch nicht getan? Tu es. Sag es. Ja im Ernst. Du hast keine Ahnung was Wörter in deinem Gegenüber auslösen können. Du hast keine Ahnung wie schmerzhaft Schweigen sein kann.

leben auf dem land

Eichhörnchen über die Straße, literargische fette Katzen unter Autos, strahlender Sonnenschein, aber bitterkalter Wind. Volle Mülleimer werden für die Müllabfuhr an den Straßenrand gestellt. Motorradfahrer jagen übers enge Land zwischen den Dörfern und grüßen. Kinder schreien auf Spielplätzen. Heute ist Sonntag. Heute geht man spazieren oder sitzt auf dem Balkon, sitzt auf der Terrasse, raucht und trinkt Kaffee. Autos voll mit Taubenkacke und Blütenblättern. Sonnenbrille vergessen. Schnell mit dem Hund raus. Den freien Tag genießen. Morgen wieder Alltag aber heute noch frei. Voller Sand kommen die Kinder die Treppe hoch gestampft. Auf dem Friedhof ist reger Betrieb, Blumen werden gepflanzt, Grabpflege betrieben – aus Pflicht, aus Automatismus, aus Kummer. Man fragt den Bekannten, den man auf der Straße trifft, nach seiner Befindität und wettert gegen das kalte Wetter und kurze Wochenenden. Erzählt sich die Ortsneuigkeiten. Ein neuer Laden öffnete. Mal sehen, wie lange er sich diesmal hält. Hier wahrscheinlich nicht lange. Immer ein auf und zu. Pusteblumenomas schütteln Kissen aus. In der 30er Zone wird Fußball gespielt. Jugendliche trinken auf einer kaputten Bank. Die Sonne geht wunderschön hinter den kranken Wäldern unter. Der Himmel trägt die wärmsten Farben abends. Die Vögel zwitschern. Das Leben auf dem Land ist nicht aufregend, aber es ist einfach. Es ist langsam, ruhig, geschlossen, eingeschworen und nicht modern, nicht Global, nicht international, nicht Urban, aber doch pittoresk. Es ist charmant. Aber doch nicht revolutionär. Es hat seine kleinen kleinbürgerlichen Probleme. Aber auch seine Vorzüge. Schließlich ist es Nacht geworden. Die Rollläden werden runtergelassen. Die automatischen Solar-Lichter, Lampen und Laternen auf den Balkon gehen an. Letzte Runde mit dem Hund. Eine Fledermaus fliegt übers noch kahle Maisfeld.

zwischendurch 2020

Ich dachte, ich würde dieses Jahr keinen Jahresrückblick schreiben, weil 2020 für uns alle schrecklich war. Doch gerade las ich wieder meine alten Beiträge zu diesem Anlass und musste teilweise schmunzeln, über meine Naivität und wie richtig ist dennoch war sich für 2020 nichts vorzunehmen. Es ist zwar noch lange nicht Zeit für jahresrückblicke (es ist der 31. August), aber 2020 hat sich jetzt schon so angefühlt wie 2 Jahre. Diesen Beitrag werde ich also wahrscheinlich ab und zu bis Jahresende ergänzen.

Was kann ich sagen was alles zusammenfasst und irgendwie schlau klingen und positiv stimmen? Ich will gar nicht erst versuchen global zu reflektieren – jeder einzelne war persönlich und ist noch von Covid betroffen – und darüber hinaus sind noch so viele weitere schreckliche, wichtige Dinge passiert. Zum Glück bin ich kein Fernsehjahresrückblick, um den Weltschmerz auf den Punkt zu bringen, hier geht es um einen eigenen ich-bezogenen Rückblick. Schön war es nicht, so viel sei gesagt. Auch wenn die Zeiten in meinem persönlichen Umfeld sehr schwierig sind, nehme ich mir dennoch Zeit für mich, um Kraft zu tanken und in kein Loch zu fallen und dadurch geht es bei mir wie in einer Achterbahn hoch und runter. Berg und Talfahrt, sag ich immer. Und letztens habe ich gesagt „Das Leben ist gar nicht schön wir sagen das nur damit es erträglicher wird“. Vor 2 Jahren habe ich noch durchgehend zu jedem gesagt „Leben ist schön“. Heute stehe ich relativ allein da – war ich damals auch schon, aber habe mir nie Gedanken darüber gemacht, ob die Freunde, die ich hatte, auch wirklich welche waren und das hat sich mir dieses Jahr offenbart. Ich will niemandem Vorwürfe machen. Niemand außer mir ist schuld daran, dass ich einsam bin. Ich habe mich darauf verlassen, dass die Leute, mit denen ich mich umgeben habe, meine Freunde waren, vielleicht war das temporär sogar so, aber wahre Freundschaften sind nicht temporär. Aber ich war schon immer gerne alleine und bin am besten alleine klar gekommen. Ich habe mir früher nie Gedanken darüber gemacht, aber rückblickend kann ich sagen, ich weiß nicht wie sich wahre Freundschaft anfühlt.

 

Ich hetze mich auch nicht – bei gar nichts – eine weitere Eigenschaft, die ich sehr schätze, auch wenn das Leben kurz ist, will ich mich nicht fertig machen, wenn es nicht sofort klappt und wenn es auch etwas länger dauert. 2020 war echt eine holprige Fahrt. An manchen Tagen konnte ich absolut nichts finden wofür ich dankbar sein konnte. Es fiel mir so schwer für kleines dankbar zu sein, wenn alles um dich herum einzustürzen droht und an manchen Tagen war ich für eine kleine Seifenblase dankbar, welche ich vom Balkon aus sehen konnte. Auf und ab. Ich habe viele Dinge langsam gemacht und mir in dieser verrückten Zeit viel Zeit genommen nichts zu tun. Gerne wäre ich in dieser freien Zeit kreativer gewesen, hätte gerne mehr geschrieben oder gemalt, aber alles was mir einfiel, worüber ich schreiben hätte können, wäre traurig gewesen und hätte mich trauriger gemacht als ich eh schon war. Also ließ ich es sein. Und meistens hatte ich auch gar nicht die Kraft etwas zu Papier zu bringen. So gönnte ich mir Tage und Wochen des Nichtstuns und kam entspannt zurück. Aktuell wird es jeden Tag besser, manche Gedanken lassen mich noch nicht los und an manchen Personen hänge ich auch noch fest, aber auch das werde ich mit der Zeit überwinden und alles schaffen was ich mir vorgenommen habe. In diesem Sinne…

 

09.09.  Gerade versank ich in einer mehrstündigen Spirale aus Youtube-Reportagen über Tilidin, den Abou-Chaker-Bushido-Beef, Chatschreiber auf Datingseiten, moderne Schneeballsysteme, Kriegsjournalismus und Krieg allgemein, Kinderarbeit und ich weiß dieser kleine, unbedeutende Jahresrückblick sollte kein globaler sein, aber verdammt nochmal auf dieser Welt geht es nicht um mich. Es ist so unendlich viel Leid überall auf dieser Welt. Woher kommt das ganze böse? So viel, dass man sich so unfassbar unbedeutend fühlt, einfach nicht weiß wo man anfangen soll, man will plötzlich helfen, weil man sich schlecht fühlt, wegen dem was man alles hat. Man fühlt sich so hilflos, weil man nichts beitragen kann, beziehungsweise nicht weiß wie und man am liebsten alles verbessern würde.

Als ich die Reportage über Kriegsjournalismus gesehen habe, standen mir die Tränen in den Augen, so schrecklich was passiert auf dieser Welt. Und ich kann hier sitzen in meinem warmen Zuhause mit Strom und Wasser und Internet und alles und mir den Kopf darüber zerbrechen und gleichzeitig sterben Leute. Leute werden um ihr Geld betrogen, Leute werden auf Kosten ihrer Gefühle belogen, Journalisten sterben im Krieg. Es war keine gute Idee mir all diese Dokus an einem Abend rein zu pfeifen und es hat mich schon mein ganzes Leben lang beschäftigt (auch wenn es sich klischeemäßig anhört) –  warum es Ungerechtigkeit auf der Welt gibt? Warum nicht alle in Frieden und gerecht Leben können? Nennt mich naiv Leute, aber ich habe es noch nie akzeptiert, dieses – es muss Krieg/Leid geben, damit es anderen gut geht – Bullshit. Ich glaube nicht daran. Das ist nicht, das kann nicht die Lösung sein, weil wenn das die Lösung ist, dass es Krieg, Armut, Ausbeutung Monopole und Lobbyismus geben muss, damit es ein paar Leuten gut geht, dann ist das Leben nicht schön.

 

Ich verstehe sehr gut, dass die Realität sehr viel komplizierter ist – welche Gründe und Ursachen es jeweils gibt et cetera und dass es sehr gute, wunderbare Leute gibt, die sich einsetzen, was Unternehmen und nicht nur wie ich geschwollen, naiv, pathetisch und vom Weltschmerz gequält darüber schreiben (aber was anderes kann ich nicht). Und trotzdem frage ich mich, warum gibt es so viel Leid. Warum gibt es das – und ich sage das jetzt so salopp – so viele böse Menschen? Wo kommt das alles her? In der Schule hielt ich mal ein Referat in Philosophie über die Frage was Gut und Böse ist und ob der Mensch von Natur aus gut oder böse ist. und wie so oft in der Philosophie hatte das Referat am Ende keine klare Antwort. Damals war das für mich halt ein interessantes Thema für ein Philo-Referat und heute beschäftigt es mich in meinem alltäglichen Gedanken. Mir ist klar, dass das total kindisch ist rumzuheulen und sich über die Ungerechtigkeit auf dem Planeten zu beschweren. Schlaue Mindset-Leute würden jetzt sagen, sei noch dankbarer für deine Privilegien – Bullshit. Wie soll ich dankbar sein und mir jedem Tag den Bauch vollschlagen, wenn Leute vor Hunger umkommen? – Und doch haben sie recht.

Und ich sage trotzdem nach dem ganzen pathetischen Bullshit, den ich euch erzählt habe, macht euch wenigstens ein einziges Mal wirklich – wirklich bewusst, so richtig wirklich bewusst, in welchem Privileg ihr lebt (ja nicht alles ist rosig, jeder hat Probleme, I know, nicht allen gehts gut, aber allein, dass hier in Deutschland kein Krieg herrscht reicht). Guckt euch Sachen über den Krieg an, guckt euch mal wirklich Bilder an, spürt den Schmerz, es soll sich schrecklich anfühlen. Und wenn ihr euch euer Position bewusst seid, dann seid dankbar (das gilt für mich übrigens auch) seid verfickt nochmal dankbar dafür und vielleicht bewegt es den ein oder anderen dazu irgendwas zu tun oder auch nur anders zu denken.

So unendlich viel Leid auf dieser Welt – einfach schon so – deswegen vermeidet jeden zusätzlichen Hass. Seid nett zueinander. Und ich kann es nicht oft genug sagen: liebt euch. all you need is love. love is all you need. make love not war. Ich weiß, dass es so unendlich platt ist und oft gesagt worden, aber es ist das wahrste auf der Welt. Und das ist meine Message love is the answer.

 

03.10. Habe ich nicht gesagt, ich will nicht über den Weltschmerz reden, weil das zu viel ist? Ja, ich halte mich auch nicht immer daran was ich sage. Ich höre jetzt auf wie eine dramatische Rednerin zu klingen und besinne mich. Das ist wahrscheinlich der längste Jahresrückblick, den ich bis jetzt geschrieben habe, auch von der Zeit her. Ich habe schon Ende August angefangen und immer noch ist dieses Jahr nicht vorbei. Ich habe letztens die Doku ‚the social dilemma‘ angesehen und war so davon eingenommen, wollte gleich noch was hinzufügen, aber dann besann ich mich wieder. Genug Appelle an die Gesellschaft. Vielleicht füge ich noch einen kleinen Gruß kurz vor Neujahr hinzu, aber das wars mit meinem Jahresrückblick. Ich bleibe dabei und ich wiederhole es gerne auch noch tausendmal love ist he answer. Liebt euch selbst und gegenseitig. Be kind. Wünsche euch ein frohes neues Jahr.

 

28.12.20 Sich das alles jetzt nochmal durchzulesen, nach all der Zeit – ist wild. Dieser Jahresrückblick war, wie mein Jahr, ein ständiges auf und ab. Momentan bin ich in einem Zustand mhm, man würde heutzutage lost sagen. Ich bin lost. Ich weiß nicht wie ich mich fühlen soll. Ich weiß nicht was die Zukunft bringt. Ich versuche einfach zu funktionieren. Deswegen sage ich euch wieder, seid dankbar und diesmal seid dankbar für eure Gesundheit. Vielleicht hör ich mich an wie eine alte Frau, aber dieses Jahr habe ich gelernt Gesundheit ist das wichtigste. Seid dankbar dafür, wenn ihr gesund seid und wenn eure Liebsten gesund sind. Wenn das gegeben ist, dann kann man alles andere schaffen. Krankheit ist das schlimmste was Menschen passieren kann. Das raubt uns alle Kräfte – den Kranken und den Angehörigen. Wahrscheinlich kann man das nicht nachvollziehen; über was ich spreche; wenn man Krankheit nicht selbst erlebt hat oder Angehöriger war; weil das so ein schreckliches, Leben zehrendes, zeitraubendes Unterfangen ist.

 

 

Tief einatmen und ausatmen. Ich besinne mich jetzt erneut. Komme zu einem Ende. Ich werde euch nix wünschen und mir wünsche ich auch nichts mehr.  Am 01.01.2021 wird nichts Neues passieren, es wird so weitergehen wie an dem Tag davor.

Es gibt Dinge, die wir selber beeinflussen können und das ist großartig. Diesen Dingen sollten wir positiv entgegentreten und an diesen Dingen sollten wir arbeiten, denn diese Dinge liegen eben offensichtlich in unseren Händen. Und es gibt Dinge im Leben, die können wir nicht verändern, die stürzen über uns ein und wir müssen diese akzeptieren und auf diese Dinge sollten wir uns nicht konzentrieren.

 

Eure Emi <3

Es ist das einzig Richtige

Ich dachte, ich hätte mit dir alles, was ich gesucht habe. Aber so war es nie. Du warst nicht alles. Du warst nicht das was ich gesucht habe. Du warst nichts davon. Das zu verstehen, d a s zu verstehen – ja es tut nicht nur weh, es bricht mich. Zu verstehen, dass ich nie glücklich mit dir war, weil wir nicht das Richtige für einander waren – tut heute immer noch so unfassbar weh. Aber ich will, dir keine Vorwürfe machen. Du hast keine Schuld. Wir wussten es nicht besser. Ich dachte, alles mit uns wäre richtig. Du wärst richtig. Wir wären richtig. –  So hat es sich angefühlt. Zwei Menschen zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Ich war überzeugt.

Du hast nichts hinterfragt. Irgendwann kam dann die Ernüchterung.

Wir sind falsch.

Doch ich konnte mich nicht lösen. Zu sehr hing ich noch an den Gefühlen, die mir vorgaukelten, dass wir richtig sind. Und erst als die Kraft fehlte mir das weiter einzureden, konnte ich loslassen, woran du schon lange nicht mehr hieltest. Man fühlt sich irgendwie betrogen, wenn man realisiert, dass man nicht das für den Gegenüber war, was er für einen war – alles.

Ich weiß schon länger, dass ich dir nichts bedeutet habe, dass du mich schon längst vergessen hast, kein Wort mehr über mich verschwändest – doch trotzdem denke ich noch jeden Tag an dich und doch bin ich enttäuscht, obwohl es wirklich überflüssig ist.

Durch dich, mit dir und ohne dich habe ich mich so allein gefühlt. Ich fühle mich immer noch so allein. Einsam. Verlassen. Verraten. Von allen. Es ist ein Schmerz, den ich körperlich spüre. Ich bin schon mein ganzes Leben allein. Und bei dir dachte ich, endlich jemanden gefunden zu haben, der mich versteht, so wie du dachtest, in mir jemanden gefunden zu haben, der dich versteht. Wir wollten beide nicht mehr allein sein. Wir dachten beide, wir wären das einzig Richtige. Wir waren überzeugt. Doch wir sind falsch. Zusammen sind wir falsch.

Und klar zu kommen, wenn das was du für richtig hieltst plötzlich das Falsche ist, braucht Zeit. Wie, wenn man als Kind versteht, dass die Sonne beim Autofahren nicht hinter einem her fliegt, sondern die Sonne einfach riesig groß ist und man sie aus allen Blickwinkeln sehen kann – nur in traurig.

Dich zu lieben, da war ich überzeugt, sollte mich erfüllen. Dich zu lieben, sollte mich glücklich machen, da war ich überzeugt, doch es war das einzig Falsche.