Barnabas und Emi waren unterwegs im All zum Space-Rathaus. Den größten Teil der Strecke hatten sie schon hinter sich, sie mussten nur noch den Meteoritengürtel des Planeten Magsin überwinden und genau dahinter befand sich das Ziel ihrer Begierde. Doch diese letzte Etappe barg Schwierigkeiten: Unsere beiden Protagonisten flogen mit unsagbarer Geschwindigkeit in den Meteoritengürtel, ohne auch nur den Anschein eines Bremsmanövers zu machen.
„Wir fliegen mit unsagbarer Geschwindigkeit in den Meteoritengürtel, ohne auch nur den Anschein eines Bremsmanövers zu machen.“, gab Barnabas von sich. Sie überschätzen die Kraft ihres Schiffes maßlos und die Folge davon war, dass die Meteoriten das Schiff stark beschädigten und so mussten die beiden auf Magsin notlanden. „Wir haben die Kraft unseres Schiffes maßlos überschätzt und müssen jetzt Notlanden.“, sagte Emi besorgt zu Barnabas.
Weit weg von jeglicher Zivilisation an einer verlassenen Space-Tankstelle in der Pampa hofften sie Material für die Reparatur zu finden. Sie stiegen aus ihrem Raumschiff und sahen sich um.
„Wie ich sehe, seid ihr Landratten hier gestrandet?! Können wir euch vielleicht irgendwie behilflich sein?“, fragte ein Fremder, der mit einem verheißungsvollen Lächeln auf sie zu kam. Barnabas und Emi schauten sich vielsagend an, weil sie genau wussten, wer vor ihnen stand: Oni Occi und hinter ihm Ino Icco – die zwei berühmtesten und gefährlichsten Space-Piraten im ganzen Universum. Der andere dürre, mit einer großen Narbe über dem Auge, der aus dem Schatten von Oni Occi hervortrat, sagte, nachdem Barnabas und Emi zögerten: „Wir haben gesehen, dass euer Schiff neue Teile braucht und uns ist langweilig. Nun und zudem wissen wir, wie wir euch helfen können. Spielen wir doch einfach um das Schiff des jeweils anderen, so hat jeder was davon.“
Barnabas blieb ganz cool: „Und ihr wollt einfach so euer Schiff für zwei fremde Gestrandete aufs Spiel setzten? Was macht ihr dann ohne Raumschiff?“
Oni, der etwas dicklich daherkam: „Wenn wir aber gewinnen, dann kriegen wir euer Schiff, das ist bestimmt zehntausend Space-Taler wert.“
Ino, für was ihn Oni in die Seite stach, fügte hinzu: „Und wahrscheinlich werden wir auch gewinnen!“
„Dann haben wir ja gar nichts von der Aktion. Emi das Lohnt sich nicht. Lass uns von hier verschwinden.“, Barnabas drehte sich um.
„Wartet! Wartet!“, Oni hielt Barnabas mit seinen dicken Wurstfingern an der Schulter, „Nicht so schnell ihr Landratten, wenn ihr gewinnt, kriegt ihr unser Schiff und diese Karte. Die bringt euch bis zum Rand des Universums.“
Barnabas Augen leuchteten und Emi musste sich zusammenreißen, dass ihr der Kiefer nicht ganz tief runterklappte. Ihr Entdeckerdrang war geweckt. Man erzählte sich allerlei Sagen und Mythen über den Rand des Universums, keiner weiß, wo er ist, noch war je jemand in der Nähe davon, geschweige denn, dass jemand da war. Diese Sagen und Mythen sind aber eher Fantasien, die von Generation zu Generation weitererzählt werden. So in der Art wie, dass am Rand des Universums ein gänzlich neues, uns unbekanntes Universum existiert, mit anderen physikalischen Regeln – keine Schwerkraft und so. Aber das ist nur eine von vielen Geschichten und eine absurder als die andere.
„So eine Karte gibt es nicht.“, Emi winkte ab.
„Sieh selbst!“, Ino reichte sie ihr.
„Warum solltet ihr so einen Schatz aufs Spiel setzten?“, sie schaute sich die Karte beiläufig an, als würde es sie gar nicht interessieren, doch in Wirklichkeit, stellte sie sich schon vor, wie sie zusammen mit Barnabas auf den Weg dorthin ist.
„Ohne ein gutes Schiff ist die Reise dorthin sinnlos, guck dir unseres an! Wir kommen mit dem Schrottteil niemals so weit. Wir brauchen Geld.“, sagte Oni.
„Dennoch ist das kein kluger Einsatz von euch. Wenn die Karte wirklich das ist, was sie zu sein scheint … aber ihr seht nicht aus als wärt ihr nicht klug.“, entgegnete Barnabas, aber schlau sehen die auch nicht aus, dachte er für sich.
„Die Karte kann niemals echt sein.“, sagte Emi, die Karte Ino zurückgebend, „Wenn sie echt wäre, würde das heißen, dass jemand schon mal da gewesen sein muss, aber wie wir wissen, ist das nie passiert.“
„Und was ist, wenn ich euch sage, es wohnen Leute da.“, Oni stach Ino wieder in die Seite.
Barnabas und Emi lachten: „Wie soll da jemand wohnen? Es ist der Rand des Universums da ist doch nichts mehr.“
„Der Rand des Universums wird von den Weisen bewacht, weil das was sich dahinter verbirgt, nicht für normal Sterbliche gedacht ist, vor allem nicht für Menschen.“, er ließ seine Hände in einem Bogen vor Emis Gesicht ziehen.
„Ino wieso erzählst du diesen Landratten alles?“, Oni stämmte die Hände in die Seiten.
Der zuckte mit den Schultern: „Sonst glauben die uns nicht und wir können nie spielen.“
„Woher zur Hölle wisst ihr eigentlich davon?“, fragte Emi.
„Kleine, wir sind so alt, so eine Zahl kannst du dir nicht mal vorstellen. Wir wissen noch viel mehr, als du träumen kannst.“, antwortete Oni geheimnisvoll.
Emi hob eine Braue, sah zu Barnabas rüber, der nickte ihr zu.
„Also meine lieben gelangweilten Spieler – was wollt ihr überhaupt spielen?“, fragte der Gefährliche, wie sie ihn auf der Erde nannten.
„Space-Dart.“, Ino und Oni grinsten, „In einer Stunde in der Kneipe hinter der Tanke.“
Barnabas und Emi hatten gar keine Gelegenheit zu antworten, da waren die beiden schon in der Kneipe verschwunden.
„Und jetzt?“, fragte Emi genervt.
„Jetzt entspannen wir uns und in einer Stunde gewinnen wir dieses Match, du Erdbeerkuchen.“
„Pff nur, weil du Telekinese kannst und ich ein bisschen mit der Zeit spielen kann, heißt das noch lange nicht, dass wir eine Chance haben.“
„Doch natürlich! Wir schaffen das locker, wir brauchen nur eine Taktik.“
„Du weißt doch genauso gut wie ich, wer die beiden sind. Denkst du nicht, dass sie noch bessere Tricks als wir haben werden?“
„Unser Vorteil ist, dass sie mit unseren gar nicht rechnen werden, sie halten uns für Otto-Normal-Menschen von der Erde.“
„Und wenn schon. Ich glaube, das bringt uns nichts.“
„Sei mal nicht so Emi! Das wird alles schon klappen.“
Gesagt – getan – die beiden erarbeiteten eine hochkomplexe und raffinierte Taktik, mit der sie Ino Icco und Oni Occi in Space-Dart besiegen wollten. Space-Dart ist jedoch ganz anders als Erden-Dart, plus die detaillierte Taktik von unseren Amateur-Kriminellen, deswegen spare ich euch die Erklärung (es liegt nicht daran, dass ich zu faul bin mir was geniales auszudenken, um zu erläutern, wie Emi und Barnabas die Space-Piraten besiegen werden, daran liegt es nicht, es ist das Beste für euch, glaubt mir. Space-Dart ist furchtbar chaotisch, jede Farbe der Dartpfeile hat eine unterschiedliche Bedeutung zu unterschiedlichen Spielständen, nur um ein kleines Detail dieses verwirrenden Spiels zu nennen).
Nun in der Space-Kneipe angekommen, spielten die vier zunächst ganz ausgeglichen, erst als Emi für einen Kniff die Zeit anhalten wollte, stellte sich ihr ein Problem – es funktionierte nicht. Sie schaute Barnabas mit großen Augen an: „Warum kann ich die Zeit nicht anhalten?“
Oni lachte: „Die Zeit anhalten? Seid ihr doch keine Menschenratten?“
Ino grinste. Barnabas versuchte sie mit Telekinese bewegungsunfähig zu machen – aber auch er war auf diesem Planeten kraftlos.
„Was jetzt?“, rief er zu Emi rüber.
„Warum funktionieren unsere Kräfte nicht? Habt ihr was damit zu tun?“, sagte sie zu den beiden, eine Hand an ihrer Waffe.
„Von wo kommt ihr denn überhaupt?“
„Enero.“
„Das hätte ich mir denken können.“, Oni setzte sich auf einen Barhocker, der neben der Dartscheibe, an der Wand stand.
„Was bedeutet das?“
„Das klingt vielleicht sehr albern, mag sein, weil wir nur in einem Comic existieren, aber auf Magsin herrscht ein umgekehrtes Magnetfeld mit, wie der Name schon verrät, viel Magnesium und das wirkt sich aufeinander aus und blockiert eure Kräfte, aber lasst euch gesagt sein – unsere auch.“
„Warum hängt ihr dann auf so einem Planeten ab, wo eure Kräfte nicht funktionieren?“
„Weil es hier viel Geld zu holen gibt, wie ihr am eigenen Leib erfahrt und viele Bodenschätze.“
„Sollen wir nicht weiterspielen?“, brachte Ino ein, der jetzt an der Reihe wäre.
„Ja dann mal los, was sollen wir machen, Abmachung ist Abmachung.“, antwortete Barnabas und packte sich an die Stirn.
Ino schoß und traf ins Schwarze.
„Ich hab es dir doch gesagt Barnabas.“, Emi war stinksauer.
Barnabas äffte sie nach und feuerte seinen nächsten Schuss ab – der ebenso die volle Punktzahl erreichte.
„Ich habe es dir doch gesagt!“, sagte er stolz eine Grimasse ziehend. Emi war die nächste und versämmelte ihren Schuss total. So ging das die nächsten zwei Stunden weiter: Ino und Oni räumten alles ab, Barnabas schlug sich nicht schlecht und Emi traf halt ab und zu die Scheibe. Ihr dachtet unsere Helden gewinnen? Pustekuchen. Das ist kein Superheldenfilm. Nun jedenfalls mussten die beiden ihr Schiff, was auf den Namen ‚Ghost‘ getauft war, abgeben.
„Euer Schiff ist in guten Händen, wir werden es bei der nächsten Möglichkeit verkaufen und uns mit dem Geld Teile für unser Schiff kaufen und weiter auf räuberische Abenteuer gehen.“
„Viel Spaß dabei!“, spottete Emi ironisch.
Was Ino und Oni nicht wussten, ist, dass Emi und Barnabas (nicht immer aber manchmal) einen Plan B hatten – sie hatten einen Sender im Schiff der Piraten platziert und den Empfänger bei sich, so können sie das Schiff der Piraten immer orten und sobald sie nicht mehr auf diesen blöden kraftlosen Planeten Magsin waren – könnten sie das getunte Piraten-Schiff erobern. Ihr dachtet unsere Helden haben keinen Ausweg aus diesem Schlamassel? Falsch gedacht. Sie hatten sogar noch genügend Geld, um sich ein fliegendes Space-Motorrad zu holen, plus zwei coole Raumanzüge mit Helm. Sie flogen wieder ein Stück weg vom Space-Rathaus auf einen anderen Planeten und warteten auf den richtigen Moment.
Ich könnte euch jetzt erzählen wie die beiden ihr Schiff wieder bekommen haben, mit viel Action und Witz, aber das wäre doch auf Dauer echt langweilig, deswegen erzähle ich euch was anderes, was danach passiert ist: Nun, Emi und Barnabas saßen im geklauten Raumschiff, von den gefährlichsten Space-Piraten im Universum – was wahrscheinlich Emi und Barnabas zu den gefährlichsten Space-Piraten im Universum macht – jedenfalls saßen sie da MIT der Karte, die angeblich bis zum Rand des Universums führt. Dieser Ort ist Schauplatz von so vielen Legenden und Geschichten und allseits bekannt in der Gesellschaft der Universianer (so nennt man alle Lebewesen im Universum). Barnabas und Emi hatten schon oft darüber gesprochen, sowie auch jetzt: „Ich habe mir die Karte angeschaut Barnabas, und es ist zwar noch ein weiter Weg, aber so weit vom Space-Rathaus ist es auch wieder nicht, dass wir es nicht schaffen würden, und wir können uns nicht entgehen lassen herauszufinden, ob den Quatsch den Ino und Oni erzählt haben auch wirklich stimmt. Was ist, wenn dort wirklich Weise leben, denen können wir all unsere Fragen stellen und noch so viel mehr lernen…“
„Emi wer sagt denn, dass uns auch nur irgendjemand in die Nähe dieses Ortes, geschweige denn zu den Weisen lässt? Wie stellst du dir das vor? Wir kommen vorbei und klopfen?“
„Ich denke nicht, dass sie allzu oft Besuch bekommen, vielleicht freuen sie sich.“, sie zuckte mit den Schultern.
„Wie naiv bist du eigentlich? Die werden uns vermutlich schon weit vor ihren Toren abschießen.“
„Das gehört zu meinem fiktiven Charakter.“
„Dann schüttel es ab.“
„Geht nicht, so wurde ich geschrieben.“
„Blödsinn.“
„Doch ehrlich. Und du wurdest so großkotzig geschrieben.“
„Bullshit-Kacke.“
„Du meinst Space-Bullshit-Kacke.“
„N‘ dicken Scheiß meine ich. Hör auf damit.“
Emi lachte. „Du denkst also nicht, dass wir die Karte nutzen sollten? Was wenn wir die Ersten sein werden? Und wenn wir sterben – sterben wir als Legenden.“
„Wie blöd bist du eigentlich? Die ersten sind wir sowieso schonmal gar nicht, wenn die Karte stimmt. Und Legenden werden wir höchstens, weil wir das Schiff von Oni und Ino geklaut haben und irgendwie waren die gar nicht so schlau, wie ich dachte.“
„Aber Barnabas was, wenn die Karte von einem von den Weisen selbst ist und er sich unter die Universianer gemischt hat, und wollte das jemand den Weg zu ihnen findet.“
„Was für ne Space-Bullshit-Märchen-Kacke.“
„Es wird genauso passieren! Glaub mir! Ich weiß es! So wurde es prophezeit!“
„Du meinst bestimmt geschrieben…“, Barnabas rollte mit den Augen.
„Barnabas warum biste denn jetzt so?“
„Emi ich bin einfach nicht so naiv wie du. Was ist eigentlich mit dem Space-Rathaus? Wollen wir da nicht mehr hin? Das war doch unser Traum!“
„Ich weiß nicht mehr… wir haben so oft über den Rand des Universums gesprochen.“
„Ja, aber über das Space-Rathaus auch! Wir sollten unsere Pläne nicht wegen so einer blöden Karte aufs Spiel setzten!“
„Du hast ja Recht, aber trotzdem…“
„Nichts trotzdem!“, und Barnabas schaltete den Space-Schub ein und sie flogen mit halber Lichtgeschwindigkeit Richtung Space-Rathaus, das Zentrum des Universums.
„Ist das jetzt dein Ernst? Du lässt dir dieses Abenteuer entgehen und fliegst zum popeligen Space-Rathaus?“
„Das Space-Rathaus ist dafür ein sicheres Abenteuer, niemand weiß was uns am Rand des Universums erwartet und jetzt hör auf zu labbern!“
„Barnabas du bist doof!“
„Du bist viel doofer.“
„Und du am dööfsten!“
Und so flogen sie, aber nicht lange, weit war es nämlich nicht mehr. Hinter dem Meteoritengürtel von Magsin hatten Barnabas und Emi ihre Kräfte wieder und erblickten endlich die große in regenbogenfarben fluoreszierende Kuppel des Space-Rathauses, die überdeckt war mit großen Hexagonen aus purem Platin, welche sich majestätisch aus den Staubwolken der Meteoriten erhob und immer größer wurde.
„Wow…“
„Da staunst du aber, nicht?!“, Barnabas stach sie in die Seite.
„Ja natürlich, aber ich lasse den Rand des Universums noch nicht los. Ich werde mich dort hinbegeben – mit dir oder ohne dich.“
Barnabas schmunzelte, schüttelte den Kopf und kümmerte sich um das Landemanöver.
Das Space-Rathaus – unendliche Weiten – fast so groß wie Saturn, aber als schwebendes, mit Chrom besprühtes Space-Gebäude im All. Wie ein Octopus der seine Tentakel ausbreitet – breiteten sich die verschiedenen Abteilungen neben der zentralen Kuppel aus. Und auf den jeweiligen Abteilungen war jeweils ein Landeplatz und auf einem von denen nahmen Barnabas und Emi Platz. Unter ihnen gab es fünfzehn Stockwerke Raum für Space-Bürokratie, welche genauso spannend ist wie Erden-Bürokratie.
„Nun Kapitän, wie gedenkest du hineinzugelangen?“
„Pass auf Erdberrtörtchen! Nichts leichter als das!“
Sie gingen zur Tür, welche durch einen Iris-Scanner gesichert war – Old-school.
Nun jedenfalls kamen sie nicht rein und nur wenige Sekunden nach ihrem missglückten Versuch das Space-Rathaus zu betreten, öffnete sich ein kleiner Schlitz in der Tür und ein neonorangenes Auge mit dreieckiger Pupille starrte sie an.
„Wer sind sie und was wollen sie?“, gab es mit zischender Stimme von sich.
„Guten Abend, mein Name ist Sabanrab Harmlos und das ist meine Kollegin Emma Salty. Wir haben heute Ino Icco und Oni Occi gefangen genommen, sehen sie das Schiff? Das gehört den beiden und die sitzen gefesselt darin. Salty und ich dachten wir geben sie gleich hier ab, es gibt doch extra Shuttles zum Space-Gefängnis, für Steuerhinterzieher. Ich denke, für die beiden machen sie doch bestimmt eine Ausnahme, oder?“ (Einen dicken Scheiß hatten Barnabas und Emi die beiden im Kofferraum dabei. Sie haben sie bewusstlos geschlagen und auf Neumond (ein Planet nicht weit von hier) gefesselt, ohne Kohlenstoff, dem Sauerstoff der Space-Piraten und dort zurückgelassen.)
„Sie denken ganz schön viel Sabanrab Harmlos. Warum zeigen sie mir nicht ihren Ausweis und den ihrer Kollegin gleich mit. Sie scheint so still.“
Er fing an zu suchen: „Der Schein trügt, eigentlich plappert sie unaufhörlich, wie ein Wasserfall – ziemlich nervig.“, er suchte und plapperte immer weiter. Emi schaute ihm gespannt zu, nicht sicher wohin mit sich und ab und zu zum Wesen hinter der Tür grinsend.
„Ich hab nicht ewig Zeit Herr Harmlos.“
Auf das Stichwort ließ Emi die Zeit anhalten.
„Hat ja ganz schön lange gedauert.“
„Tschuldigung Herr Kommissar.“, sagte sie angeblich ganz zahm.
„Das Grinsen kannst du dir sparen.“, er warf ihr noch einen bösen Blick zu, den konnte er aber nicht lange halten und musste selbst lachen.
Sie scannten das Auge der Angestellten, mit ihrem Gerät und durch eines ihrer Space-Gadgets konnten sie es dem Iris-Scanner an der Tür als echtes Auge verkaufen und das Tor öffnete sich. Die beiden schoben diese vorsichtig beiseite und traten ein. Sie mussten nicht weit gehen, da gingen bzw. standen zwei Beamte im Flur, wahrscheinlich gerade unterwegs zu irgendeiner langweiligen Besprechung, den Akten unter ihren Achseln nach zu Urteilen. Barnabas schnappte sich ihre Ausweise und Marken und ließ diese, mit ein paar Änderungen, im portablen 3D-Drucker drucken. Emi konnte es sich nicht verkneifen den beiden die Schnürsenkel zu öffnen, aber sonst verließen sie die beiden wie sie sie vorgefunden hatten.
„Das hätten wir sein können Barnabas. Aber sieh was aus uns geworden ist – Kriminelle.“
„Space-Kriminelle haben auch mehr Spaß als Space-Polizisten.“
„Da hast du Recht.“
Nun so schnell wie sie reingekommen waren, so verließen sie das Space-Rathaus wieder und hielten ihre frisch gefälschten Ausweise vor den Türschlitz. Emi ließ die Zeit wieder laufen.
„Na wird’s bald…“
„Da sind sie doch – unsere Ausweise.“, sie hielten die noch vom Drucken warmen Fälschungen vor den Türschlitz.
„Entschuldigung Herr Harmlos.“, sie öffnete die Tür, „Moment – aber warum funktioniert der Scanner nicht? Sie sind doch zugelassen?“
„Oh der… der ist sicher kaputt gegangen. Die Kollegen aus der Rechtsabteilung gehen damit immer so forsch um.“
„Das wird es wohl sein.“, sie kratzte sich mit ihren Krallen am langen Kinn, „Das muss ich direkt weitergeben.“
Barnabas und Emi blickten sich zufrieden an und traten selbstbewusst in die Eingangshalle des Y-Flügels (ja sie sind alphabetisch sortiert und ja es gibt 26 Flügel und ja die Universianer benutzen das menschliche Otto-Normal-Alphabet). Die Kreatur an der Tür mit dreieckigen Pupillen, Krallen und einer Perlenkette machte sich von dannen und Emi fragte was sie jetzt tun wollen.
„Was? Du wolltest doch hier hin und alle offenen Fragen des Universums stellen und die Leute, die hier arbeiten nerven. Wir sind nur deswegen hier.“
„Und dich interessieren diese Fragen also gar nicht? Wir haben uns doch immer darüber unterhalten. Und sowas selbstloses würdest du außerdem niemals tun.“
„Was meinst du?“
„Alleine wegen mir hier hinfahren – wenn es nicht auch in deinem Interesse liegt.“
„Stimmt, ich wurde ja geschrieben als selbstsüchtiges Arschloch. Jedenfalls im A-Flügel ist die Auskunft, dort kannst du deine Fragen stellen, aber die werden dich wahrscheinlich direkt in die Bibliothek schicken, die ist im B-Flügel.“
„Die größte Bibliothek im Universum – kannst du dir das vorstellen?“
„Nein, deswegen lass uns da direkt hin.“, Barnabas packte ihren Arm und zog sie mit sich.
Sie stürmten durch den langen Korridor hinter der Eingangshalle, am Ende angekommen war dort eine noch größere Halle. Alles war aus Chrom. Es war die zentrale Halle unter der Kuppel, sie hatte zich Fahrstühle, welche nicht nur nach oben und unten fuhren, sondern auch zwischen den Flügeln wechselten, was den Weg natürlich erheblich erleichterte. Das Space-Rathaus ist nicht von unten nach oben, wie ein normales Erden-Hochhaus, aufgebaut, sondern von oben nach unten, das heißt der erste Stock ist ganz oben und der 15. ganz unten – ihr habt es verstanden. Für unsere kriminellen Space-Helden, die ganz oben ankamen, ging es nun mit dem Fahrstuhl zum B-Flügel in den dritten Stock und alles ohne Umsteigen. In diesem Stockwerk und den drei darunterlegenden ist nämlich die historische Space-Abteilung – vier ganze Stockwerke nur über das Universum, seine Geschichte, seine Entstehung. Im Space-Rathaus haben sie natürlich keine Otto-Normal-Menschen-Bücher, alles ist auf Space-Tablets (genau solche durchsichtigen aus Glas, wie in den ganzen Science-Fiction Filmen) gespeichert.
Barnabas und Emi schnappten sich ein paar davon, setzten sich an einen Tisch und ließen die Hologramme ihnen das Universum erklären. Sie staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, wie groß das Universum wirklich ist, wie es wirklich entstanden ist, was die schwarze Materie ist, was in einem schwarzem Loch ist, was vor dem Universum war, wie viel Leben es wirklich gibt und wie unbedeutend die Menschen auf der Erde sind. Aber über den Rand des Universums – nichts. Wahrscheinlich ein Staatsgeheimnis, was vor der Universum-Bevölkerung geheim gehalten werden soll. Die Universianer scheint das aber nicht wirklich zu stören, Platz ist im Universum genug da. Die Regierung, welche hier im Space-Rathaus sitzt, hält alles unter ihrer Kontrolle, so dass die Bewohner keinen Grund zur Aufregung haben.
Stunden später hatten Barnabas und Emi all ihre Fragen geklärt, die bekommene Info luden sie sich auf ihre Space-Gadgets, doch bevor sie gingen, schauten sie sich noch auf den anderen Etagen der Bibliothek um. Jede Menge Steuern- und Anwaltskram, Politik, Kunst- und Musikgeschichte, Technikgedöns, Karten – sehr, sehr viele Karten (die Universianer mussten wohl auch, wie die Menschen früher, ohne GPS auskommen). Beeindruckt verließen die beiden unechten Space-Polizisten den B-Flügel und begaben sich wieder in die zentrale Halle unter der Kuppel.
„Und nu?“, fragte diesmal Barnabas.
Emi starrte die große Tafel mit den sechsundzwanzig Flügeln und ihren Etagen an (oder dadurch?).
„Space-Rathaus an Emi. Hallo, ist jemand zu Hause?“
Sie starrte, atmete flach und bewegte sich nicht. Er schüttelte sie, sie erwachte und schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht.
„Spinnst du?“, riefen sie beide gleichzeitig.
Emi fasste sich an den Kopf und lachte: „Ich war einfach kurz überwältigt von den Dingen, die wir erfahren haben. All die Fragen, all die Fragezeichen – weg.“
„Alle?“, hackte er nach.
„Der Rand des Universums?“, sie schmunzelte, „Dahinter kommt auch bald ein Ausrufezeichen.“
Sie bogen wieder in den Y-Flügel – Richtung Ausgang. Da kam ihnen wieder die komische Gestalt von der Tür vorhin über den Weg.
„He! Herr Harmlos! Wo sind Ino und Oni?“
„Ach die…“, er kratzte sich am Hinterkopf, „die sind wohl auf dem Weg aus dem Schiff ausgebrochen – ärgerlich, aber machste‘ nichts. Wir waren eben oben und haben den Papierkram erledigt und ein Kopfgeld auf die Beiden ausgesetzt.“
Die Kreatur schien das Ganze zu verdauen. „Nun gut.“
Emi und Barnabas wollten schon wieder weiter als: „Aber der Iris-Scanner war gar nicht kaputt.“
Sie rannten los und lachten, als sie sicher im Schiff angekommen waren.