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Die Abenteuer von Barnabas dem Gefährlichen und Emi Erdbeer Episode 3: Besuch des Rands des Universums

Unsere beiden Lieblings Space-Kriminellen flohen vom Rathaus und flogen eine Weile, bis sie sich in Sicherheit befanden. Sie ließen Zeit vergehen und die Sache sich beruhigen. Sie wussten genau, dass sie nicht das größte Problem der Universianer waren, dass sie nach einer Zeit von ihnen ablassen würden und, dass sie ihr Leben weiter so leben konnten wie zuvor – eben genau so wie sie es wollten. Der Haftbefehl würde nach einer Zeit im digitalem Papierkram verschwinden.

Sie flogen mal hier und dort hin, um Proviant zu kaufen, immer verkleidet und blieben nie lange an einem Ort, sondern lebten fortan in ihrem kleinem klapprigem Schiff. Emi, naiv und fröhlich wie ein kleines Kind, ließ den Gedanken an den Rand des Universums, auch nach dieser Zeit nicht los.

 

„Kommst du mit?“, sie klimperte mit den Wimpern.

Barnabas biss in sein Brötchen und sagte schmatzend: „Wie kann ich dich allein lassen?“

Emi legte ihre Hand auf seine und warf ihm mit der anderen einen Luftkuss zu.

„Wie lautet der Plan für die Reise?“, fragte er.

„Puuh der Bär…“

Barnabas grinste. „Weißt du selbst noch nicht, was?“

„Gar nicht wahr! Der Plan sieht folgendermaßen aus Kapitän: Wir schauen uns die Karte von Oni und Ino an, also eher du schaust dir die Karte an, ich hab das schon getan. Wir lassen das Schiff die Karte analysieren und eine Route berechnen und dann…“

„Bevor wir das tun, müssen wir das Schiff reisetauglich machen.“

„Du hast recht. Und wie?“, sie schaute ihn mit großen Augen an.

„Du hast echt kein Plan von Raumschiffen …“, er schüttelte den Kopf und ging rüber zur Steuerzentrale, „Komm her! Siehst du, hier ist für extra doofe ein Hologramm vom Schiff und die kaputten Stellen leuchten rot. Wir brauchen neue Teile für die Flügel. Ich muss mir die Batterie anschauen und die Scheinwerfer sollten wir auch auswechseln, die flackern immer so.“

„Das war’s?“, sie lächelte ihn unwissend an.

„Emi, das ist nicht wenig.“, abermals schüttelte er den Kopf.

„Na gut und wo fangen wir an?“

„In der nächsten Galaxie kenne ich einen guten Mechaniker, der wird den Großteil für uns erledigen.“

„Haben wir noch so viel Geld übrig?“

„Mach dir darüber keine Sorgen, er schuldet mir noch einen Gefallen.“

„Für was?“

„Ich hab ihm geholfen aus dem Polizeigewahrsam zu flüchten.“

„Wann war das denn?“

„Noch vor unserer Zeit, ja das muss kurz bevor ich auf die Erde gekommen bin, gewesen sein.“

„Spannend was man so erfährt…“

Barnabas nickte zustimmend.

„Aber was hast du dann bei den Superhelden gemacht? Du warst von Anfang an kein scheiß Superheld!“

„Du meinst die Selbsthilfegruppe? – Bewährungsauflage.“

„Wieso erfahre ich das erst jetzt?“

„Du hast nie gefragt.“

„Bewährung für was?“

„Ausbruch, und anfänglich saß ich wegen Betrug.“

„Bandit!“, Emi lachte, stoppte aber sogleich, „Aber wie kriegt man für Ausbruch lediglich Bewährung?“

„Du musst lediglich einen guten Anwalt haben und einen kurupten Richter kennen.“

„Es hält dich wohl nicht lange an einem Ort. Wieso hältst du es schon so lange mit mir aus?“

„Wir reisen doch ständig an verschiedene Orte“, er küsste sie, „und du bist mindestens genauso ein Ganove wie ich.“

„Halunke. Wo ist denn dein Mechaniker?“

Barnabas schaltete den Space-Schub ein und lenkte das Schiff in Richtung Utkonos. Ein sonderbarer Planet, auf dem seit Jahrtausenden riesige Riesen und kleine Zwerge in Frieden und Harmonie leben. Die einzige Regel ist, dass Zwerge und Riesen keine Kinder kriegen dürfen. Eine echt unschöne Sache sage ich euch, diese Missgeburten werden sofort vernichtet. Du darfst einen Riesen vögeln, wenn du ein Zwerg bist, aber sobald Nachwuchs kommt, ist Schluss. Und da der Verkehr zwischen den Spezies eben nicht verboten ist, kommt das öfter mal vor, dass ein Riesenzwerg auf die Welt kommt. Manchmal schaffen es die Eltern sogar samt Baby zu flüchten, dann wird ihnen auch nicht hinterhergejagt, sehr menschlich – ich meine universianerlich.

Nach ein wenig hin- und herfahren durch die Nachbarschaft, fanden sie die kleine Werkstatt von Barnabas Freund Idna.

„Ja Mahlzeit!“, sagte Idna, der über dreieinhalb Meter groß gewachsen ist, als Emi und Barnabas reinkamen.

„Mahlzeit!“, rief Barnabas und sie schüttelten sich fröhlich die Hände.

„Was führt dich nach Utkonos?“, fragte der Mechaniker.

„Du.“, antwortete Barnabas.

„Und was führt dich zu mir?“

„Sie.“, er zeigte auf Emi.

„Und was führt sie zu mir?“

„Das.“, sie zeigte auf das Schiff in der Auffahrt.

„Und was führt das Schiff zu mir?“

„Jetzt reicht es aber.“, Barnabas lachte, „Die Flügel müssen neu verkleidet werden, wir brauchen neue Scheinwerfer und die Quantenbatterie tut es, glaube ich, nicht mehr lange, schau dir das mal an. Und schau, was du sonst noch alles finden kannst.“

„Hast du Zeitdruck?“, fragte Idna.

„Nö, oder?“, er blickte zu Emi, die schüttelte den Kopf.

„Dann seid doch bitte meine Gäste.“, er zeigte zur Treppe hinter sich, „Fühlt euch ganz wie zu Hause.“

„Überall wo wir sind, ist unser Zuhause. Wir haben kein richtiges Zuhause.“, sagte Barnabas.

„Dann umso besser.“, Idna winkte die Beiden nach oben.

Barnabas und Emi verbrachten einige Tage auf Utkonos, während Idna das Schiff reparierte, und schmiedeten Pläne, wie sie am sichersten zum Rand des Universums kommen können. Diesmal verrate ich euch den Plan. Sie würden sich noch einige weitere Tage bei Idna ausruhen, bevor sie zur Reise aufbrechen. Sie haben sich um einiges vom Space-Rathaus entfernt, in die Richtung müssen sie, um wieder auf Kurs zum Rand des Universums zu gelangen. Ein Wurmloch müssen sie überwinden, um einen großen Teil der Strecke zu schaffen – einen großen Teil der Strecke auf dem nichts ist – Space-Vakuum. Wenn sie diesen Abschnitt geschafft haben, haben sie noch ein elektromagnetisches Feld zu überwinden und das wars dann – ein Klacks.

 

„Der Rand des Universums?“, Idna machte große Augen.

„Ja.“, sagten Emi und Barnabas im Chor.

„Ihr seid bescheuert!“, Idna lachte, „Ihr seid komplett wahnsinnig! Und bei dem Mist helfe ich euch?“

„Ganz genau.“, Barnabas grinste.

„Wieso musst du mich in solche Sachen immer reinziehen?!“

„Du hast doch gar nichts damit zu tun! Du reparierst lediglich mein Schiff – ohne Kontext.“

„Woher habt ihr überhaupt die Karte?“

„Von Ino und Oni.“, sagte Emi stolz.

„Vollidioten übrigens.“, ergänzte Barnabas.

„Ino und Oni – Vollidioten?“, sagte Idna verblüfft.

„Das ist nebenbei erwähnt deren Schiff, nicht unseres.“, sagte Barnabas.

„Ihr habt ihnen noch das Schiff abgezockt?“, er schaute zu Emi rüber – die nickte. Barnabas und Emi lachten.

„Was machen wir jetzt wegen dem Feld?“, hackte Emi nach.

„Kriegen wir alles hin.“, Idna hob zur Beruhigung die Hand, „Ich baue euch einen Neutralisator ein, das müsste reichen.“

„Gut.“, Barnabas und Emi waren zufrieden mit den Aussichten von Idna.

 

„Und was macht ihr, wenn ihr angekommen seid? Wie wollt ihr reinkommen?“, fragte der riesige Mechaniker Barnabas und Emi. Sie waren unten in der Werkstatt. Idna arbeitete am Schiff die beiden Space-Kriminellen ohne Schulabschluss schauten ihm über die Schulter und besprachen ihren Plan ausführlicher, die Karte vor sich ausgebreitet.

„Wir schauen aus einiger Entfernung, wie die Situation aussieht und handeln spontan. Wir gucken, ob da überhaupt was ist und wie gut es bewacht ist. Wir schauen, wie die aussehen und entweder gehen wir mit weißer Flagge direkt selbst rein oder schicken erst einen Brief mit einer Drohne ans Tor.“, sagte Emi.

„Und was soll da drinstehen?“

„Dass wir in friedlicher Absicht kommen und einfach sprechen wollen, ob sie uns nicht reinlassen würden und wenn nicht dann verpissen wir uns wieder.“

„Und wenn sie euch wirklich nicht reinlassen?“

„Ja dann verpissen wir uns wieder.“

„Echt? Der ganze Weg umsonst?“, Idna schaute vielsagend zu Barnabas rüber.

„Zumindest wissen wir dann, dass da Spießer wohnen.“, antwortete er.

„Hängt ihr das an die große Glocke?“

„Ich weiß nicht. Emi, hängen wir das an die große Glocke?“

„Ne“, Emi schüttelte den Kopf, „Wozu? Glaubt uns doch eh keiner. Bleibt es halt unser kleines Geheimnis.“

„Und was, wenn ihr reinkommt?“

„Dann sprechen wir mit ihnen über ihre Geschichte, was sie da machen und so weiter, falls sie mit uns darüber reden wollen.“

„Und was, wenn ihr sterbt?“

„Dann können wir es eh nicht mehr ändern.“

„Und was ist, wenn nur einer von euch beiden stirbt?“

Barnabas und Emi verging schlagartig das Grinsen, sie schluckten – daran hatten sie nicht gedacht.

„Dann werde ich auch sterben.“, verkündete Emi.

„Du bist bescheuert. Wozu?“, Barnabas verschränkte die Arme vor der Brust.

„Was soll ich ohne dich?“

„Meine Beerdigung organisieren natürlich.“

„Und wenn die vorbei ist? Was soll ich dann ohne dich?“, sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Mich rächen!“, er haute seine Faust auf den Tisch.

„Du bist bescheuert. Und wenn es bloß ein Unfall war? Was soll ich da rächen?“

„Ich sterbe bei keinem blöden Unfall.“

„Was machst du dann ohne mich?“, Emi verschränkte die Arme vor der Brust.

„Sterben.“, sagte Barnabas.

Sie verdrehte die Augen.

„Emi du hast doch eine Uhr mit der du die Zeit steuern kannst? Kannst du Barnabas nicht so retten?“, versuchte Idna zu schlichten.

„Den Tod kann ich nicht steuern. Tot ist tot. Wenn ich es versuchen würde, dann kommt das Schicksal und erledigt es anders und nimmt mir meine Uhr weg.“

„Oh…“, Idna räusperte sich.

„Der hat auch kein Chill da oben.“, Barnabas brachte nur ein offensichtlich nervöses Lachen hervor.

„Nun ja, ihr schafft das schon! Ich bin mir sicher.“

„Dein Wort in Schicksals Ohr Idna!“, hauchte Emi.

 

Ihr müsst wissen, in dieser Welt ist das Schicksal nicht nur eine imaginäre Macht, die, vielleicht oder vielleicht auch nicht, das Universum steuert. Nein das Schicksal hier ist ein mächtiges wahrhaftiges Wesen, welches aufpasst, dass das Universum nicht aus dem Ruder läuft. Es passt auf, dass so Leute wie Emi ihre Kraft nicht missbrauchen und falls doch, schreitet das Schicksal ein. Das Schicksal mag so Leute wie Emi nämlich nicht, die haben zu viel Macht, deswegen ist das Schicksal sehr vorsichtig und aufmerksam in dieser Hinsicht. Das Schicksal hat im Gegenzug noch größere Macht (ironisch nicht wahr?), es kann die Gegenwart überall im Universum sehen, sowie die Zukunft und Vergangenheit. Es kann durch Raum und Zeit reisen und den Lauf der Dinge verändern und verfügt über Leben und Tod. Ich würde mich nicht mit dem Schicksal anlegen. Es ist also nicht wie bei uns, dass alles schon vom Schicksal vorherbestimmt ist, sondern du hast deinen freien Willen und kannst im Prinzip machen was du willst und auch deine Macht missbrauchen, aber sobald du das tust, kommt das Schicksal und bringt alles wieder in Ordnung. Also in Ordnung in seinem Interesse, es wird von niemanden gesteuert, es handelt frei, nach eigenen Werturteilen, es gehört auch nicht der Politik der Universianer an. Es ist ein unabhängiges Produkt des Universums. Das Schicksal hat seinen eigenen Plan wie es im Universum laufen soll und kein Wesen ist mächtiger, um sich da irgendwie einmischen zu können, will man auch gar nicht. Man hat das Schicksal akzeptiert, seine Werte und Wege Dinge zu tun. Die Universianer haben sich damit abgefunden.

Ihr fragt euch bestimmt, ob Emi schon mal Probleme mit dem Schicksal hatte. Das ist eine Geschichte für sich wert, aber so viel sei verraten: ja und das nicht nur einmal, deswegen weiß sie auch, dass wenn sie noch mal etwas Blödes macht, sie ihre Uhr abgenommen bekommt (normalerweise beseitigt das Schicksal nur den Schaden und bestraft die Leute nur im äußersten Fall).

Wie es aussieht, fragt ihr? Ja schön ist das Schicksal nicht, aber das habt ihr euch sicher schon gedacht. Es ist ein riesengroßer Schleimklops, ein dunkelgrüner schleimiger, fetter, stinkender Schleimklops. Zum Reisen löst sich das Schicksal in grünen giftigen Dampf auf, verschwindet und taucht dann zu der Zeit, an dem Ort, zu dem es möchte, wieder als Dampf auf und formt sich wieder zum Schleimklops. Echt ekelig – ich weiß.

 

„Wann bist du denn mit dem Schiff fertig Idna?“

„Heute Abend sollte alles doppelt überprüft und fertig sein. So dass ihr morgen früh aufbrechen könnt.“

„Das heißt leider ein letztes Mal duschen in der absurd großen Regendusche.“, Barnabas und Emi schauten sich an.

„Ja leider… Bitte nicht so laut. Bei aller Liebe.“, Idna verdrehte die Augen und widmete sich wieder dem Schiff.

Die beiden gingen grinsend hoch in Idnas Wohnung.

 

Barnabas und Emi lagen eng umschlungen im Bett und beobachteten die Sterne.

„Was ist, wenn einem von uns wirklich was passiert?“

„Emi… nicht sowas schon wieder. Lass uns nicht darüber nachdenken!“

„Aber sollten wir nicht darauf vorbereitet sein?“

„Ich will nicht vom Schlimmsten ausgehen.“

„Wir gehen ja auch nicht davon aus, wir überlegen nur was wäre wenn.“

„Wir haben so viel gefährliche Scheiße gemacht, das werden wir auch schaffen, auch wenn sich vielleicht einer von uns den Arm bricht. Und vielleicht, weißt du, ja vielleicht sind sie ja auch ganz nett.“

„Davon können wir doch nicht ausgehen.“, sie seufzte.

„Emi Erdbeer! Es ist Schluss jetzt! Wo ist dein naiver Optimismus? Komm, es ist Schlafenszeit!“

„Ich liebe dich.“

Barnabas küsste sie und hauchte: „Ich dich auch.“

 

Acht Stunden gesunden Schlaf und einem Schäferstündchen später, nach einem Spiegelei von Idna zubereitet, saßen Emi und Barnabas in ihrem Schiff und flogen Richtung Rand des Universums. Sie flogen schnell und alles lief nach Plan. Nach einigen Wochen erreichten sie den letzten Planeten, auf dem sie tanken konnten, bevor sie ins fast unendliche Space-Vakuum aufbrachen. Barnabas stand an der Zapfsäule, Emi holte noch ein paar Snacks – also einen Vorrat für einige Monate. Zum Glück hatten sie eine Schrumpfpistole, sonst hätte das alles gar nicht in das Schiff gepasst. Es war gesorgt für reichlich Chips und Weingummi und Space-Knisterbrause — müsst ihr echt mal probieren, wenn ihr die die Gelegenheit dazu bekommt.

Und jetzt folgt für die beiden ein monatelanger Weg durchs Space-Vakuum, der sich für euch wie drei Zeilen zum Lesen anfühlen wird – unfair, findet ihr nicht auch?

Ich finde schon, deswegen müsst ihr etwas mit den beiden leiden: Sie wechselten sich mit dem Fliegen ab, auch wenn der Autopilot aktiviert war, mussten sie regelmäßig alles kontrollieren, so dass immer nur einer schlafen konnte. Zu zweit auf einem Schiff und doch immer allein. Ab und zu waren sie zusammen wach und da konnten sie mal zusammen essen oder reden oder ihr wisst schon was tun, aber die wertvolle Zeit, die beide wach waren, mussten sie meistens dafür nutzen, dass der eine oben im Steuerungsraum war und der andere im Motorkeller, um das Schiff zu warten, Oni und Ino haben den beiden echt eine Schrottkiste hinterlassen. Idna hat das Teil zwar echt auf Vordermann gebracht, aber um wochenlang non-stop mit Space-Schub zu fliegen, dafür war es ganz sicher nicht gemacht. Barnabas Mechaniker des Vertrauens hatte den beiden handwerklich besonders Unbegabten einen Crash-Kurs zum Thema Spaceschiffwartung gegeben. Der eine machte sich dabei Notizen und die andere kaute Kaugummi – aber ich will keine Namen nennen.

Nun und so verging ein Dreivierteljahr und sie näherten sich endlich dem Rand des Universums, also der Hälfte der Strecke, denn dort, in den Tiefen des Space-Vakuums, verbarg sich ein Wurmloch, welches Barnabas und Emi die Strecke um ein Erhebliches verkürzte.

Wurmlöcher sind schon eine tolle Sache, also wenn sie künstlich erschaffen sind – von den Universianern, dann können sie echt deinen Arsch retten und dich von A nach B bringen oder vom Arsch des Universums bis zum noch viel weiterem Arsch des Universums. Ob schon mal jemals jemand durch dieses Wurmloch gereist ist? Höchstwahrscheinlich, denn jemand hat es auch erschaffen. Aber zu welchem Zweck? Damit Barnabas und Emi genau jetzt damit reisen konnten? Ich weiß es nicht, ich bin kein allwissender Erzähler – aber das habt ihr euch wahrscheinlich schon gedacht.

 

„Barnabas! Wach auf! Es … es ist gleich so weit.“

Er reibte sich die Augen, gähnte und streckte sich.

„Barnabas! Siehst du da vorne ist das Wurmloch.“

„Ja schön. Als hätte ich noch nie ein Wurmloch gesehen.“

Sie schaute ihn an.

„Es ist dein erstes Wurmloch.“, stellte er fest.

„Nun… ich bin noch nicht so weit rumgekommen wie du.“

Er lachte, drehte sich um und zog die Decke über den Kopf.

„Muss ich irgendwas machen? Die Luft anhalten? Mich anschnallen? Einen Knopf drücken? Beten?“

„Emi komm mal her.“, sie legte sich zu ihm, „Du musst gar nichts machen, der Autopilot ist an, ein Wurmloch ist auch nicht viel anders als ein Space-Schub, nur halt ein bisschen schneller.“

„Du willst mich doch nur beruhigen. Was ist mit den ganzen Unfällen, von denen ich gelesen habe?“

„Unfälle passieren Amateuren. Und ich bin ganz sicher kein Amateur.“

„Barnabas, aber ich bin ein Amateur.“

„Nein“, er atmete laut aus, „Emi du bist ein Space-Krimineller-Kek, aber kein Amateur.“

„Was ist, wenn wir sterben?“

„Emi.“, er seufzte und lachte gleichzeitig.

„Barnabas.“, sagte sie ängstlich und drückte ihn fester an sich.

Nach einem kurzen Schweigen sagte Barnabas: „Weißt du eigentlich, dass ich panische Angst vor dem Tod habe?“

„Du? Aber du bist Barnabas der Gefährliche.“

„Und doch habe ich Ängste.“

„Bist du ihm etwa begegnet?“

 

Ihr habt es erraten, der Tod ist in dieser Geschichte, sowie das Schicksal, real – ein reales Wesen. Der Tod ist kein gruseliger, großer Mann mit Umhang und Sense. Der Tod ist viel mehr die Verkörperung deines absoluten Ichs. Der Tod ist nämlich absolut, wie wir vorhin gelernt haben, gibt es kein zurück. Und du siehst den Tod als dich selbst, wie du sein wolltest vor dem Tod und im Idealfall auch bist. Du siehst eine erfolgreiche, schöne, alte Person, die in Würde geht – und sie erscheint dir und macht deine Augen zu, genauso kitschig wie in all den Filmen, und das ist dann dein Tod. Man bringt sich im Prinzip selber um. Und entweder bist du glücklich, weil du sozusagen dein Spiegelbild siehst oder enttäuscht, weil du nicht so sein konntest wie der Tod. Man erzählt sich, wenn man Glück hat, bekommt man einige Minuten, um mit dem Tod zu sprechen, denn diese Verkörperung ist real – der Tod ist wirklich diese Person, die du immer sein wolltest und du kannst sie alles fragen, fragen was schiefgelaufen ist, also was heißt diese Person … die Erinnerungen, die diese hypothetische Person hat, sind real und der Tod kennt sie, weil er dich kennt.

Und jetzt fragt ihr euch sicher was nach dem Tod passiert, und wenn nicht, ist mir das auch egal, ich weiß es nämlich nicht, ich weiß nicht was nach dem Tod passiert, wer bin ich schon? – Gott?!

 

„Ja.“

„Was? Das ist unmöglich! Wie bist du ihm entwischt?“

„Vor langer Zeit, ich muss noch ein Jugendlicher gewesen sein, war ich unterwegs zu einem Wurmloch.“

„Das fängt ja vielversprechend an.“, sie knuffte seine Schulter.

„Und das Schiff hatte eine Panne, es hatte ein Leck. Ich wurde bewusstlos. Ich dachte, das wäre es, das ist mein Ende – Barnabas der Gefährliche verloren in einem Wurmloch, auf der Flucht vor den Space-Bullen. Und dann sah ich ihn – mich. Ich sah mich. Ich war alt und grau, aber noch gut in Schuss. Ich kam auf mich zu und ein kleines schnelles Lächeln flog über mein Gesicht, also sein Gesicht. Er und ich wussten genau Bescheid. Er wollte mir helfen. Ich wollte mir helfen.“

„Wie? Wie konnte er das tun? Ihr könnt das Schicksal nicht verarschen.“

„Aber das Schicksal weiß nichts davon, es war eine Sache zwischen uns, zwischen mir.“

„Das Schicksal weiß alles.“

„Ich war in einem verdammten Wurmloch – das Schicksal weiß nicht alles.“

„Doch mit Sicherheit.“

„Tod ist Tod – und stärker als dein blödes Schicksal. Du hast einen richtigen Komplex, weißt du das? Das sollte man untersuchen lassen. Eure Geschichte musst du mir auch mal erzählen.“

„Ein ander‘ mal.“, sie drückte die Lippen zusammen.

„Nun … der Tod und ich, wir wussten beide, dass heute kein Tag war, an dem Barnabas der Gefährliche sterben würde. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Also fragte ich ihn, wie er mir helfen würde. Er sagte, dass er sich einfach umzudrehen bräuchte und zu gehen, damit hätte er mir dann nicht die Augen geschlossen und ich wäre nicht tot.“

„Das wars?“

„Ja. Er war schon dabei sich umzudrehen, da hielt ich ihn mit meinen Kräften auf und fragte, was denn nun nach dem Tod passieren würde. Er sagte, man wacht auf als der Tod. Das was ich sehe, ist nur eine Verkörperung, aber im Grunde genommen ist er nicht ich, sondern der Tod – er macht nur seinen Job. Und wenn ich tot bin, werde ich zum Tod und töte als eine Verkörperung, von einem der gerade seinen Löffel abgibt.“

„Düster.“, Emi überkam eine Gänsehaut, die sie versuchte abzuschütteln.

 

Spannend was man so erfährt.

Barnabas drehte sich zu ihr: „Ich denke es ist Zeit zum Aufstehen, das Wurmloch liegt schon längst hinter uns.“

„Bist du sicher? Ich hab gar nichts gemerkt.“

„Sag ich doch – wie Space-Schub. Gleich müssten wir auf das elektromagnetische Feld treffen. Mal sehen, ob Idnas Neutralisator auch wirklich funktioniert.“

„Total unrealistisch, dass das Wurmloch so ein Leichtes war.“

„Was?“

„Ich mein ja nur.“

Er verdrehte die Augen und sprang aus dem Bett. Barnabas setzte sich ans Steuer und schaltete den Autopiloten aus.

„Wozu?“, sie musterte ihn.

„Ich muss jetzt schnell und flexibel handeln, ich brauch keinen Autopiloten. Reich mir nochmal die Karte.“, sie reichte ihm grinsend die Karte und er studierte sie ausführlich.

„Ist das für dich alles nur ein Spiel?“

„Nein, niemals. Ich lasse den Meister am besten in Ruhe arbeiten.“, sie wollte kehrt machen und was Essbares in der Küche suchen.

„Wir sind da.“, flüsterte er – er klang etwas überwältigt.

Wie ein Raubtier auf der Jagd stürzte Emi zum Frontfenster und drückte sich die Nase an der Scheibe platt. „Wir sind da.“, hauchte sie, sodass die Scheibe beschlug, sie nichts sehen konnte und wild mit dem Ärmel drüber wischte.

Es ist recht dunkel im Universum, müsst ihr wissen. Aber das was ich sehen kann, ist eine riesige Energiekugel um ein Space-Schloss, es hat keine Ähnlichkeit mit einem Menschen-Schloss, aber wenn ich Space-Schloss höre, würde ich es mir so vorstellen. Riesig, mit zich hohen, schmalen Türmen, alles glänzend – ohne Balkone oder Drachen, aber mit Fensterfronten und landenden und startenden Raumschiffen, um schnell von einem Flügel des Schlosses zum anderen reisen zu können – oder auch mal raus aus der Kugel?

Die Weisen des Rands des Universums hatten sie wohl noch nicht bemerkt, jedenfalls kamen noch keine Raketen oder brennende Feuerbälle zu ihnen geflogen – brennende Feuerbälle sowieso nicht, dafür bräuchte man Sauerstoff, ihr Hampelmänner. Nun Barnabas flog ganz langsam immer näher zur Oberfläche und ließ das Schiff die Energiekugel scannen.

„Wir kommen da nicht durch.“, sagte er anschließend.

„Das heißt unbemerkt können wir uns nicht reinschleichen.“

„Richtig. Plan weiße Flagge?“

„Plan weiße Flagge!“, Emi drückte auf einen weißen, leuchtenden Knopf links neben ihr.

 

Plan weiße Flagge ist echt unspektakulär, aber was anderes bleibt den beiden nicht übrig. Sie haben keine Wahl – sie sind machtlos. Der Plan steckt eigentlich im Namen, sie projizieren eine leuchtende Hologramm-weiße-Flagge über ihr Schiff und warten bis ihnen jemand die Tür aufmacht. Sie klopfen sozusagen direkt an, so sind sie unsere Space-Banditen, direkt mit dem Kopf durch die Wand oder die Energiekugel. Barnabas und Emi wollen ja nicht unbedingt etwas von den Weisen, deswegen wäre es unschlau in feindlicher Absicht zu kommen und sich alles unter den Nagel reißen zu wollen. Und ja, falls ihr euch fragt, das Symbol der weißen Flagge ist bei den Universianern universell.

Sie warteten mit blinkender weißer Flagge in der Steuerungszentrale.

„Wie aufgeregt auf einer Skala von null bis Emi?“

„Zwei Emis.“, sagte sie.

„Sie müssten uns schon längst gesehen haben.“

„Sie überlegen bestimmt noch was sie machen sollen.“

„Dann sollen sie schneller überlegen.“

„Vielleicht hatten sie wirklich noch nie Gäste.“, Emi musste schmunzeln bei dem Gedanken daran.

„Ich meine, gut ich kann es ihnen auch nicht übelnehmen, wir könnten auch ein trojanisches Pferd sein, mit einem Virus oder so, der die Weisen auslöscht und die Macht über ihre Festung übernimmt.“, Barnabas versank in Gedanken.

„Barnabas? Blinkt da etwa das Funkteleon?“ (Funk-Telefon für Raumschiffe)

Barnabas schaute runter, dann zu Emi und wieder runter. Sie stürmte zu ihm und schubste ihn zur Seite.

„Du darfst sie doch nicht warten lassen.“

Sie ging ran: „Ja?!“

„Identifizieren sie sich!“, sagte eine Roboterstimme.

„Bei mir ist Barnabas der Gefährliche und ich bin Emi Erdbeer. Wir sind nur zu zweit.“

Die Stimme verlor die Fassung und lachte: „Fesoj hast du das gehört? Emi Erdbeer und Barnabas der Gefährliche sind hier.“, man hörte ein fernes Lachen, die Stimme räusperte sich, „Ich meine ehm was wollen sie?“, sie klang jetzt weniger roboterhaft, eher wie jemand der versucht, seine Stimme tiefer zu verstellen.

Barnabas und Emi schauten sich verdutzt an.

„Ehm was wir wollen?“, Emi druckste herum. Barnabas zuckte mit den Schultern. Emi setze sich in den Steuersessel: „Ich will ganz offen zu ihnen sein. Barnabas und ich kommen von Enero und verbrachten eine lange Zeit auf der Erde, als Kriegswaffen der amerikanischen und sowjetischen Armee. Wir haben uns durch Zufall kennengelernt und es stellte sich heraus, dass wir die gleichen Träume haben und wohl beide die gleichen Legenden über den Rand des Universums gehört haben.“, sie schaute zu Barnabas rüber, „Wir wollten alle uns offenen Fragen klären, wir sehen es nicht ein unwissend zu sterben. Wir sehen auch, sie leben lieber abgeschottet, aber Ino und Oni haben uns von euch erzählt und uns eine Karte gegeben, die uns bis hier hingeführt hat. Was wir wollen? Nun wir wollen unsere Fragen klären, wenn wir dürfen. Wir wollen mit euch sprechen.“

„Ihr kommt also um zu reden?“, die Stimme lachte und schaltete die Roboterstimme aus, „Interessant. Kommt rein.“

„So einfach?“, Emi kniff sich in den Oberarm.

 

Die Roboterstimme legte auf und mit einem Blitz verschwand die Energiekugel und Barnabas flog das Schiff weiter Richtung Schloss. Sobald sie die Grenze passiert hatten, schloss sich die Kugel wieder hinter ihnen. Auf einer der Landeplätze erleuchtete plötzlich eine weiße Flagge, sie wussten, was das bedeutete und steuerten direkt darauf zu.

„Oni und Ino? Die Plappermäuler! Wo sind sie jetzt?“, sagte ein junger Universianer mit weißem langem Gewand und grüner Haut.

Barnabas und Emi starrten sich an. „Sie machen Urlaub.“, sagte Barnabas etwas zu hastig.

Der Typ im Gewand zog eine Augenbraue hoch. „Nun gut. Das ist auf jeden Fall der sogenannte Rand des Universums. Und nur unter uns, es geht natürlich noch viel weiter.“

„Viel weiter?!“, flüsterte sie.

„Warum guckst du so? Fallen deine Augen raus?“, fragte sie der Typ.

Barnabas lachte, stach Emi mit dem Finger in die Seite, überholte sie und ging nun neben dem Weisen im weißen Gewand her.

„Wie ist euer Name eigentlich?“, Barnabas versuchte die Aufmerksamkeit von Emis herausfallenden Augen zu lenken.

„Oh verzeiht mir. Ich heiße Retep.“

„Was macht ihr hier in dieser Festung.“

„Leben.“

„Aber warum darf niemand wissen, dass ihr hier seid?“

„Aber es wissen doch alle. Ihr spracht von Legenden.“

„Dürft ihr die Kugel verlassen?“

„Natürlich. Aber wieso sollten wir? Hier gibt es alles was wir brauchen.“

„Wollt ihr gar nicht sehen, was es sonst noch alles im Universum gibt?“

„Wir haben Internet. Und nirgends ist es besser als hier.“

„Aber anders.“, warf Emi ein, sie ging die ganze Zeit völlig perplex hinter den beiden her.

„Welchen Ort würdet ihr mir empfehlen?“, er blickte sie von der Seite an.

„Immer der Nase nach. Will niemand andere Wesen im Universum kennen lernen? Etwas entdecken?“, fragte sie.

„Nein, nicht wirklich. Wir sind ziemlich zufrieden hier.“

„Wie kamt ihr hier hin? Wer hat die Festung gebaut? Wie sieht eure Kultur aus? Wie ist eure eigentliche Sprache? Wie sieht eure Gesellschaft aus? Wie lebt ihr? Erzählt mir alles!“

„Denkt ihr, hier ist das Paradies? Wo niemand arbeiten muss und alle friedlich Kumbaya am Lagerfeuer singen? Seid ihr deswegen gekommen? Auf der Suche nach einem besserem Leben?“, er beäugte sie prüfend.

„Nein.“, sie rümpfte die Nase, „Ich suche Antworten.“

Barnabas drängelte sich wieder zwischen sie: „Warum seid ihr trotzdem so ein Geheimnis? Niemand war je bei euch.“

„Oni und Ino sind ständig hier.“

„Wie alt sind sie überhaupt? Sie meinten, sie sind steinalt.“

„Dreitausend Jahre.“, antwortete Retep, als wären Ino und Oni noch blutjung.

Barnabas schluckte.

 

„Hier könnt ihr nächtigen. Da ist der Ausgang zur Stadt. Schaut euch gerne um.“, er zeigte auf eine Tür mit der Nummer 44 und dann den Flur runter zur Milchgalstür nach draußen.

„Danke für eure Gastfreundschaft. Hätte es mir nicht erträumen lassen, dass ihr so gechillt seid.“

„Wie sollen wir sonst sein?“

„Wir dachten, ihr knallt uns schon vor den Toren ab.“

Retep lachte: „Wieso sollten wir?“. Sie gingen in Richtung Ausgang.

„Weil wir Fremde sind und euch böses wollen könnten.“

„Hat Oni und Ino nicht erwähnt, dass wir das Schicksal erschaffen haben?“

„Erschaffen?“

„Wir wissen fast so gut wie alles. Auch, dass ihr keine Gefahr für uns seid und Oni und Ino immer noch leben.“

„Alles…“, sie guckte hoch zu Retep, „Oni – Ino.“

„Mädchen deine Augen.“, er drehte sich zu Barnabas, „Ihre Augen fallen gleich raus! Macht sie das oft?“

„Ab und zu.“, er lächelte verlegen.

„Wegen Oni und Ino braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. Das Schicksal hat sie gerettet. Sie werden noch von Nutzen sein.“

„Heißt das alle Universianer könnten euch theoretisch besuchen kommen?“

„Klar, warum nicht. Das ist keine geheime Festung.“

„Und warum benimmt sich jeder außerhalb der Energiekugel so?“

„Wir leben eben sehr abgeschieden. Die Leute haben vielleicht Angst davor. Keine Ahnung was bei euch falsch gelaufen ist.“

„Ihr sorgt aber irgendwie auch nicht für Aufklärung, wenn ihr doch so eine große Macht habt, wie du sagst.“

„Ist das unsere Aufgabe? Wir brauchen keine Touristen für unsere Wirtschaft.“

„Was ist mit einem Bildungsauftrag? Die Leute wissen nicht mal mit Sicherheit, dass ihr real seid.“

„Ist das unser Problem, wenn die frohe Kunde nicht bei allen Planeten angekommen ist?“

Barnabas setzt an, um etwas zu sagen, ließ es aber dann doch sein. Einen kurzen Augenblick geschah nichts außer die vielsagenden Blicke zwischen Barnabas und Emi.

 

„Retep, wir würden uns gerne alles anschauen. Aber wie finden wir dich wieder, falls wir noch Fragen haben und Emi wieder sprechen kann?“

„Ihr findet mich zuhause. Ich wohne, wenn ihr hier über den Platz geht, hinter dem rotem Baum, rechts abbiegen und dann über die Brücke, im grünen Haus.“, er schaute zu den beiden rüber, „Habt ihr nicht verstanden, oder?“

Sie schüttelten den Kopf.

„Ach“, er seufzte, „hier ein Navileon. Meine Adresse ist eingespeichert.“ (Navileon = Navigationsgerät im Universum)

„Bis später Retep!“, sie winkten und verschwanden durch die Tür. Muss wohl so eine Art Hotel sein, wo man sie untergebracht hat. Wofür? Wenn sie doch keine Touristen haben. Und dann auch noch direkt in der Stadtmitte, ich meine Festungsmitte. Von außen sieht es aus wie ein zusammenhängendes Gebäude, aber im Innenhof ist eine riesige Grünfläche, mit kleinen Häuschen. Retep hat noch erzählt, dass da die Regierungsbeamten wohnen. Warum wurden Barnabas und Emi keine Fragen gestellt? Ach ja, die Weisen wissen ja alles – dann wussten sie, dass Emi und Barnabas kommen würden – sie wurden nicht aufgehalten – wieso? Weil jeder zum Rand des Universumd darf? Das glaubt ihr wohl selber nicht. Das heißt, die Weisen haben irgendein Plan für Barnabas und Emi.

 

„Emi kommt dir das ganze hier auch so spanisch vor?“

„Ne erinnert mich eher an Grönland oder vielleicht den Planeten Tröftes. Warst du da schon mal?“, sagte sie unaufmerksam.

„Nein, ich meine den Typen und alles hier – ist seltsam. Sie sind so nett und ich weiß nicht. Der Ort ist mir nicht ganz geheuer. Und er hat gesagt Oni und Ino sind noch am Leben und werden noch nützlich sein – wie verrückt ist das.“

„Papalap. Es ist einfach neu und aufregend. Du bist übermüdet und überwältigt, nach einer Dusche und Schlaf geht es dir gleich besser. Ich hoffe sie duschen. Ich hoffe sie schlafen. Ich hoffe sie schlafen in bequemen Betten. Wir hätten uns das Zimmer vorher anschauen sollen. Was wenn sie so eine Art Vampir sind? Ich hoffe sie essen auch und haben was Essbares für uns. Sie sehen relativ normal aus, bis auf die Hautfarbe. Ich hoffe, die hiesige Sonne ist nicht irgendwie giftig. Vielleicht liegt es auch am Wasser – ich hoffe nicht.“, Emi brabbelte immer weiter, Barnabas erkundete die Gegend mit Adleraugen.

„Heißt das, dass das Schicksal für die Weisen arbeitet? – Und doch nicht unabhängig ist.“, sagte sie dann auf einmal leise.

„Na jetzt verstehen wir uns! Ich sage doch, dass das hier alles komisch ist.“

„Das heißt, sie schicken das Schicksal überall hin, um die Drecksarbeit zu machen. Alles passiert so wie sie es wollen.“, sie war ganz apathisch.

„Emi deine Augen schon wieder… Aber wenn sie böse wären, dann hätte er uns das doch nicht erzählt, oder?“, Barnabas wollte sich wieder beruhigen.

„Oder er weiß, dass wir hier nie wieder wegkommen und es egal ist was wir wissen. Das Schicksal mag so Leute wie mich nicht. Was ist, wenn sie unser Raumschiff schon einschmelzen?“, sagte Emi jetzt hysterisch.

„Du bist so ein Verschwörungstheoretiker. Der Umgang mit Menschen tut dir nicht gut.“

„Du hast doch damit angefangen, dass es hier so komisch ist.“

„Ja, aber ich dachte eher an sowas wie Experimente mit anderen Universianern, Waffen für die Regierung, geheime Magie. Und keine Verschwörung gegen das ganze verfickte Universum.“

„Langweilig.“, sie drehte sich weg.

„Und realistischer.“

„Im Universum ist alles realistisch.“, sie setzte sich an einen Springbrunnen. Sie steckte eine Hand rein und betrachtete sie, ohne sich zu bewegen.

„Schaust du jetzt, ob deine Haut grün wird?“

„Sieht bis jetzt alles normal aus.“, sie holte die Hand aus dem Wasser.

Barnabas rollte mit den Augen und seufzte laut: „Und damit muss ich mich abgeben?!“

„Was machen wir jetzt bezüglich der Verschwörungstheorie?“

„Haben wir irgendwelche Beweise bezüglich der Theorie?“, fragte Barnabas.

„Nur dein komisches Gefühl, dass hier etwas komisch ist.“, antwortete Emi schnippisch.

„Sollen wir dem auf den Grund gehen?“

„Du meinst beim mächtigsten Volk des ganzen Universums herumspionieren? – Klar warum denn auch nicht.“, sie pustete sich eine Strähne aus dem Gesicht.

„Gut, dass wir uns da einig sind.“, er lächelte verstohlen.

„Barnabas bist du wahnsinnig? Wir sollten sehen, dass wir lebend von hier wegkommen. Du wolltest doch von vornherein nicht her.“

„Was ist, wenn wir aufdecken, was hier gespielt wird?“

„Dann bist du immer noch kein scheiß Superheld und die murksen dich ab und das Schicksal löscht das Gedächtnis der Universianer mit einem Blitzdings, wie bei Men in Black und niemand wird von deiner genialen Aktion wissen.“, Emi spritzte ihn mit dem Wasser aus dem Springbrunnen ab.

„Ey und mit sowas muss ich mich abgeben?“

„Musst du nicht. Geh doch auf deine Mission, pass auf, dass du nicht schon vor dem Abendessen verreckst.“

„Wir sehen uns in drei Stunden im Zimmer.“, Barnabas salutierte, wie ein Idiot und verschwand im Dickicht. Emi machte sich auf den Weg zu Retep, um ein offenes Gespräch mit ihm zu führen. Vielleicht verplappert er sich oder er ist ganz ehrlich, und Barnabas spinnt nur.

Das ist doch jetzt nicht der Ernst dieser beiden Vollschwachmaten? Die wollen echt die Weisen ausspionieren… Ich muss dazu sagen, ich habe ein paar Informationen zurückgehalten – bin doch kein so unwissender Erzähler wie ihr dachtet – ha. Nun … ja … die Weisen! Die Weisen leben offensichtlich schon sehr lange in ihrer blöden Festung und ihr dachtet es euch bestimmt schon, bewachen das was sich hinter der Festung befindet und was das ist verrate ich euch natürlich noch nicht – ätschibätsch. Und, weil eben keiner wissen soll, was und das sie etwas bewachen, ist ihre Existenz ein Mysterium. Jetzt wisst ihr auch, warum das Schicksal unabhängig von den Universianern ist, weil es abhängig von den Weisen ist. Die Weisen sorgen durch das Schicksal, unter anderen, dafür das ihr Geheimnis sicher ist. Woher sie ihre Macht haben, fragt ihr euch? Nun fragt euch lieber was sie bewachen… Ob sie nun böse sind, überlegt ihr? Ihr stellt euch echt die falschen Fragen. Was ist schon richtig und falsch? Ob Oni und Ino die beiden absichtlich hier hingeführt haben? Gute Frage! Ob Barnabas und Emi es lebend von dieser Festung schaffen – das wollt ihr wissen? Das ist die richtige Frage und das erfahrt ihr in der nächsten Episode, wenn es wieder heißt: die Abenteuer von Barnabas dem Gefährlichen und Emi Erdbeer, diesmal mit Episode 4: Das Geheimnis der Festung am Rande des Universums.

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