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Die Abenteuer von Barnabas dem Gefährlichen und Emi Erdbeer Episode 5: Die Mission des Paralelluniversums oder das Schicksal von Barnabas und Emi

Nach einer Weile standen sie immer noch zu dritt in dieser dunklen Kammer und außer dem Surren des Computers war nichts zu hören. Schließlich sammelte sich Emi: „Hör mal, wie heißt du überhaupt?“

„Mein Name ist Negrüj.“

„Nun Negrüj, warum wir? Gibt es nicht noch ein Universum was das erledigen kann? Und wieso sollte es überhaupt gerettet werden? Uns konnte auch niemand retten.“

„Nun ihr müsst wissen, zwar gibt es unendlich viele Universen, aber das Leben ist so unwahrscheinlich und zufällig, dass es tatsächlich nur drei Universum gibt auf denen Leben existiert, so wie wir es kennen. Die anderen Universen sind entweder noch nicht so weit, oder haben alles Leben schon ausgerottet. Die Universen mit Leben, dass ist zum einen dieses, unser Universum, wir nennen es Alpha. Dann ist da das Universum in dem Enero noch nicht zerstört ist – Beta und schließlich das dritte Universum Gamma, dort habt ihr euch nie kennengelernt, weil ihr in der Version keine Superkräfte habt, ehrlich gesagt seid ihr in dieser Version tot, weil der Krieg auch da ausgebrochen ist. Also bleibt nur noch ihr Alpha-Emi und Alpha-Barnabas.“

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Die Abenteuer von Barnabas dem Gefährlichen und Emi Erdbeer Episode 4: Das Geheimnis der Festung am Rande des Universums

In dieser Episode erfahrt ihr warum genau Ino Icco und Oni Occi wichtig sind, was in der Festung bewacht wird, ob Barnabas und Emi das überleben, was das Schicksal wirklich macht und vieles mehr. Natürlich werden wieder zich neue Fragen aufgeworfen, denn was wäre das Leben ohne ungeklärte Fragen? Man hätte gar nichts wonach man streben könnte, kein Wissen, dass man erfahren kann und keine Neugier Dinge zu erforschen.

Barnabas und Emi trafen sich, wie verabredet nach drei Stunden in ihrem Zimmer – Zimmer 44. Angeblich kein Tourismus und doch mindestens 44 unbewohnte Zimmer. Es war eingerichtet wie in diesen ganzen Zukunfts-Space-Aktion-Sci-Fi Filmen – clean, weiß, unpersönlich, Hochglanz, kahle Wände und Schrankfronten, Fenster waren abgedunkelt. Emi lag mit Schuhen auf dem weißbezogenen Bett (damit sie im Falle eines Falles schnell flüchten kann) und kaute Mentos.

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Die Abenteuer von Barnabas dem Gefährlichen und Emi Erdbeer Episode 3: Besuch des Rands des Universums

Unsere beiden Lieblings Space-Kriminellen flohen vom Rathaus und flogen eine Weile, bis sie sich in Sicherheit befanden. Sie ließen Zeit vergehen und die Sache sich beruhigen. Sie wussten genau, dass sie nicht das größte Problem der Universianer waren, dass sie nach einer Zeit von ihnen ablassen würden und, dass sie ihr Leben weiter so leben konnten wie zuvor – eben genau so wie sie es wollten. Der Haftbefehl würde nach einer Zeit im digitalem Papierkram verschwinden.

Sie flogen mal hier und dort hin, um Proviant zu kaufen, immer verkleidet und blieben nie lange an einem Ort, sondern lebten fortan in ihrem kleinem klapprigem Schiff. Emi, naiv und fröhlich wie ein kleines Kind, ließ den Gedanken an den Rand des Universums, auch nach dieser Zeit nicht los.

 

„Kommst du mit?“, sie klimperte mit den Wimpern.

Barnabas biss in sein Brötchen und sagte schmatzend: „Wie kann ich dich allein lassen?“

Emi legte ihre Hand auf seine und warf ihm mit der anderen einen Luftkuss zu.

„Wie lautet der Plan für die Reise?“, fragte er.

„Puuh der Bär…“

Barnabas grinste. „Weißt du selbst noch nicht, was?“

„Gar nicht wahr! Der Plan sieht folgendermaßen aus Kapitän: Wir schauen uns die Karte von Oni und Ino an, also eher du schaust dir die Karte an, ich hab das schon getan. Wir lassen das Schiff die Karte analysieren und eine Route berechnen und dann…“

„Bevor wir das tun, müssen wir das Schiff reisetauglich machen.“

„Du hast recht. Und wie?“, sie schaute ihn mit großen Augen an.

„Du hast echt kein Plan von Raumschiffen …“, er schüttelte den Kopf und ging rüber zur Steuerzentrale, „Komm her! Siehst du, hier ist für extra doofe ein Hologramm vom Schiff und die kaputten Stellen leuchten rot. Wir brauchen neue Teile für die Flügel. Ich muss mir die Batterie anschauen und die Scheinwerfer sollten wir auch auswechseln, die flackern immer so.“

„Das war’s?“, sie lächelte ihn unwissend an.

„Emi, das ist nicht wenig.“, abermals schüttelte er den Kopf.

„Na gut und wo fangen wir an?“

„In der nächsten Galaxie kenne ich einen guten Mechaniker, der wird den Großteil für uns erledigen.“

„Haben wir noch so viel Geld übrig?“

„Mach dir darüber keine Sorgen, er schuldet mir noch einen Gefallen.“

„Für was?“

„Ich hab ihm geholfen aus dem Polizeigewahrsam zu flüchten.“

„Wann war das denn?“

„Noch vor unserer Zeit, ja das muss kurz bevor ich auf die Erde gekommen bin, gewesen sein.“

„Spannend was man so erfährt…“

Barnabas nickte zustimmend.

„Aber was hast du dann bei den Superhelden gemacht? Du warst von Anfang an kein scheiß Superheld!“

„Du meinst die Selbsthilfegruppe? – Bewährungsauflage.“

„Wieso erfahre ich das erst jetzt?“

„Du hast nie gefragt.“

„Bewährung für was?“

„Ausbruch, und anfänglich saß ich wegen Betrug.“

„Bandit!“, Emi lachte, stoppte aber sogleich, „Aber wie kriegt man für Ausbruch lediglich Bewährung?“

„Du musst lediglich einen guten Anwalt haben und einen kurupten Richter kennen.“

„Es hält dich wohl nicht lange an einem Ort. Wieso hältst du es schon so lange mit mir aus?“

„Wir reisen doch ständig an verschiedene Orte“, er küsste sie, „und du bist mindestens genauso ein Ganove wie ich.“

„Halunke. Wo ist denn dein Mechaniker?“

Barnabas schaltete den Space-Schub ein und lenkte das Schiff in Richtung Utkonos. Ein sonderbarer Planet, auf dem seit Jahrtausenden riesige Riesen und kleine Zwerge in Frieden und Harmonie leben. Die einzige Regel ist, dass Zwerge und Riesen keine Kinder kriegen dürfen. Eine echt unschöne Sache sage ich euch, diese Missgeburten werden sofort vernichtet. Du darfst einen Riesen vögeln, wenn du ein Zwerg bist, aber sobald Nachwuchs kommt, ist Schluss. Und da der Verkehr zwischen den Spezies eben nicht verboten ist, kommt das öfter mal vor, dass ein Riesenzwerg auf die Welt kommt. Manchmal schaffen es die Eltern sogar samt Baby zu flüchten, dann wird ihnen auch nicht hinterhergejagt, sehr menschlich – ich meine universianerlich.

Nach ein wenig hin- und herfahren durch die Nachbarschaft, fanden sie die kleine Werkstatt von Barnabas Freund Idna.

„Ja Mahlzeit!“, sagte Idna, der über dreieinhalb Meter groß gewachsen ist, als Emi und Barnabas reinkamen.

„Mahlzeit!“, rief Barnabas und sie schüttelten sich fröhlich die Hände.

„Was führt dich nach Utkonos?“, fragte der Mechaniker.

„Du.“, antwortete Barnabas.

„Und was führt dich zu mir?“

„Sie.“, er zeigte auf Emi.

„Und was führt sie zu mir?“

„Das.“, sie zeigte auf das Schiff in der Auffahrt.

„Und was führt das Schiff zu mir?“

„Jetzt reicht es aber.“, Barnabas lachte, „Die Flügel müssen neu verkleidet werden, wir brauchen neue Scheinwerfer und die Quantenbatterie tut es, glaube ich, nicht mehr lange, schau dir das mal an. Und schau, was du sonst noch alles finden kannst.“

„Hast du Zeitdruck?“, fragte Idna.

„Nö, oder?“, er blickte zu Emi, die schüttelte den Kopf.

„Dann seid doch bitte meine Gäste.“, er zeigte zur Treppe hinter sich, „Fühlt euch ganz wie zu Hause.“

„Überall wo wir sind, ist unser Zuhause. Wir haben kein richtiges Zuhause.“, sagte Barnabas.

„Dann umso besser.“, Idna winkte die Beiden nach oben.

Barnabas und Emi verbrachten einige Tage auf Utkonos, während Idna das Schiff reparierte, und schmiedeten Pläne, wie sie am sichersten zum Rand des Universums kommen können. Diesmal verrate ich euch den Plan. Sie würden sich noch einige weitere Tage bei Idna ausruhen, bevor sie zur Reise aufbrechen. Sie haben sich um einiges vom Space-Rathaus entfernt, in die Richtung müssen sie, um wieder auf Kurs zum Rand des Universums zu gelangen. Ein Wurmloch müssen sie überwinden, um einen großen Teil der Strecke zu schaffen – einen großen Teil der Strecke auf dem nichts ist – Space-Vakuum. Wenn sie diesen Abschnitt geschafft haben, haben sie noch ein elektromagnetisches Feld zu überwinden und das wars dann – ein Klacks.

 

„Der Rand des Universums?“, Idna machte große Augen.

„Ja.“, sagten Emi und Barnabas im Chor.

„Ihr seid bescheuert!“, Idna lachte, „Ihr seid komplett wahnsinnig! Und bei dem Mist helfe ich euch?“

„Ganz genau.“, Barnabas grinste.

„Wieso musst du mich in solche Sachen immer reinziehen?!“

„Du hast doch gar nichts damit zu tun! Du reparierst lediglich mein Schiff – ohne Kontext.“

„Woher habt ihr überhaupt die Karte?“

„Von Ino und Oni.“, sagte Emi stolz.

„Vollidioten übrigens.“, ergänzte Barnabas.

„Ino und Oni – Vollidioten?“, sagte Idna verblüfft.

„Das ist nebenbei erwähnt deren Schiff, nicht unseres.“, sagte Barnabas.

„Ihr habt ihnen noch das Schiff abgezockt?“, er schaute zu Emi rüber – die nickte. Barnabas und Emi lachten.

„Was machen wir jetzt wegen dem Feld?“, hackte Emi nach.

„Kriegen wir alles hin.“, Idna hob zur Beruhigung die Hand, „Ich baue euch einen Neutralisator ein, das müsste reichen.“

„Gut.“, Barnabas und Emi waren zufrieden mit den Aussichten von Idna.

 

„Und was macht ihr, wenn ihr angekommen seid? Wie wollt ihr reinkommen?“, fragte der riesige Mechaniker Barnabas und Emi. Sie waren unten in der Werkstatt. Idna arbeitete am Schiff die beiden Space-Kriminellen ohne Schulabschluss schauten ihm über die Schulter und besprachen ihren Plan ausführlicher, die Karte vor sich ausgebreitet.

„Wir schauen aus einiger Entfernung, wie die Situation aussieht und handeln spontan. Wir gucken, ob da überhaupt was ist und wie gut es bewacht ist. Wir schauen, wie die aussehen und entweder gehen wir mit weißer Flagge direkt selbst rein oder schicken erst einen Brief mit einer Drohne ans Tor.“, sagte Emi.

„Und was soll da drinstehen?“

„Dass wir in friedlicher Absicht kommen und einfach sprechen wollen, ob sie uns nicht reinlassen würden und wenn nicht dann verpissen wir uns wieder.“

„Und wenn sie euch wirklich nicht reinlassen?“

„Ja dann verpissen wir uns wieder.“

„Echt? Der ganze Weg umsonst?“, Idna schaute vielsagend zu Barnabas rüber.

„Zumindest wissen wir dann, dass da Spießer wohnen.“, antwortete er.

„Hängt ihr das an die große Glocke?“

„Ich weiß nicht. Emi, hängen wir das an die große Glocke?“

„Ne“, Emi schüttelte den Kopf, „Wozu? Glaubt uns doch eh keiner. Bleibt es halt unser kleines Geheimnis.“

„Und was, wenn ihr reinkommt?“

„Dann sprechen wir mit ihnen über ihre Geschichte, was sie da machen und so weiter, falls sie mit uns darüber reden wollen.“

„Und was, wenn ihr sterbt?“

„Dann können wir es eh nicht mehr ändern.“

„Und was ist, wenn nur einer von euch beiden stirbt?“

Barnabas und Emi verging schlagartig das Grinsen, sie schluckten – daran hatten sie nicht gedacht.

„Dann werde ich auch sterben.“, verkündete Emi.

„Du bist bescheuert. Wozu?“, Barnabas verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was soll ich ohne dich?“

„Meine Beerdigung organisieren natürlich.“

„Und wenn die vorbei ist? Was soll ich dann ohne dich?“, sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Mich rächen!“, er haute seine Faust auf den Tisch.

„Du bist bescheuert. Und wenn es bloß ein Unfall war? Was soll ich da rächen?“

„Ich sterbe bei keinem blöden Unfall.“

„Was machst du dann ohne mich?“, Emi verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sterben.“, sagte Barnabas.

Sie verdrehte die Augen.

„Emi du hast doch eine Uhr mit der du die Zeit steuern kannst? Kannst du Barnabas nicht so retten?“, versuchte Idna zu schlichten.

„Den Tod kann ich nicht steuern. Tot ist tot. Wenn ich es versuchen würde, dann kommt das Schicksal und erledigt es anders und nimmt mir meine Uhr weg.“

„Oh…“, Idna räusperte sich.

„Der hat auch kein Chill da oben.“, Barnabas brachte nur ein offensichtlich nervöses Lachen hervor.

„Nun ja, ihr schafft das schon! Ich bin mir sicher.“

„Dein Wort in Schicksals Ohr Idna!“, hauchte Emi.

 

Ihr müsst wissen, in dieser Welt ist das Schicksal nicht nur eine imaginäre Macht, die, vielleicht oder vielleicht auch nicht, das Universum steuert. Nein das Schicksal hier ist ein mächtiges wahrhaftiges Wesen, welches aufpasst, dass das Universum nicht aus dem Ruder läuft. Es passt auf, dass so Leute wie Emi ihre Kraft nicht missbrauchen und falls doch, schreitet das Schicksal ein. Das Schicksal mag so Leute wie Emi nämlich nicht, die haben zu viel Macht, deswegen ist das Schicksal sehr vorsichtig und aufmerksam in dieser Hinsicht. Das Schicksal hat im Gegenzug noch größere Macht (ironisch nicht wahr?), es kann die Gegenwart überall im Universum sehen, sowie die Zukunft und Vergangenheit. Es kann durch Raum und Zeit reisen und den Lauf der Dinge verändern und verfügt über Leben und Tod. Ich würde mich nicht mit dem Schicksal anlegen. Es ist also nicht wie bei uns, dass alles schon vom Schicksal vorherbestimmt ist, sondern du hast deinen freien Willen und kannst im Prinzip machen was du willst und auch deine Macht missbrauchen, aber sobald du das tust, kommt das Schicksal und bringt alles wieder in Ordnung. Also in Ordnung in seinem Interesse, es wird von niemanden gesteuert, es handelt frei, nach eigenen Werturteilen, es gehört auch nicht der Politik der Universianer an. Es ist ein unabhängiges Produkt des Universums. Das Schicksal hat seinen eigenen Plan wie es im Universum laufen soll und kein Wesen ist mächtiger, um sich da irgendwie einmischen zu können, will man auch gar nicht. Man hat das Schicksal akzeptiert, seine Werte und Wege Dinge zu tun. Die Universianer haben sich damit abgefunden.

Ihr fragt euch bestimmt, ob Emi schon mal Probleme mit dem Schicksal hatte. Das ist eine Geschichte für sich wert, aber so viel sei verraten: ja und das nicht nur einmal, deswegen weiß sie auch, dass wenn sie noch mal etwas Blödes macht, sie ihre Uhr abgenommen bekommt (normalerweise beseitigt das Schicksal nur den Schaden und bestraft die Leute nur im äußersten Fall).

Wie es aussieht, fragt ihr? Ja schön ist das Schicksal nicht, aber das habt ihr euch sicher schon gedacht. Es ist ein riesengroßer Schleimklops, ein dunkelgrüner schleimiger, fetter, stinkender Schleimklops. Zum Reisen löst sich das Schicksal in grünen giftigen Dampf auf, verschwindet und taucht dann zu der Zeit, an dem Ort, zu dem es möchte, wieder als Dampf auf und formt sich wieder zum Schleimklops. Echt ekelig – ich weiß.

 

„Wann bist du denn mit dem Schiff fertig Idna?“

„Heute Abend sollte alles doppelt überprüft und fertig sein. So dass ihr morgen früh aufbrechen könnt.“

„Das heißt leider ein letztes Mal duschen in der absurd großen Regendusche.“, Barnabas und Emi schauten sich an.

„Ja leider… Bitte nicht so laut. Bei aller Liebe.“, Idna verdrehte die Augen und widmete sich wieder dem Schiff.

Die beiden gingen grinsend hoch in Idnas Wohnung.

 

Barnabas und Emi lagen eng umschlungen im Bett und beobachteten die Sterne.

„Was ist, wenn einem von uns wirklich was passiert?“

„Emi… nicht sowas schon wieder. Lass uns nicht darüber nachdenken!“

„Aber sollten wir nicht darauf vorbereitet sein?“

„Ich will nicht vom Schlimmsten ausgehen.“

„Wir gehen ja auch nicht davon aus, wir überlegen nur was wäre wenn.“

„Wir haben so viel gefährliche Scheiße gemacht, das werden wir auch schaffen, auch wenn sich vielleicht einer von uns den Arm bricht. Und vielleicht, weißt du, ja vielleicht sind sie ja auch ganz nett.“

„Davon können wir doch nicht ausgehen.“, sie seufzte.

„Emi Erdbeer! Es ist Schluss jetzt! Wo ist dein naiver Optimismus? Komm, es ist Schlafenszeit!“

„Ich liebe dich.“

Barnabas küsste sie und hauchte: „Ich dich auch.“

 

Acht Stunden gesunden Schlaf und einem Schäferstündchen später, nach einem Spiegelei von Idna zubereitet, saßen Emi und Barnabas in ihrem Schiff und flogen Richtung Rand des Universums. Sie flogen schnell und alles lief nach Plan. Nach einigen Wochen erreichten sie den letzten Planeten, auf dem sie tanken konnten, bevor sie ins fast unendliche Space-Vakuum aufbrachen. Barnabas stand an der Zapfsäule, Emi holte noch ein paar Snacks – also einen Vorrat für einige Monate. Zum Glück hatten sie eine Schrumpfpistole, sonst hätte das alles gar nicht in das Schiff gepasst. Es war gesorgt für reichlich Chips und Weingummi und Space-Knisterbrause — müsst ihr echt mal probieren, wenn ihr die die Gelegenheit dazu bekommt.

Und jetzt folgt für die beiden ein monatelanger Weg durchs Space-Vakuum, der sich für euch wie drei Zeilen zum Lesen anfühlen wird – unfair, findet ihr nicht auch?

Ich finde schon, deswegen müsst ihr etwas mit den beiden leiden: Sie wechselten sich mit dem Fliegen ab, auch wenn der Autopilot aktiviert war, mussten sie regelmäßig alles kontrollieren, so dass immer nur einer schlafen konnte. Zu zweit auf einem Schiff und doch immer allein. Ab und zu waren sie zusammen wach und da konnten sie mal zusammen essen oder reden oder ihr wisst schon was tun, aber die wertvolle Zeit, die beide wach waren, mussten sie meistens dafür nutzen, dass der eine oben im Steuerungsraum war und der andere im Motorkeller, um das Schiff zu warten, Oni und Ino haben den beiden echt eine Schrottkiste hinterlassen. Idna hat das Teil zwar echt auf Vordermann gebracht, aber um wochenlang non-stop mit Space-Schub zu fliegen, dafür war es ganz sicher nicht gemacht. Barnabas Mechaniker des Vertrauens hatte den beiden handwerklich besonders Unbegabten einen Crash-Kurs zum Thema Spaceschiffwartung gegeben. Der eine machte sich dabei Notizen und die andere kaute Kaugummi – aber ich will keine Namen nennen.

Nun und so verging ein Dreivierteljahr und sie näherten sich endlich dem Rand des Universums, also der Hälfte der Strecke, denn dort, in den Tiefen des Space-Vakuums, verbarg sich ein Wurmloch, welches Barnabas und Emi die Strecke um ein Erhebliches verkürzte.

Wurmlöcher sind schon eine tolle Sache, also wenn sie künstlich erschaffen sind – von den Universianern, dann können sie echt deinen Arsch retten und dich von A nach B bringen oder vom Arsch des Universums bis zum noch viel weiterem Arsch des Universums. Ob schon mal jemals jemand durch dieses Wurmloch gereist ist? Höchstwahrscheinlich, denn jemand hat es auch erschaffen. Aber zu welchem Zweck? Damit Barnabas und Emi genau jetzt damit reisen konnten? Ich weiß es nicht, ich bin kein allwissender Erzähler – aber das habt ihr euch wahrscheinlich schon gedacht.

 

„Barnabas! Wach auf! Es … es ist gleich so weit.“

Er reibte sich die Augen, gähnte und streckte sich.

„Barnabas! Siehst du da vorne ist das Wurmloch.“

„Ja schön. Als hätte ich noch nie ein Wurmloch gesehen.“

Sie schaute ihn an.

„Es ist dein erstes Wurmloch.“, stellte er fest.

„Nun… ich bin noch nicht so weit rumgekommen wie du.“

Er lachte, drehte sich um und zog die Decke über den Kopf.

„Muss ich irgendwas machen? Die Luft anhalten? Mich anschnallen? Einen Knopf drücken? Beten?“

„Emi komm mal her.“, sie legte sich zu ihm, „Du musst gar nichts machen, der Autopilot ist an, ein Wurmloch ist auch nicht viel anders als ein Space-Schub, nur halt ein bisschen schneller.“

„Du willst mich doch nur beruhigen. Was ist mit den ganzen Unfällen, von denen ich gelesen habe?“

„Unfälle passieren Amateuren. Und ich bin ganz sicher kein Amateur.“

„Barnabas, aber ich bin ein Amateur.“

„Nein“, er atmete laut aus, „Emi du bist ein Space-Krimineller-Kek, aber kein Amateur.“

„Was ist, wenn wir sterben?“

„Emi.“, er seufzte und lachte gleichzeitig.

„Barnabas.“, sagte sie ängstlich und drückte ihn fester an sich.

Nach einem kurzen Schweigen sagte Barnabas: „Weißt du eigentlich, dass ich panische Angst vor dem Tod habe?“

„Du? Aber du bist Barnabas der Gefährliche.“

„Und doch habe ich Ängste.“

„Bist du ihm etwa begegnet?“

 

Ihr habt es erraten, der Tod ist in dieser Geschichte, sowie das Schicksal, real – ein reales Wesen. Der Tod ist kein gruseliger, großer Mann mit Umhang und Sense. Der Tod ist viel mehr die Verkörperung deines absoluten Ichs. Der Tod ist nämlich absolut, wie wir vorhin gelernt haben, gibt es kein zurück. Und du siehst den Tod als dich selbst, wie du sein wolltest vor dem Tod und im Idealfall auch bist. Du siehst eine erfolgreiche, schöne, alte Person, die in Würde geht – und sie erscheint dir und macht deine Augen zu, genauso kitschig wie in all den Filmen, und das ist dann dein Tod. Man bringt sich im Prinzip selber um. Und entweder bist du glücklich, weil du sozusagen dein Spiegelbild siehst oder enttäuscht, weil du nicht so sein konntest wie der Tod. Man erzählt sich, wenn man Glück hat, bekommt man einige Minuten, um mit dem Tod zu sprechen, denn diese Verkörperung ist real – der Tod ist wirklich diese Person, die du immer sein wolltest und du kannst sie alles fragen, fragen was schiefgelaufen ist, also was heißt diese Person … die Erinnerungen, die diese hypothetische Person hat, sind real und der Tod kennt sie, weil er dich kennt.

Und jetzt fragt ihr euch sicher was nach dem Tod passiert, und wenn nicht, ist mir das auch egal, ich weiß es nämlich nicht, ich weiß nicht was nach dem Tod passiert, wer bin ich schon? – Gott?!

 

„Ja.“

„Was? Das ist unmöglich! Wie bist du ihm entwischt?“

„Vor langer Zeit, ich muss noch ein Jugendlicher gewesen sein, war ich unterwegs zu einem Wurmloch.“

„Das fängt ja vielversprechend an.“, sie knuffte seine Schulter.

„Und das Schiff hatte eine Panne, es hatte ein Leck. Ich wurde bewusstlos. Ich dachte, das wäre es, das ist mein Ende – Barnabas der Gefährliche verloren in einem Wurmloch, auf der Flucht vor den Space-Bullen. Und dann sah ich ihn – mich. Ich sah mich. Ich war alt und grau, aber noch gut in Schuss. Ich kam auf mich zu und ein kleines schnelles Lächeln flog über mein Gesicht, also sein Gesicht. Er und ich wussten genau Bescheid. Er wollte mir helfen. Ich wollte mir helfen.“

„Wie? Wie konnte er das tun? Ihr könnt das Schicksal nicht verarschen.“

„Aber das Schicksal weiß nichts davon, es war eine Sache zwischen uns, zwischen mir.“

„Das Schicksal weiß alles.“

„Ich war in einem verdammten Wurmloch – das Schicksal weiß nicht alles.“

„Doch mit Sicherheit.“

„Tod ist Tod – und stärker als dein blödes Schicksal. Du hast einen richtigen Komplex, weißt du das? Das sollte man untersuchen lassen. Eure Geschichte musst du mir auch mal erzählen.“

„Ein ander‘ mal.“, sie drückte die Lippen zusammen.

„Nun … der Tod und ich, wir wussten beide, dass heute kein Tag war, an dem Barnabas der Gefährliche sterben würde. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Also fragte ich ihn, wie er mir helfen würde. Er sagte, dass er sich einfach umzudrehen bräuchte und zu gehen, damit hätte er mir dann nicht die Augen geschlossen und ich wäre nicht tot.“

„Das wars?“

„Ja. Er war schon dabei sich umzudrehen, da hielt ich ihn mit meinen Kräften auf und fragte, was denn nun nach dem Tod passieren würde. Er sagte, man wacht auf als der Tod. Das was ich sehe, ist nur eine Verkörperung, aber im Grunde genommen ist er nicht ich, sondern der Tod – er macht nur seinen Job. Und wenn ich tot bin, werde ich zum Tod und töte als eine Verkörperung, von einem der gerade seinen Löffel abgibt.“

„Düster.“, Emi überkam eine Gänsehaut, die sie versuchte abzuschütteln.

 

Spannend was man so erfährt.

Barnabas drehte sich zu ihr: „Ich denke es ist Zeit zum Aufstehen, das Wurmloch liegt schon längst hinter uns.“

„Bist du sicher? Ich hab gar nichts gemerkt.“

„Sag ich doch – wie Space-Schub. Gleich müssten wir auf das elektromagnetische Feld treffen. Mal sehen, ob Idnas Neutralisator auch wirklich funktioniert.“

„Total unrealistisch, dass das Wurmloch so ein Leichtes war.“

„Was?“

„Ich mein ja nur.“

Er verdrehte die Augen und sprang aus dem Bett. Barnabas setzte sich ans Steuer und schaltete den Autopiloten aus.

„Wozu?“, sie musterte ihn.

„Ich muss jetzt schnell und flexibel handeln, ich brauch keinen Autopiloten. Reich mir nochmal die Karte.“, sie reichte ihm grinsend die Karte und er studierte sie ausführlich.

„Ist das für dich alles nur ein Spiel?“

„Nein, niemals. Ich lasse den Meister am besten in Ruhe arbeiten.“, sie wollte kehrt machen und was Essbares in der Küche suchen.

„Wir sind da.“, flüsterte er – er klang etwas überwältigt.

Wie ein Raubtier auf der Jagd stürzte Emi zum Frontfenster und drückte sich die Nase an der Scheibe platt. „Wir sind da.“, hauchte sie, sodass die Scheibe beschlug, sie nichts sehen konnte und wild mit dem Ärmel drüber wischte.

Es ist recht dunkel im Universum, müsst ihr wissen. Aber das was ich sehen kann, ist eine riesige Energiekugel um ein Space-Schloss, es hat keine Ähnlichkeit mit einem Menschen-Schloss, aber wenn ich Space-Schloss höre, würde ich es mir so vorstellen. Riesig, mit zich hohen, schmalen Türmen, alles glänzend – ohne Balkone oder Drachen, aber mit Fensterfronten und landenden und startenden Raumschiffen, um schnell von einem Flügel des Schlosses zum anderen reisen zu können – oder auch mal raus aus der Kugel?

Die Weisen des Rands des Universums hatten sie wohl noch nicht bemerkt, jedenfalls kamen noch keine Raketen oder brennende Feuerbälle zu ihnen geflogen – brennende Feuerbälle sowieso nicht, dafür bräuchte man Sauerstoff, ihr Hampelmänner. Nun Barnabas flog ganz langsam immer näher zur Oberfläche und ließ das Schiff die Energiekugel scannen.

„Wir kommen da nicht durch.“, sagte er anschließend.

„Das heißt unbemerkt können wir uns nicht reinschleichen.“

„Richtig. Plan weiße Flagge?“

„Plan weiße Flagge!“, Emi drückte auf einen weißen, leuchtenden Knopf links neben ihr.

 

Plan weiße Flagge ist echt unspektakulär, aber was anderes bleibt den beiden nicht übrig. Sie haben keine Wahl – sie sind machtlos. Der Plan steckt eigentlich im Namen, sie projizieren eine leuchtende Hologramm-weiße-Flagge über ihr Schiff und warten bis ihnen jemand die Tür aufmacht. Sie klopfen sozusagen direkt an, so sind sie unsere Space-Banditen, direkt mit dem Kopf durch die Wand oder die Energiekugel. Barnabas und Emi wollen ja nicht unbedingt etwas von den Weisen, deswegen wäre es unschlau in feindlicher Absicht zu kommen und sich alles unter den Nagel reißen zu wollen. Und ja, falls ihr euch fragt, das Symbol der weißen Flagge ist bei den Universianern universell.

Sie warteten mit blinkender weißer Flagge in der Steuerungszentrale.

„Wie aufgeregt auf einer Skala von null bis Emi?“

„Zwei Emis.“, sagte sie.

„Sie müssten uns schon längst gesehen haben.“

„Sie überlegen bestimmt noch was sie machen sollen.“

„Dann sollen sie schneller überlegen.“

„Vielleicht hatten sie wirklich noch nie Gäste.“, Emi musste schmunzeln bei dem Gedanken daran.

„Ich meine, gut ich kann es ihnen auch nicht übelnehmen, wir könnten auch ein trojanisches Pferd sein, mit einem Virus oder so, der die Weisen auslöscht und die Macht über ihre Festung übernimmt.“, Barnabas versank in Gedanken.

„Barnabas? Blinkt da etwa das Funkteleon?“ (Funk-Telefon für Raumschiffe)

Barnabas schaute runter, dann zu Emi und wieder runter. Sie stürmte zu ihm und schubste ihn zur Seite.

„Du darfst sie doch nicht warten lassen.“

Sie ging ran: „Ja?!“

„Identifizieren sie sich!“, sagte eine Roboterstimme.

„Bei mir ist Barnabas der Gefährliche und ich bin Emi Erdbeer. Wir sind nur zu zweit.“

Die Stimme verlor die Fassung und lachte: „Fesoj hast du das gehört? Emi Erdbeer und Barnabas der Gefährliche sind hier.“, man hörte ein fernes Lachen, die Stimme räusperte sich, „Ich meine ehm was wollen sie?“, sie klang jetzt weniger roboterhaft, eher wie jemand der versucht, seine Stimme tiefer zu verstellen.

Barnabas und Emi schauten sich verdutzt an.

„Ehm was wir wollen?“, Emi druckste herum. Barnabas zuckte mit den Schultern. Emi setze sich in den Steuersessel: „Ich will ganz offen zu ihnen sein. Barnabas und ich kommen von Enero und verbrachten eine lange Zeit auf der Erde, als Kriegswaffen der amerikanischen und sowjetischen Armee. Wir haben uns durch Zufall kennengelernt und es stellte sich heraus, dass wir die gleichen Träume haben und wohl beide die gleichen Legenden über den Rand des Universums gehört haben.“, sie schaute zu Barnabas rüber, „Wir wollten alle uns offenen Fragen klären, wir sehen es nicht ein unwissend zu sterben. Wir sehen auch, sie leben lieber abgeschottet, aber Ino und Oni haben uns von euch erzählt und uns eine Karte gegeben, die uns bis hier hingeführt hat. Was wir wollen? Nun wir wollen unsere Fragen klären, wenn wir dürfen. Wir wollen mit euch sprechen.“

„Ihr kommt also um zu reden?“, die Stimme lachte und schaltete die Roboterstimme aus, „Interessant. Kommt rein.“

„So einfach?“, Emi kniff sich in den Oberarm.

 

Die Roboterstimme legte auf und mit einem Blitz verschwand die Energiekugel und Barnabas flog das Schiff weiter Richtung Schloss. Sobald sie die Grenze passiert hatten, schloss sich die Kugel wieder hinter ihnen. Auf einer der Landeplätze erleuchtete plötzlich eine weiße Flagge, sie wussten, was das bedeutete und steuerten direkt darauf zu.

„Oni und Ino? Die Plappermäuler! Wo sind sie jetzt?“, sagte ein junger Universianer mit weißem langem Gewand und grüner Haut.

Barnabas und Emi starrten sich an. „Sie machen Urlaub.“, sagte Barnabas etwas zu hastig.

Der Typ im Gewand zog eine Augenbraue hoch. „Nun gut. Das ist auf jeden Fall der sogenannte Rand des Universums. Und nur unter uns, es geht natürlich noch viel weiter.“

„Viel weiter?!“, flüsterte sie.

„Warum guckst du so? Fallen deine Augen raus?“, fragte sie der Typ.

Barnabas lachte, stach Emi mit dem Finger in die Seite, überholte sie und ging nun neben dem Weisen im weißen Gewand her.

„Wie ist euer Name eigentlich?“, Barnabas versuchte die Aufmerksamkeit von Emis herausfallenden Augen zu lenken.

„Oh verzeiht mir. Ich heiße Retep.“

„Was macht ihr hier in dieser Festung.“

„Leben.“

„Aber warum darf niemand wissen, dass ihr hier seid?“

„Aber es wissen doch alle. Ihr spracht von Legenden.“

„Dürft ihr die Kugel verlassen?“

„Natürlich. Aber wieso sollten wir? Hier gibt es alles was wir brauchen.“

„Wollt ihr gar nicht sehen, was es sonst noch alles im Universum gibt?“

„Wir haben Internet. Und nirgends ist es besser als hier.“

„Aber anders.“, warf Emi ein, sie ging die ganze Zeit völlig perplex hinter den beiden her.

„Welchen Ort würdet ihr mir empfehlen?“, er blickte sie von der Seite an.

„Immer der Nase nach. Will niemand andere Wesen im Universum kennen lernen? Etwas entdecken?“, fragte sie.

„Nein, nicht wirklich. Wir sind ziemlich zufrieden hier.“

„Wie kamt ihr hier hin? Wer hat die Festung gebaut? Wie sieht eure Kultur aus? Wie ist eure eigentliche Sprache? Wie sieht eure Gesellschaft aus? Wie lebt ihr? Erzählt mir alles!“

„Denkt ihr, hier ist das Paradies? Wo niemand arbeiten muss und alle friedlich Kumbaya am Lagerfeuer singen? Seid ihr deswegen gekommen? Auf der Suche nach einem besserem Leben?“, er beäugte sie prüfend.

„Nein.“, sie rümpfte die Nase, „Ich suche Antworten.“

Barnabas drängelte sich wieder zwischen sie: „Warum seid ihr trotzdem so ein Geheimnis? Niemand war je bei euch.“

„Oni und Ino sind ständig hier.“

„Wie alt sind sie überhaupt? Sie meinten, sie sind steinalt.“

„Dreitausend Jahre.“, antwortete Retep, als wären Ino und Oni noch blutjung.

Barnabas schluckte.

 

„Hier könnt ihr nächtigen. Da ist der Ausgang zur Stadt. Schaut euch gerne um.“, er zeigte auf eine Tür mit der Nummer 44 und dann den Flur runter zur Milchgalstür nach draußen.

„Danke für eure Gastfreundschaft. Hätte es mir nicht erträumen lassen, dass ihr so gechillt seid.“

„Wie sollen wir sonst sein?“

„Wir dachten, ihr knallt uns schon vor den Toren ab.“

Retep lachte: „Wieso sollten wir?“. Sie gingen in Richtung Ausgang.

„Weil wir Fremde sind und euch böses wollen könnten.“

„Hat Oni und Ino nicht erwähnt, dass wir das Schicksal erschaffen haben?“

„Erschaffen?“

„Wir wissen fast so gut wie alles. Auch, dass ihr keine Gefahr für uns seid und Oni und Ino immer noch leben.“

„Alles…“, sie guckte hoch zu Retep, „Oni – Ino.“

„Mädchen deine Augen.“, er drehte sich zu Barnabas, „Ihre Augen fallen gleich raus! Macht sie das oft?“

„Ab und zu.“, er lächelte verlegen.

„Wegen Oni und Ino braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Das Schicksal hat sie gerettet. Sie werden noch von Nutzen sein.“

„Heißt das alle Universianer könnten euch theoretisch besuchen kommen?“

„Klar, warum nicht. Das ist keine geheime Festung.“

„Und warum benimmt sich jeder außerhalb der Energiekugel so?“

„Wir leben eben sehr abgeschieden. Die Leute haben vielleicht Angst davor. Keine Ahnung was bei euch falsch gelaufen ist.“

„Ihr sorgt aber irgendwie auch nicht für Aufklärung, wenn ihr doch so eine große Macht habt, wie du sagst.“

„Ist das unsere Aufgabe? Wir brauchen keine Touristen für unsere Wirtschaft.“

„Was ist mit einem Bildungsauftrag? Die Leute wissen nicht mal mit Sicherheit, dass ihr real seid.“

„Ist das unser Problem, wenn die frohe Kunde nicht bei allen Planeten angekommen ist?“

Barnabas setzt an, um etwas zu sagen, ließ es aber dann doch sein. Einen kurzen Augenblick geschah nichts außer die vielsagenden Blicke zwischen Barnabas und Emi.

 

„Retep, wir würden uns gerne alles anschauen. Aber wie finden wir dich wieder, falls wir noch Fragen haben und Emi wieder sprechen kann?“

„Ihr findet mich zuhause. Ich wohne, wenn ihr hier über den Platz geht, hinter dem rotem Baum, rechts abbiegen und dann über die Brücke, im grünen Haus.“, er schaute zu den beiden rüber, „Habt ihr nicht verstanden, oder?“

Sie schüttelten den Kopf.

„Ach“, er seufzte, „hier ein Navileon. Meine Adresse ist eingespeichert.“ (Navileon = Navigationsgerät im Universum)

„Bis später Retep!“, sie winkten und verschwanden durch die Tür. Muss wohl so eine Art Hotel sein, wo man sie untergebracht hat. Wofür? Wenn sie doch keine Touristen haben. Und dann auch noch direkt in der Stadtmitte, ich meine Festungsmitte. Von außen sieht es aus wie ein zusammenhängendes Gebäude, aber im Innenhof ist eine riesige Grünfläche, mit kleinen Häuschen. Retep hat noch erzählt, dass da die Regierungsbeamten wohnen. Warum wurden Barnabas und Emi keine Fragen gestellt? Ach ja, die Weisen wissen ja alles – dann wussten sie, dass Emi und Barnabas kommen würden – sie wurden nicht aufgehalten – wieso? Weil jeder zum Rand des Universumd darf? Das glaubt ihr wohl selber nicht. Das heißt, die Weisen haben irgendein Plan für Barnabas und Emi.

 

„Emi kommt dir das ganze hier auch so spanisch vor?“

„Ne erinnert mich eher an Grönland oder vielleicht den Planeten Tröftes. Warst du da schon mal?“, sagte sie unaufmerksam.

„Nein, ich meine den Typen und alles hier – ist seltsam. Sie sind so nett und ich weiß nicht. Der Ort ist mir nicht ganz geheuer. Und er hat gesagt Oni und Ino sind noch am Leben und werden noch nützlich sein – wie verrückt ist das.“

„Papalap. Es ist einfach neu und aufregend. Du bist übermüdet und überwältigt, nach einer Dusche und Schlaf geht es dir gleich besser. Ich hoffe sie duschen. Ich hoffe sie schlafen. Ich hoffe sie schlafen in bequemen Betten. Wir hätten uns das Zimmer vorher anschauen sollen. Was wenn sie so eine Art Vampir sind? Ich hoffe sie essen auch und haben was Essbares für uns. Sie sehen relativ normal aus, bis auf die Hautfarbe. Ich hoffe, die hiesige Sonne ist nicht irgendwie giftig. Vielleicht liegt es auch am Wasser – ich hoffe nicht.“, Emi brabbelte immer weiter, Barnabas erkundete die Gegend mit Adleraugen.

„Heißt das, dass das Schicksal für die Weisen arbeitet? – Und doch nicht unabhängig ist.“, sagte sie dann auf einmal leise.

„Na jetzt verstehen wir uns! Ich sage doch, dass das hier alles komisch ist.“

„Das heißt, sie schicken das Schicksal überall hin, um die Drecksarbeit zu machen. Alles passiert so wie sie es wollen.“, sie war ganz apathisch.

„Emi deine Augen schon wieder… Aber wenn sie böse wären, dann hätte er uns das doch nicht erzählt, oder?“, Barnabas wollte sich wieder beruhigen.

„Oder er weiß, dass wir hier nie wieder wegkommen und es egal ist was wir wissen. Das Schicksal mag so Leute wie mich nicht. Was ist, wenn sie unser Raumschiff schon einschmelzen?“, sagte Emi jetzt hysterisch.

„Du bist so ein Verschwörungstheoretiker. Der Umgang mit Menschen tut dir nicht gut.“

„Du hast doch damit angefangen, dass es hier so komisch ist.“

„Ja, aber ich dachte eher an sowas wie Experimente mit anderen Universianern, Waffen für die Regierung, geheime Magie. Und keine Verschwörung gegen das ganze verfickte Universum.“

„Langweilig.“, sie drehte sich weg.

„Und realistischer.“

„Im Universum ist alles realistisch.“, sie setzte sich an einen Springbrunnen. Sie steckte eine Hand rein und betrachtete sie, ohne sich zu bewegen.

„Schaust du jetzt, ob deine Haut grün wird?“

„Sieht bis jetzt alles normal aus.“, sie holte die Hand aus dem Wasser.

Barnabas rollte mit den Augen und seufzte laut: „Und damit muss ich mich abgeben?!“

„Was machen wir jetzt bezüglich der Verschwörungstheorie?“

„Haben wir irgendwelche Beweise bezüglich der Theorie?“, fragte Barnabas.

„Nur dein komisches Gefühl, dass hier etwas komisch ist.“, antwortete Emi schnippisch.

„Sollen wir dem auf den Grund gehen?“

„Du meinst beim mächtigsten Volk des ganzen Universums herumspionieren? – Klar warum denn auch nicht.“, sie pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Gut, dass wir uns da einig sind.“, er lächelte verstohlen.

„Barnabas bist du wahnsinnig? Wir sollten sehen, dass wir lebend von hier wegkommen. Du wolltest doch von vornherein nicht her.“

„Was ist, wenn wir aufdecken, was hier gespielt wird?“

„Dann bist du immer noch kein scheiß Superheld und die murksen dich ab und das Schicksal löscht das Gedächtnis der Universianer mit einem Blitzdings, wie bei Men in Black und niemand wird von deiner genialen Aktion wissen.“, Emi spritzte ihn mit dem Wasser aus dem Springbrunnen ab.

„Ey und mit sowas muss ich mich abgeben?“

„Musst du nicht. Geh doch auf deine Mission, pass auf, dass du nicht schon vor dem Abendessen verreckst.“

„Wir sehen uns in drei Stunden im Zimmer.“, Barnabas salutierte, wie ein Idiot und verschwand im Dickicht. Emi machte sich auf den Weg zu Retep, um ein offenes Gespräch mit ihm zu führen. Vielleicht verplappert er sich oder er ist ganz ehrlich, und Barnabas spinnt nur.

Das ist doch jetzt nicht der Ernst dieser beiden Vollschwachmaten? Die wollen echt die Weisen ausspionieren… Ich muss dazu sagen, ich habe ein paar Informationen zurückgehalten – bin doch kein so unwissender Erzähler wie ihr dachtet – ha. Nun … ja … die Weisen! Die Weisen leben offensichtlich schon sehr lange in ihrer blöden Festung und ihr dachtet es euch bestimmt schon, bewachen das was sich hinter der Festung befindet und was das ist verrate ich euch natürlich noch nicht – ätschibätsch. Und, weil eben keiner wissen soll, was und das sie etwas bewachen, ist ihre Existenz ein Mysterium. Jetzt wisst ihr auch, warum das Schicksal unabhängig von den Universianern ist, weil es abhängig von den Weisen ist. Die Weisen sorgen durch das Schicksal, unter anderen, dafür das ihr Geheimnis sicher ist. Woher sie ihre Macht haben, fragt ihr euch? Nun fragt euch lieber was sie bewachen… Ob sie nun böse sind, überlegt ihr? Ihr stellt euch echt die falschen Fragen. Was ist schon richtig und falsch? Ob Oni und Ino die beiden absichtlich hier hingeführt haben? Gute Frage! Ob Barnabas und Emi es lebend von dieser Festung schaffen – das wollt ihr wissen? Das ist die richtige Frage und das erfahrt ihr in der nächsten Episode, wenn es wieder heißt: die Abenteuer von Barnabas dem Gefährlichen und Emi Erdbeer, diesmal mit Episode 4: Das Geheimnis der Festung am Rande des Universums.

Die Abenteuer von Barnabas dem Gefährlichen und Emi Erdbeer Episode 2: Ein Ausflug zum Space-Rathaus

Barnabas und Emi waren unterwegs im All zum Space-Rathaus. Den größten Teil der Strecke hatten sie schon hinter sich, sie mussten nur noch den Meteoritengürtel des Planeten Magsin überwinden und genau dahinter befand sich das Ziel ihrer Begierde. Doch diese letzte Etappe barg Schwierigkeiten: Unsere beiden Protagonisten flogen mit unsagbarer Geschwindigkeit in den Meteoritengürtel, ohne auch nur den Anschein eines Bremsmanövers zu machen.

„Wir fliegen mit unsagbarer Geschwindigkeit in den Meteoritengürtel, ohne auch nur den Anschein eines Bremsmanövers zu machen.“, gab Barnabas von sich. Sie überschätzen die Kraft ihres Schiffes maßlos und die Folge davon war, dass die Meteoriten das Schiff stark beschädigten und so mussten die beiden auf Magsin notlanden. „Wir haben die Kraft unseres Schiffes maßlos überschätzt und müssen jetzt Notlanden.“, sagte Emi besorgt zu Barnabas.

Weit weg von jeglicher Zivilisation an einer verlassenen Space-Tankstelle in der Pampa hofften sie Material für die Reparatur zu finden. Sie stiegen aus ihrem Raumschiff und sahen sich um.

„Wie ich sehe, seid ihr Landratten hier gestrandet?! Können wir euch vielleicht irgendwie behilflich sein?“, fragte ein Fremder, der mit einem verheißungsvollen Lächeln auf sie zu kam. Barnabas und Emi schauten sich vielsagend an, weil sie genau wussten, wer vor ihnen stand: Oni Occi und hinter ihm Ino Icco – die zwei berühmtesten und gefährlichsten Space-Piraten im ganzen Universum. Der andere dürre, mit einer großen Narbe über dem Auge, der aus dem Schatten von Oni Occi hervortrat, sagte, nachdem Barnabas und Emi zögerten: „Wir haben gesehen, dass euer Schiff neue Teile braucht und uns ist langweilig. Nun und zudem wissen wir, wie wir euch helfen können. Spielen wir doch einfach um das Schiff des jeweils anderen, so hat jeder was davon.“

Barnabas blieb ganz cool: „Und ihr wollt einfach so euer Schiff für zwei fremde Gestrandete aufs Spiel setzten? Was macht ihr dann ohne Raumschiff?“

Oni, der etwas dicklich daherkam: „Wenn wir aber gewinnen, dann kriegen wir euer Schiff, das ist bestimmt zehntausend Space-Taler wert.“

Ino, für was ihn Oni in die Seite stach, fügte hinzu: „Und wahrscheinlich werden wir auch gewinnen!“

„Dann haben wir ja gar nichts von der Aktion. Emi das Lohnt sich nicht. Lass uns von hier verschwinden.“, Barnabas drehte sich um.

„Wartet! Wartet!“, Oni hielt Barnabas mit seinen dicken Wurstfingern an der Schulter, „Nicht so schnell ihr Landratten, wenn ihr gewinnt, kriegt ihr unser Schiff und diese Karte. Die bringt euch bis zum Rand des Universums.“

Barnabas Augen leuchteten und Emi musste sich zusammenreißen, dass ihr der Kiefer nicht ganz tief runterklappte. Ihr Entdeckerdrang war geweckt. Man erzählte sich allerlei Sagen und Mythen über den Rand des Universums, keiner weiß, wo er ist, noch war je jemand in der Nähe davon, geschweige denn, dass jemand da war. Diese Sagen und Mythen sind aber eher Fantasien, die von Generation zu Generation weitererzählt werden. So in der Art wie, dass am Rand des Universums ein gänzlich neues, uns unbekanntes Universum existiert, mit anderen physikalischen Regeln – keine Schwerkraft und so. Aber das ist nur eine von vielen Geschichten und eine absurder als die andere.

„So eine Karte gibt es nicht.“, Emi winkte ab.

„Sieh selbst!“, Ino reichte sie ihr.

„Warum solltet ihr so einen Schatz aufs Spiel setzten?“, sie schaute sich die Karte beiläufig an, als würde es sie gar nicht interessieren, doch in Wirklichkeit, stellte sie sich schon vor, wie sie zusammen mit Barnabas auf den Weg dorthin ist.

„Ohne ein gutes Schiff ist die Reise dorthin sinnlos, guck dir unseres an! Wir kommen mit dem Schrottteil niemals so weit. Wir brauchen Geld.“, sagte Oni.

„Dennoch ist das kein kluger Einsatz von euch. Wenn die Karte wirklich das ist, was sie zu sein scheint … aber ihr seht nicht aus als wärt ihr nicht klug.“, entgegnete Barnabas, aber schlau sehen die auch nicht aus, dachte er für sich.

„Die Karte kann niemals echt sein.“, sagte Emi, die Karte Ino zurückgebend, „Wenn sie echt wäre, würde das heißen, dass jemand schon mal da gewesen sein muss, aber wie wir wissen, ist das nie passiert.“

„Und was ist, wenn ich euch sage, es wohnen Leute da.“, Oni stach Ino wieder in die Seite.

Barnabas und Emi lachten: „Wie soll da jemand wohnen? Es ist der Rand des Universums da ist doch nichts mehr.“

„Der Rand des Universums wird von den Weisen bewacht, weil das was sich dahinter verbirgt, nicht für normal Sterbliche gedacht ist, vor allem nicht für Menschen.“, er ließ seine Hände in einem Bogen vor Emis Gesicht ziehen.

„Ino wieso erzählst du diesen Landratten alles?“, Oni stämmte die Hände in die Seiten.

Der zuckte mit den Schultern: „Sonst glauben die uns nicht und wir können nie spielen.“

„Woher zur Hölle wisst ihr eigentlich davon?“, fragte Emi.

„Kleine, wir sind so alt, so eine Zahl kannst du dir nicht mal vorstellen. Wir wissen noch viel mehr, als du träumen kannst.“, antwortete Oni geheimnisvoll.

Emi hob eine Braue, sah zu Barnabas rüber, der nickte ihr zu.

„Also meine lieben gelangweilten Spieler – was wollt ihr überhaupt spielen?“, fragte der Gefährliche, wie sie ihn auf der Erde nannten.

„Space-Dart.“, Ino und Oni grinsten, „In einer Stunde in der Kneipe hinter der Tanke.“

Barnabas und Emi hatten gar keine Gelegenheit zu antworten, da waren die beiden schon in der Kneipe verschwunden.

„Und jetzt?“, fragte Emi genervt.

„Jetzt entspannen wir uns und in einer Stunde gewinnen wir dieses Match, du Erdbeerkuchen.“

„Pff nur, weil du Telekinese kannst und ich ein bisschen mit der Zeit spielen kann, heißt das noch lange nicht, dass wir eine Chance haben.“

„Doch natürlich! Wir schaffen das locker, wir brauchen nur eine Taktik.“

„Du weißt doch genauso gut wie ich, wer die beiden sind. Denkst du nicht, dass sie noch bessere Tricks als wir haben werden?“

„Unser Vorteil ist, dass sie mit unseren gar nicht rechnen werden, sie halten uns für Otto-Normal-Menschen von der Erde.“

„Und wenn schon. Ich glaube, das bringt uns nichts.“

„Sei mal nicht so Emi! Das wird alles schon klappen.“

Gesagt – getan – die beiden erarbeiteten eine hochkomplexe und raffinierte Taktik, mit der sie Ino Icco und Oni Occi in Space-Dart besiegen wollten. Space-Dart ist jedoch ganz anders als Erden-Dart, plus die detaillierte Taktik von unseren Amateur-Kriminellen, deswegen spare ich euch die Erklärung (es liegt nicht daran, dass ich zu faul bin mir was geniales auszudenken, um zu erläutern, wie Emi und Barnabas die Space-Piraten besiegen werden, daran liegt es nicht, es ist das Beste für euch, glaubt mir. Space-Dart ist furchtbar chaotisch, jede Farbe der Dartpfeile hat eine unterschiedliche Bedeutung zu unterschiedlichen Spielständen, nur um ein kleines Detail dieses verwirrenden Spiels zu nennen).

Nun in der Space-Kneipe angekommen, spielten die vier zunächst ganz ausgeglichen, erst als Emi für einen Kniff die Zeit anhalten wollte, stellte sich ihr ein Problem – es funktionierte nicht. Sie schaute Barnabas mit großen Augen an: „Warum kann ich die Zeit nicht anhalten?“

Oni lachte: „Die Zeit anhalten? Seid ihr doch keine Menschenratten?“

Ino grinste. Barnabas versuchte sie mit Telekinese bewegungsunfähig zu machen – aber auch er war auf diesem Planeten kraftlos.

„Was jetzt?“, rief er zu Emi rüber.

„Warum funktionieren unsere Kräfte nicht? Habt ihr was damit zu tun?“, sagte sie zu den beiden, eine Hand an ihrer Waffe.

„Von wo kommt ihr denn überhaupt?“

„Enero.“

„Das hätte ich mir denken können.“, Oni setzte sich auf einen Barhocker, der neben der Dartscheibe, an der Wand stand.

„Was bedeutet das?“

„Das klingt vielleicht sehr albern, mag sein, weil wir nur in einem Comic existieren, aber auf Magsin herrscht ein umgekehrtes Magnetfeld mit, wie der Name schon verrät, viel Magnesium und das wirkt sich aufeinander aus und blockiert eure Kräfte, aber lasst euch gesagt sein – unsere auch.“

„Warum hängt ihr dann auf so einem Planeten ab, wo eure Kräfte nicht funktionieren?“

„Weil es hier viel Geld zu holen gibt, wie ihr am eigenen Leib erfahrt und viele Bodenschätze.“

„Sollen wir nicht weiterspielen?“, brachte Ino ein, der jetzt an der Reihe wäre.

„Ja dann mal los, was sollen wir machen, Abmachung ist Abmachung.“, antwortete Barnabas und packte sich an die Stirn.

Ino schoß und traf ins Schwarze.

„Ich hab es dir doch gesagt Barnabas.“, Emi war stinksauer.

Barnabas äffte sie nach und feuerte seinen nächsten Schuss ab – der ebenso die volle Punktzahl erreichte.

„Ich habe es dir doch gesagt!“, sagte er stolz eine Grimasse ziehend. Emi war die nächste und versämmelte ihren Schuss total. So ging das die nächsten zwei Stunden weiter: Ino und Oni räumten alles ab, Barnabas schlug sich nicht schlecht und Emi traf halt ab und zu die Scheibe. Ihr dachtet unsere Helden gewinnen? Pustekuchen. Das ist kein Superheldenfilm. Nun jedenfalls mussten die beiden ihr Schiff, was auf den Namen ‚Ghost‘ getauft war, abgeben.

„Euer Schiff ist in guten Händen, wir werden es bei der nächsten Möglichkeit verkaufen und uns mit dem Geld Teile für unser Schiff kaufen und weiter auf räuberische Abenteuer gehen.“

„Viel Spaß dabei!“, spottete Emi ironisch.

Was Ino und Oni nicht wussten, ist, dass Emi und Barnabas (nicht immer aber manchmal) einen Plan B hatten – sie hatten einen Sender im Schiff der Piraten platziert und den Empfänger bei sich, so können sie das Schiff der Piraten immer orten und sobald sie nicht mehr auf diesen blöden kraftlosen Planeten Magsin waren – könnten sie das getunte Piraten-Schiff erobern. Ihr dachtet unsere Helden haben keinen Ausweg aus diesem Schlamassel? Falsch gedacht. Sie hatten sogar noch genügend Geld, um sich ein fliegendes Space-Motorrad zu holen, plus zwei coole Raumanzüge mit Helm. Sie flogen wieder ein Stück weg vom Space-Rathaus auf einen anderen Planeten und warteten auf den richtigen Moment.

Ich könnte euch jetzt erzählen wie die beiden ihr Schiff wieder bekommen haben, mit viel Action und Witz, aber das wäre doch auf Dauer echt langweilig, deswegen erzähle ich euch was anderes, was danach passiert ist: Nun, Emi und Barnabas saßen im geklauten Raumschiff, von den gefährlichsten Space-Piraten im Universum – was wahrscheinlich Emi und Barnabas zu den gefährlichsten Space-Piraten im Universum macht – jedenfalls saßen sie da MIT der Karte, die angeblich bis zum Rand des Universums führt. Dieser Ort ist Schauplatz von so vielen Legenden und Geschichten und allseits bekannt in der Gesellschaft der Universianer (so nennt man alle Lebewesen im Universum). Barnabas und Emi hatten schon oft darüber gesprochen, sowie auch jetzt: „Ich habe mir die Karte angeschaut Barnabas, und es ist zwar noch ein weiter Weg, aber so weit vom Space-Rathaus ist es auch wieder nicht, dass wir es nicht schaffen würden, und wir können uns nicht entgehen lassen herauszufinden, ob den Quatsch den Ino und Oni erzählt haben auch wirklich stimmt. Was ist, wenn dort wirklich Weise leben, denen können wir all unsere Fragen stellen und noch so viel mehr lernen…“

„Emi wer sagt denn, dass uns auch nur irgendjemand in die Nähe dieses Ortes, geschweige denn zu den Weisen lässt? Wie stellst du dir das vor? Wir kommen vorbei und klopfen?“

„Ich denke nicht, dass sie allzu oft Besuch bekommen, vielleicht freuen sie sich.“, sie zuckte mit den Schultern.

„Wie naiv bist du eigentlich? Die werden uns vermutlich schon weit vor ihren Toren abschießen.“

„Das gehört zu meinem fiktiven Charakter.“

„Dann schüttel es ab.“

„Geht nicht, so wurde ich geschrieben.“

„Blödsinn.“

„Doch ehrlich. Und du wurdest so großkotzig geschrieben.“

„Bullshit-Kacke.“

„Du meinst Space-Bullshit-Kacke.“

„N‘ dicken Scheiß meine ich. Hör auf damit.“

Emi lachte. „Du denkst also nicht, dass wir die Karte nutzen sollten? Was wenn wir die Ersten sein werden? Und wenn wir sterben – sterben wir als Legenden.“

„Wie blöd bist du eigentlich? Die ersten sind wir sowieso schonmal gar nicht, wenn die Karte stimmt. Und Legenden werden wir höchstens, weil wir das Schiff von Oni und Ino geklaut haben und irgendwie waren die gar nicht so schlau, wie ich dachte.“

„Aber Barnabas was, wenn die Karte von einem von den Weisen selbst ist und er sich unter die Universianer gemischt hat, und wollte das jemand den Weg zu ihnen findet.“

„Was für ne Space-Bullshit-Märchen-Kacke.“

„Es wird genauso passieren! Glaub mir! Ich weiß es! So wurde es prophezeit!“

„Du meinst bestimmt geschrieben…“, Barnabas rollte mit den Augen.

„Barnabas warum biste denn jetzt so?“

„Emi ich bin einfach nicht so naiv wie du. Was ist eigentlich mit dem Space-Rathaus? Wollen wir da nicht mehr hin? Das war doch unser Traum!“

„Ich weiß nicht mehr… wir haben so oft über den Rand des Universums gesprochen.“

„Ja, aber über das Space-Rathaus auch! Wir sollten unsere Pläne nicht wegen so einer blöden Karte aufs Spiel setzten!“

„Du hast ja Recht, aber trotzdem…“

„Nichts trotzdem!“, und Barnabas schaltete den Space-Schub ein und sie flogen mit halber Lichtgeschwindigkeit Richtung Space-Rathaus, das Zentrum des Universums.

„Ist das jetzt dein Ernst? Du lässt dir dieses Abenteuer entgehen und fliegst zum popeligen Space-Rathaus?“

„Das Space-Rathaus ist dafür ein sicheres Abenteuer, niemand weiß was uns am Rand des Universums erwartet und jetzt hör auf zu labbern!“

„Barnabas du bist doof!“

„Du bist viel doofer.“

„Und du am dööfsten!“

 

Und so flogen sie, aber nicht lange, weit war es nämlich nicht mehr. Hinter dem Meteoritengürtel von Magsin hatten Barnabas und Emi ihre Kräfte wieder und erblickten endlich die große in regenbogenfarben fluoreszierende Kuppel des Space-Rathauses, die überdeckt war mit großen Hexagonen aus purem Platin, welche sich majestätisch aus den Staubwolken der Meteoriten erhob und immer größer wurde.

„Wow…“

„Da staunst du aber, nicht?!“, Barnabas stach sie in die Seite.

„Ja natürlich, aber ich lasse den Rand des Universums noch nicht los. Ich werde mich dort hinbegeben – mit dir oder ohne dich.“

Barnabas schmunzelte, schüttelte den Kopf und kümmerte sich um das Landemanöver.

Das Space-Rathaus – unendliche Weiten – fast so groß wie Saturn, aber als schwebendes, mit Chrom besprühtes Space-Gebäude im All. Wie ein Octopus der seine Tentakel ausbreitet – breiteten sich die verschiedenen Abteilungen neben der zentralen Kuppel aus. Und auf den jeweiligen Abteilungen war jeweils ein Landeplatz und auf einem von denen nahmen Barnabas und Emi Platz. Unter ihnen gab es fünfzehn Stockwerke Raum für Space-Bürokratie, welche genauso spannend ist wie Erden-Bürokratie.

„Nun Kapitän, wie gedenkest du hineinzugelangen?“

„Pass auf Erdberrtörtchen! Nichts leichter als das!“

Sie gingen zur Tür, welche durch einen Iris-Scanner gesichert war – Old-school.

Nun jedenfalls kamen sie nicht rein und nur wenige Sekunden nach ihrem missglückten Versuch das Space-Rathaus zu betreten, öffnete sich ein kleiner Schlitz in der Tür und ein neonorangenes Auge mit dreieckiger Pupille starrte sie an.

„Wer sind sie und was wollen sie?“, gab es mit zischender Stimme von sich.

„Guten Abend, mein Name ist Sabanrab Harmlos und das ist meine Kollegin Emma Salty. Wir haben heute Ino Icco und Oni Occi gefangen genommen, sehen sie das Schiff? Das gehört den beiden und die sitzen gefesselt darin. Salty und ich dachten wir geben sie gleich hier ab, es gibt doch extra Shuttles zum Space-Gefängnis, für Steuerhinterzieher. Ich denke, für die beiden machen sie doch bestimmt eine Ausnahme, oder?“ (Einen dicken Scheiß hatten Barnabas und Emi die beiden im Kofferraum dabei. Sie haben sie bewusstlos geschlagen und auf Neumond (ein Planet nicht weit von hier) gefesselt, ohne Kohlenstoff, dem Sauerstoff der Space-Piraten und dort zurückgelassen.)

„Sie denken ganz schön viel Sabanrab Harmlos. Warum zeigen sie mir nicht ihren Ausweis und den ihrer Kollegin gleich mit. Sie scheint so still.“

Er fing an zu suchen: „Der Schein trügt, eigentlich plappert sie unaufhörlich, wie ein Wasserfall – ziemlich nervig.“, er suchte und plapperte immer weiter. Emi schaute ihm gespannt zu, nicht sicher wohin mit sich und ab und zu zum Wesen hinter der Tür grinsend.

„Ich hab nicht ewig Zeit Herr Harmlos.“

Auf das Stichwort ließ Emi die Zeit anhalten.

„Hat ja ganz schön lange gedauert.“

„Tschuldigung Herr Kommissar.“, sagte sie angeblich ganz zahm.

„Das Grinsen kannst du dir sparen.“, er warf ihr noch einen bösen Blick zu, den konnte er aber nicht lange halten und musste selbst lachen.

Sie scannten das Auge der Angestellten, mit ihrem Gerät und durch eines ihrer Space-Gadgets konnten sie es dem Iris-Scanner an der Tür als echtes Auge verkaufen und das Tor öffnete sich. Die beiden schoben diese vorsichtig beiseite und traten ein. Sie mussten nicht weit gehen, da gingen bzw. standen zwei Beamte im Flur, wahrscheinlich gerade unterwegs zu irgendeiner langweiligen Besprechung, den Akten unter ihren Achseln nach zu Urteilen. Barnabas schnappte sich ihre Ausweise und Marken und ließ diese, mit ein paar Änderungen, im portablen 3D-Drucker drucken. Emi konnte es sich nicht verkneifen den beiden die Schnürsenkel zu öffnen, aber sonst verließen sie die beiden wie sie sie vorgefunden hatten.

„Das hätten wir sein können Barnabas. Aber sieh was aus uns geworden ist – Kriminelle.“

„Space-Kriminelle haben auch mehr Spaß als Space-Polizisten.“

„Da hast du Recht.“

Nun so schnell wie sie reingekommen waren, so verließen sie das Space-Rathaus wieder und hielten ihre frisch gefälschten Ausweise vor den Türschlitz. Emi ließ die Zeit wieder laufen.

„Na wird’s bald…“

„Da sind sie doch – unsere Ausweise.“, sie hielten die noch vom Drucken warmen Fälschungen vor den Türschlitz.

„Entschuldigung Herr Harmlos.“, sie öffnete die Tür, „Moment – aber warum funktioniert der Scanner nicht? Sie sind doch zugelassen?“

„Oh der… der ist sicher kaputt gegangen. Die Kollegen aus der Rechtsabteilung gehen damit immer so forsch um.“

„Das wird es wohl sein.“, sie kratzte sich mit ihren Krallen am langen Kinn, „Das muss ich direkt weitergeben.“

Barnabas und Emi blickten sich zufrieden an und traten selbstbewusst in die Eingangshalle des Y-Flügels (ja sie sind alphabetisch sortiert und ja es gibt 26 Flügel und ja die Universianer benutzen das menschliche Otto-Normal-Alphabet). Die Kreatur an der Tür mit dreieckigen Pupillen, Krallen und einer Perlenkette machte sich von dannen und Emi fragte was sie jetzt tun wollen.

„Was? Du wolltest doch hier hin und alle offenen Fragen des Universums stellen und die Leute, die hier arbeiten nerven. Wir sind nur deswegen hier.“

„Und dich interessieren diese Fragen also gar nicht? Wir haben uns doch immer darüber unterhalten. Und sowas selbstloses würdest du außerdem niemals tun.“

„Was meinst du?“

„Alleine wegen mir hier hinfahren – wenn es nicht auch in deinem Interesse liegt.“

„Stimmt, ich wurde ja geschrieben als selbstsüchtiges Arschloch. Jedenfalls im A-Flügel ist die Auskunft, dort kannst du deine Fragen stellen, aber die werden dich wahrscheinlich direkt in die Bibliothek schicken, die ist im B-Flügel.“

„Die größte Bibliothek im Universum – kannst du dir das vorstellen?“

„Nein, deswegen lass uns da direkt hin.“, Barnabas packte ihren Arm und zog sie mit sich.

Sie stürmten durch den langen Korridor hinter der Eingangshalle, am Ende angekommen war dort eine noch größere Halle. Alles war aus Chrom. Es war die zentrale Halle unter der Kuppel, sie hatte zich Fahrstühle, welche nicht nur nach oben und unten fuhren, sondern auch zwischen den Flügeln wechselten, was den Weg natürlich erheblich erleichterte. Das Space-Rathaus ist nicht von unten nach oben, wie ein normales Erden-Hochhaus, aufgebaut, sondern von oben nach unten, das heißt der erste Stock ist ganz oben und der 15. ganz unten – ihr habt es verstanden. Für unsere kriminellen Space-Helden, die ganz oben ankamen, ging es nun mit dem Fahrstuhl zum B-Flügel in den dritten Stock und alles ohne Umsteigen. In diesem Stockwerk und den drei darunterlegenden ist nämlich die historische Space-Abteilung – vier ganze Stockwerke nur über das Universum, seine Geschichte, seine Entstehung. Im Space-Rathaus haben sie natürlich keine Otto-Normal-Menschen-Bücher, alles ist auf Space-Tablets (genau solche durchsichtigen aus Glas, wie in den ganzen Science-Fiction Filmen) gespeichert.

Barnabas und Emi schnappten sich ein paar davon, setzten sich an einen Tisch und ließen die Hologramme ihnen das Universum erklären. Sie staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, wie groß das Universum wirklich ist, wie es wirklich entstanden ist, was die schwarze Materie ist, was in einem schwarzem Loch ist, was vor dem Universum war, wie viel Leben es wirklich gibt und wie unbedeutend die Menschen auf der Erde sind. Aber über den Rand des Universums – nichts. Wahrscheinlich ein Staatsgeheimnis, was vor der Universum-Bevölkerung geheim gehalten werden soll. Die Universianer scheint das aber nicht wirklich zu stören, Platz ist im Universum genug da. Die Regierung, welche hier im Space-Rathaus sitzt, hält alles unter ihrer Kontrolle, so dass die Bewohner keinen Grund zur Aufregung haben.

Stunden später hatten Barnabas und Emi all ihre Fragen geklärt, die bekommene Info luden sie sich auf ihre Space-Gadgets, doch bevor sie gingen, schauten sie sich noch auf den anderen Etagen der Bibliothek um. Jede Menge Steuern- und Anwaltskram, Politik, Kunst- und Musikgeschichte, Technikgedöns, Karten – sehr, sehr viele Karten (die Universianer mussten wohl auch, wie die Menschen früher, ohne GPS auskommen). Beeindruckt verließen die beiden unechten Space-Polizisten den B-Flügel und begaben sich wieder in die zentrale Halle unter der Kuppel.

„Und nu?“, fragte diesmal Barnabas.

Emi starrte die große Tafel mit den sechsundzwanzig Flügeln und ihren Etagen an (oder dadurch?).

„Space-Rathaus an Emi. Hallo, ist jemand zu Hause?“

Sie starrte, atmete flach und bewegte sich nicht. Er schüttelte sie, sie erwachte und schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht.

„Spinnst du?“, riefen sie beide gleichzeitig.

Emi fasste sich an den Kopf und lachte: „Ich war einfach kurz überwältigt von den Dingen, die wir erfahren haben. All die Fragen, all die Fragezeichen – weg.“

„Alle?“, hackte er nach.

„Der Rand des Universums?“, sie schmunzelte, „Dahinter kommt auch bald ein Ausrufezeichen.“

 

Sie bogen wieder in den Y-Flügel – Richtung Ausgang. Da kam ihnen wieder die komische Gestalt von der Tür vorhin über den Weg.

„He! Herr Harmlos! Wo sind Ino und Oni?“

„Ach die…“, er kratzte sich am Hinterkopf, „die sind wohl auf dem Weg aus dem Schiff ausgebrochen – ärgerlich, aber machste‘ nichts. Wir waren eben oben und haben den Papierkram erledigt und ein Kopfgeld auf die Beiden ausgesetzt.“

Die Kreatur schien das Ganze zu verdauen. „Nun gut.“

Emi und Barnabas wollten schon wieder weiter als: „Aber der Iris-Scanner war gar nicht kaputt.“

Sie rannten los und lachten, als sie sicher im Schiff angekommen waren.

Die Abenteuer von Barnabas dem Gefährlichen und Emi Erdbeer Episode 1: Treffen der anonymen Superhelden

An einem verregneten Donnerstagnachmittag in L.A. saßen die verschiedensten und ungewöhnlichsten Superhelden der Umgebung in einem Stuhlkreis in einer alten unbenutzten Sporthalle. Unter ihnen war unter anderen Wolverine, Flash, Hulk, Superman und Captain America – sowie Barnabas der Gefährliche und Emi Erdbeer. Die Superhelden erzählten von ihrem schweren Alltag und wie es ist die Anonymität konsequent zu wahren und nicht am Narzissmus zu zerbrechen. Alle Anwesenden waren sehr aufgeschlossen, ehrlich und nahmen die Veranstaltung ernst. Nur Emi und Barnabas (die sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht kannten) schwiegen die ganze Sitzung über und lauschten demütig den Erzählungen der großen Helden, verloren keinen Mucks und verkniffen sich zwischendurch ein Kichern. Nach dem unglücklichen ersten Treffen bei den ASH (anonyme Superhelden) bedienten sich unsere Hauptfiguren, wie auch alle anderen, am Keks- und Chips-Büffet. Als Barnabas schon alle Chips leer gefuttert hatte und sich gerade auch noch den letzten Keks greifen wollte, reichte es Emi endgültig und sie hielt die Zeit an.

Das ist ihre Superkraft – die Kontrolle über die Zeit. Mit Hilfe einer Armbanduhr, die in fremden Händen bloß eine Uhr ist, ohne die Emi aber machtlos ist. Mit der Uhr ist sie aber fast unbesiegbar. Sie kann (wie wir gerade gelesen haben) die Zeit anhalten, vor- und zurückspulen, in Zeitlupe oder Superspeed ablaufen lassen. Das Gute ist – sie kann nur spulen – nicht durch die Zeit reisen – das macht einen großen Unterschied, da so kein Riss im Raumzeitkontinuum entstehen kann. Ursprünglich kommt Emi vom Planeten Enero (sowie Barnabas auch), wegen einem Krieg auf Enero kamen beide mit Umwegen zur Erde. Und wurden hier beide im zweiten Weltkrieg als Kriegswaffen ausgenutzt – wie ironisch. Emi wurde von den Sowjets gefangen genommen und sollte strategisch die Zeit anhalten, damit die rote Armee vorrückten konnte, während der Feind stillstand.

Zurück in der miefigen Sporthalle entzog sie Barnabas den letzten Keks, während er als einziger im Raum in der Zeit stillstand. Triumphierend stellte sie sich hinter ihn, schubste ihn an, sodass er vorne über fiel und ließ die Zeit für ihn laufen. Barnabas fiel nach vorne, ruderte mit den Armen aber rettete sich noch in letzter Sekunde mit seiner Superkraft – Telekinese.

Barnabas kann Objekte, sich selbst und andere Personen frei bewegen, sogar fliegen lassen. Das schwerste was er mal bewegt hat, war der Mond, weil die Amis ihn im Krieg darum gebeten haben, das sollte Ebbe und Flut so verschieben, dass sie dadurch taktische Vorteile gegenüber den Nazis hatten. Ja auch Barnabas Kräfte wurden für den Krieg missbraucht, aber er tat dies freiwillig, weil er von Zuhause wusste, wie scheiße Krieg ist, und so wollte er diesen wenigstens auf der Erde aufhalten. Auf Enero war das schon zu spät – da schoss die Nihil-Gruppe eine Wasserstoffbombe auf das Optimic-Gebiet – mitten in einen aktiven Vulkan und der ganze (man muss dazu sagen kleine, mit nur zwei Ländern) Planet explodierte. Barnabas Vater, der zur Optimic-Gruppe gehörte, war während des Kriegs Spion bei den Nihilianern und konnte so einige durch seine Warnung retten. Aber nur wenige konnten fliehen – ich meine wer hat mal eben so ein Raumschiff, was schnell genug ist. Sein Vater hat es nicht geschafft sich in Sicherheit zu bringen, doch Barnabas Mutter und seine Schwester leben jetzt auf Panudu – ein malirischer Ort mit wilden Pflanzen, die alles überwuchern. Barnabas hielt es aber nicht lange an einem Ort aus, er wollte das Universum erkunden – das Universum eine gigantische Schale an unterschiedlichsten Planeten mit jeder Menge Leben.

„Was soll das?“, rief er als er wieder fest mit beiden Füßen auf dem Boden stand.

„Du hattest schon genug. Lass den anderen auch noch was übrig als Trost für diese schreckliche Sitzung.“, antwortete Emi. Woraufhin Barnabas meinte, sie müsse ja nicht hier ihre Zeit verschwenden. Was er nicht wusste war, dass Emi natürlich nicht freiwillig hier war, sondern auf Rat ihrer Therapeutin, die es für richtig hielt, ihr Kriegstrauma in Gruppensitzungen zu überwinden. Wie der Zufall (ob es wirklich Zufall war, erfahrt ihr in Episode 4) es will, war Emis Vater Präsident der Nihilianer, er war für die Bombe verantwortlich. Selbst brachte er sich und seine Liebsten in einem Raumschiff in Sicherheit und löschte einfach so einen ganzen Planeten aus – wegen ein paar Rohstoffen – klassisch. Die durch und durch pazifistische Emi hielt es mit so einem größenwahnsinnigen Vater nicht aus und rutschte direkt in die Arme(e) der Sowjets. Sie wusste, dass sie sich nur verteidigten, dennoch wollte sie mit Krieg nichts zu tun haben – zu tief war die Narbe vom dreijährigen Krieg, inklusive planetenzerstörerischer Bombe – so ließ sie sich nichtsdestotrotz halb freiwillig, ohne zu wissen wo sonst hin und halb gegen ihren Willen gefangen nehmen.

„Wie hast du das eigentlich vorhin gemacht?“, fragte er, als Emi fertig mit kauen des Kekses war.

„Einem Baby den Schnuller stehlen? Nichts leichter als das!“, sie drückte einen Knopf auf ihrer Uhr und alles um sie herum hörte auf zu plappern und sich zu bewegen. Emi ging, gefolgt von Barnabas überraschten Augen, zu jedem Superheld und biss in jeden ihrer Kekse rein. Barnabas seinerseits war beeindruckt, ließ die kleine Vorführung aber nicht auf sich sitzen. Er wiederum ließ alle Kekse nacheinander in seinen Mund fliegen. Emi wollte nach einem greifen, konnte aber nicht – er hatte sie mit seinen Kräften bewegungsunfähig gemacht. Sie konnte nicht sprechen, geschweige denn mit den Augen blinzeln oder auch nur schlucken – Atmen ging somit auch nicht. Er ging nun, nachdem er alles verspeist hatte, langsam auf sie zu, ganz nah trat er an sie ran, hauchte sie an und ließ mit einer eleganten Hangbewegung eine Strähne aus ihrem Gesicht fliegen. Barnabas grinste.

„Bist du komplett bescheuert?!“, sie fasste sich an den Hals und rang nach Luft, nachdem er sie wieder ließ.

Immer noch stand die Zeit still. Emi setzte sich auf den Boden und packte eine Rolle Mentos aus ihrer Jeansjacke. Ganz kokett schob sie einen nach dem anderen in ihren Mund. Sie schaute Barnabas dabei nicht an. Hatte ihn aber definitiv im Blick. Er aber setzte sich ihr direkt gegenüber – provokant wie ich ihn kenne und wie ihr ihn kennenlernen werdet. Er trug schwarze Jeans und T-Shirt mit einem rot-blauen Aufdruck, die schwarzen kinnlangen Haare trug er lässig zu einer Seite fallend. Stille. Er beobachtete Emi aufmerksam. Sie hatte lange blonde Haare und unter der erwähnten Jeansjacke, trug sie ein weißes T-Shirt mit vielen kleinen Erdbeeren eingestickt, dazu einen roten Tellerrock und Vans.

„Und jetzt?“, Barnabas brach schließlich nach ein paar Minuten das Schweigen – diese schon fast gruselige Stille. Emi schmatzte gelassen auf ihren Mentos weiter und sagte er dürfe ruhig gehen, sie hält ihn nicht ab. Chapeau, dachte sich Barnabas. Er flog bis kurz unter die Decke und war dabei ein großes Fenster der Turnhalle aufzubrechen.

„Was tust du?“, rief sie ihm zu.

„Ich verpiss mich. Hast doch selbst gesagt, ich kann gehen.“

„In dem Fall fliegen. Aber das war ja keine Aufforderung. Kannst auch bleiben.“

„War das eine Aufforderung?“

„Das war eine Einladung.“

Barnabas schmunzelte. Sie ließ ihn nicht aus den Augen, bis er wieder vor ihr gelandet war, um dann im letzten Augenblick ihr Gesicht beschämt wegzudrehen.

„Ich glaube wir sind uns sehr ähnlich.“, sagte er, mittlerweile im Schneidersitz Emi gegenüber angekommen. Sie schaut ihn an. Die Zeit steht buchstäblich still. Barnabas stibitzte sich mit Hilfe seiner Kräfte ihr letztes Mentos, sie machte keinerlei Regung, sagte lediglich: „Das glaube ich auch.“

„Wo kommst du her Emi Erdbeer?“

„Enero. Und du?“

„Ich auch.“, sagte er verblüfft.

„Was? Wie kann das sein? Du musst einer der Optimic-Gruppe sein.“

„Ja. Woher weißt du das?“

„Weil von den Nihilianern nur zwanzig überlebt haben. Und die kenne ich alle persönlich. Es ist meine Familie. Die Familie vom scheiß Präsidenten.“, Emi wusste selbst nicht, warum sie Barnabas bei ihrer ersten Begegnung schon solche Details erzählte, aber es fühlte sich so an, als würde sie ihn schon ewig kennen. Als wäre er ihr verlorenes Teil. Obwohl die beiden zwei verfeindete Länder und ein Krieg trennten.

„Ich habe auch nur überlebt, weil mein Vater zur Zeit des Krieges Spion war und uns rechtzeitig warnen konnte.“

Scheint so als würde Barnabas Emi auch vertrauen.

„Wie heißt du überhaupt und warum musst du kein scheiß Namensschild tragen?“

„Barnabas. Und heute ist nicht meine erste Sitzung.“

„Hat dein Vater es noch geschafft?“

„Nein.“, antwortete er knapp.

„Das tut mir leid. Mein Vater leider schon.“

„Warum leider?“

„Weil er Präsident ist … war, der den ganzen Planeten gesprengt hat, verdammt nochmal, auf

dem er sein Land regiert hat – in dem ich aufgewachsen bin. Und wofür? Für ein bisschen

Schöpsulin.“ (damit gewannen die Bewohner von Enero Strom)

„Das tut mir leid.“

 

Sie redeten noch weiter und erzählten sich von ihren Kriegserfahrungen, vom Leben in Nihil bzw. Optimic und wie sie ihre Kräfte bekommen haben. – Das erzähle ich euch ein ander‘ mal. Zur Einordnung und Brechung der traurigen Stimmung ein paar Daten: Emi und Barnabas waren beide zufällig fünfundzwanzig Jahre alt, als sie ihre Kräfte bekommen haben, zwei Jahre später explodierte Enero. Emi kam nach drei Wochen, Barnabas nach einem Jahr auf die Erde – zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Als dieser zu Ende war, verließen beide für einige Jahre die Erde, kamen aber beide wieder zurück und lebten als verstoßene Superhelden/Kriminelle, mit doch aber einer kleinen Fanbase in L.A. – und das alles, ohne sich zu begegnen. Na gut Barnabas verließ schon noch ab und zu den Planeten, während Emi versuchte mit ihren Traumata fertig zu werden. Und ehe man sich versah, hatten wir Sommer 2018 – ihr fragt euch bestimmt, ob Emi und Barnabas jetzt nicht steinalt sein müssten. Ja natürlich sind sie das, aber man sieht es ihnen nicht an. Seitdem sie ihre Kräfte haben, sind sie nicht gealtert: Emi beherrscht die Zeit, durch einen Trick hat sie auch ihre biologische Uhr ausgetrickst und Barnabas beherrscht Telekinese so gut, dass er seine Zellen so manipulieren kann, dass sie sich so langsam erneuern, dass er fast nicht älter wird. Doch irgendwann (was noch sehr lange dauern wird) kann er diesen Trick nicht weiter ausführen. Heißt, irgendwann kann er seinen Tod nicht mehr hinauszögern – das macht ihm Angst. Er spricht aber nicht darüber, weil sein Image ja gefährlich ist.

Nun nach diesem ersten schicksalshaften Treffen, trennten sich die Wege von unseren beiden Außerirdischen nicht. Sie trafen sich öfter und redeten über Enero, über das Leben, über das Universum und seine unendlichen Weiten. Ab und zu raubten sie eine Bank aus; und ab und zu retteten sie Kinder aus brennenden Häusern; und ab und zu tanzten sie im Regen und aßen danach Pommes; und ab und zu saßen sie im Gerichtssaal und verteidigten einen unschuldigen Pechvogel; und ab und zu schrieb Emi auf worüber sie mit Barnabas sprach; und ab und zu sang Barnabas Emi etwas vor. So verging der Sommer – irgendwie rasend schnell aber irgendwie auch in Zeitlupe (Emi hatte ja immer noch ihre Uhr). Das Wetter in L.A. war angenehm heiß, Barnabas und Emi waren sorgenfrei. „Weißt du, ich frage mich oft was uns noch alles im Universum erwartet. Außer der Erde und Enero gibt es noch so viel was wir nicht wissen, nicht gesehen haben. Ich würde das so gernealles entdecken. Geht es dir auch so?“, Emi schaute Barnabas an und wartete auf seine Antwort. Sie saßen auf einer großen Mülltonne auf einem Parkplatz. Die Sonne ging gerade unter. Der Himmel verfärbte sich pink-orange-lila. Emi hatte die Zeit genau in diesem Moment angehalten, als eine Mutter samt Kinderwagen vorbeikam und das Eis des circa dreijährigen Wonneproppens, mit Sommersprossen und roten Haaren, auf den Boden fiel und er schrecklich zu heulen anfing. Barnabas guckte aufs Eis, dann zum Himmel und dann zu Emi. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände, sie warf ihm gerade noch einen fragenden Blick zu, als er sie zum ersten Mal küsste.

„Wir können das zusammen machen.“, sagte er, als er sich von ihren Lippen löste.

Und so fing alles an. Sie besorgten sich auf dem intergalaktischen Schwarzmarkt ein günstiges Raumschiff und steuerten von einem Abenteuer zum nächsten. Sie besuchten fliegende Pinguine auf Widowana, sie kämpften gegen riesige, lebendige, sprechende Bäume eine Galaxie weiter und auf den Ruf von Superman retteten sie einen Planeten vor einer Alien-Heuschrecken-Invasion (man kannte sich ja aus der Selbsthilfegruppe ASH).

Als sie eine Rast einlegten, ließen sie ihr Raumschiff reparieren und gingen selbst in eine Space-Spielunke. Sie unterhielten sich mit allen möglichen komischen Gestalten und tranken klaren Space-Kaktus-Schnaps. Der Abend wurde heiterer. Barnabas tanzte mit den Ameisianern (ja Menschengroße, sprechende Ameisen, bekannt für ihren Humor und Trinkfestigkeit). Emi hing am Tresen, bestellte sich einen Tocato-Ito (schmeckt wie O-Saft) und bekam Schluckauf.

„Yikes!“, sagte der Barkeeper (das sagt man auf diesem Planeten, wenn jemand Schluckauf hat,

heißt sowas wie ‚Vergehe!‘)

„Peresto!“ (heißt ‚Möge dein Wort Erfüllung finden!‘)

„Ich habe euer Raumschiff gesehen – sieht ziemlich mitgenommen aus. Seid ihr Piraten?“

„Nein wir sind Reisende, mit der Mission die Fragen des Universums zu lösen. Aber irgendwie sind wir ein wenig von der Mission abgekommen und trinken nur noch.“

„Fragen des Universums?“, der Barkeeper zog eine Augenbraue hoch.

„Ja. Hast du dich nie gefragt was auf anderen Planeten, in anderen Galaxien los ist? Barnabas und ich waren schon auf mindestens zwanzig Planeten.“

„Wenn ihr wirklich Antworten wollt, solltet ihr zum Space-Rathaus, wo die Regierung sitzt.

Ein Beamter war letzte Woche hier und hat mir angesäuselt erzählt, was da ab geht – spannend sage ich dir.“ (diese Geschichte erzähle ich euch in einer Sonderausgabe)

„Space-Rathaus? Wo ist das?“

„Nicht weit von hier. Kennst du Magsin?“

„Nicht wirklich, nur vom Hören.“

„Magsin ist…“, er zeigte nach links, „da schau aus dem Fenster –  hier. Der rote Ball da hinten.

„Ja sehe ich.“

„Darum befindet sich ein Meteoritengürtel, wenn ihr den überwunden habt, ist es zum Rathaus nicht mehr weit.“