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zwischendurch 2021

Jedes Jahr denke ich, dass viel passiert ist – doch ich nichts gemacht habe, ich immer noch nicht weitergekommen bin. Drumherum wurden Entscheidungen getroffen, Zeit ist vergangen, alle sind ein Schritt weitergekommen und ich bin immer noch an dem Ort wie vor fünf Jahren. Zwischendurch sah es noch schlimmer aus und manchmal auch besser, aber insgesamt habe ich nichts erreicht. Nicht schlimm sagt ihr vielleicht. Es ist auch nicht schlimm. Wir werden nicht geboren um erfolgreich zu werden, sondern um zu leben. Aber ich bin weder erfolgreich, noch lebe ich.

 

Dann denke ich wiederum, es ist so unfassbar viel passiert, ich habe so unfassbar viel gelernt für mich persönlich. Es musste alles so kommen wie es kam und es ist ok so. Aber das ist zu wenig. Es hätte nicht viel gebraucht, aber selbst das war mir zu viel – und ich wäre weiter. Ich glaube, ich bin nicht so toll und nicht so schlau wie ich denke, bei weitem nicht. Ich glaube, ich halte zu viel von mir. Ich glaube, ich denke, ich könnte so viel mehr. Vielleicht kann ich es. Aber anscheinend nicht. Bin ich zu streng mit mir? Vielleicht nicht streng genug? Es geht nicht darum, wie alt ich bin, es geht darum, dass ich mich im Alltag sehe, und ich sehe nichts. Meine größte Schwäche ist, dass ich weder ehrgeizig noch diszipliniert noch zielstrebig bin. Und es ist ok. Ich verurteile mich nicht dafür, zumindest nicht oft. Doch wenn ich diese Eigenschaften nicht besitzen würde, wer weiß, ob ihr diese Worte nicht auf meinem Blog, sondern in meinem ersten Buch lesen würdet. Vielleicht bin ich Größenwahnsinnig. Vielleicht habe ich meinen Sinn verloren (if u know u know). Zumindest habe ich keine Energie. Jeden Tag, wenn ich aufstehe, fühle ich mich wie gerädert. Ich kann nix, denn ich mach nix und ich mach nix, denn ich kann nix, weil ich keine Kraft habe. Der ewige Kreislauf.

Ich glaube, mir geht es ganz gut doch, ich schwebe im Nichts, kurz vor dem Abschluss und beschäftige mich konsequent nicht mit den wichtigen Fragen, weil ich zu schwach bin. Ich fühle mich um einiges besser, nicht einsam aber doch meistens allein, ich muss alles allein schaffen und deshalb schaffe ich nichts. So fühlt es sich an. Eigentlich fühl ich mich gut, das denke ich zumindest und doch manchmal ist mir alles zu viel, selbst eine kleine Aufgabe.

Ich denke ich brauche eine Pause, aber wie viele Pausen kann man noch machen? Ich mache nichts anderes außer Pausen. Deswegen komme ich auch nicht weiter. Und bei allen Pausen komme ich immer noch nicht zu Kräften.

Was fehlt mir also? Ein Funke? Woher krieg ich den? Was ist das? Und sind dann alle meine Probleme gelöst? Da kann ich nur müde lachen. Warum bin ich müde? Ich tue nichts. Wer oder was gibt mir Kraft?

 

Ich glaube auch, dass viele momentan müde sind und es ist ok müde zu sein. Wie kommt man da wieder raus? Was soll man tun? Das gilt es 2022 herauszufinden. Guten Rutsch… ich wünsche euch Gesundheit, gesunden Menschenverstand und viel Kraft.

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Ungefähr einen Monat später sitze ich wieder hier und schreibe diese Worte, immer noch müde. Ich war echt weinerlich… aber darum soll es jetzt nicht gehen. Ich habe in diesem Jahr mir zwei sehr engstehende und über alles geliebte Personen verloren und nicht einmal „online“ darüber gesprochen, ich bin mit meiner Trauer lieber in der Familie oder für mich – offline. Und nichts was ich hätte schreiben können, wäre ihnen gerecht geworden und den Gefühlen, die meine Familie und ich haben. Dieses Jahr kam mir vor, wie ein Jahrzehnt, weil so viel passiert ist und doch raste es in unvorstellbarer Geschwindigkeit an mir vorbei, weil so viel passiert ist und ich einfach nicht hinterherkomme. 2021 war mit Sicherheit das schlimmste Jahr für mich. Und doch denke ich, dass ich emotional stabiler bin als 2017, als es mir auch sehr schlecht ging. Habe ich mich an den Schmerz gewöhnt? Habe ich gelernt damit umzugehen? Bin ich abgestumpft? Bin ich schlicht erwachsen geworden? Ich weiß es nicht. Warum beunruhigt es mich, dass ich damit umgehen kann? – Was auch immer der Grund dafür sein mag. Sollte ich lieber nicht darüber nachdenken? Was mir die meiste Angst macht, ist, dass ich vielleicht nur denke, dass ich emotional klarkomme und in Wirklichkeit alles nur verdränge. So fühlt es sich aber nicht an. Vielleicht sollte ich weniger nachdenken. Vielleicht bin ich einfach stabiler geworden. Es ist jedoch schwer das einfach zu akzeptieren, weil es schon so lange nicht so war. Ich bin nicht glücklich und strotze vor Hoffnung – versteht mich nicht falsch. Aber ich verzweifle nicht und fühle mich nicht so am Boden, wie ich es eigentlich gewöhnt war. Gruselig, wenn man eher daran gewöhnt ist labil zu sein.

Ursprünglich wollte ich mit dem heutigen Teil auf etwas anderes hinaus, aber die Gedanken schweifen dahin, wo sie hinwollen. Eigentlich wollte ich darauf hinaus, dass es herzzerreißend ist Leute zu verlieren, die einem Nahe stehen. Auch Menschen in meinem Umfeld haben geliebte Personen verloren in diesem Jahr, auch das beschäftigt mich, weil man ungefähr weiß, wie sie sich fühlen, auch wenn selbstverständlich jede Trauer individuell ist. Ich wollte sagen, dass man dankbar sein sollte, für die Zeit, die man am Leben ist und für die Menschen um einen herum. Die Welt ist verloren, die Menschheit ist verloren, der Planet Erde ist verloren, aber doch gibt es gute Menschen und jeder kennt mindestens eine Person– die sollte man schätzen und schützen. Ich weiß, ihr braucht nicht zu Schmunzeln, eine Braue hochzuziehen oder zu Schnauben, es ist sehr pathetisch was ich schreibe. Deswegen bin ich auch erst meinem anderen Impuls gefolgt.

 

Dieses Jahr fing ich „erst“ im November an meinen alljährlichen Jahresrückblick zu schreiben, wenn man bedenkt, dass ich es letztes Jahr schon im August tat. Das war so, weil ich eigentlich nach allem was war, zum ersten Mal, seit vielen Jahren schon, keinen Jahresrückblick schreiben wollte, weil ich wusste, dass er nicht positiv, sondern weinerlich, voller Selbstmitleid, pathetisch sein wird und mir meine Faulheit, die ich dieses Jahr wieder besonders gespürt habe, wie ein Spiegel vor die Nase hält. Und ich eigentlich auch nicht wirklich wusste, was ich dieses Jahr schreiben soll, alles erschien sinnlos und dumm. Vielleicht war ich auch faul, weil ich nicht das machen konnte, mit der gewohnten Leidenschaft und Lebensfreude wie sonst. Ich sehe selten, warum es sich lohnt sich aufzurappeln und etwas zu tun. Auch wenn ich mich emotional als relativ stabil einordne, sitzt mir die Trauer tief in den müden Knochen. Und sind wir mal ehrlich, diesen Quatsch liest sich sowieso fast niemand durch und ich habe nie gesagt, dass ich den Leuten kurz vor dem Jahreswechsel eine kleine positive Note mit auf den Weg gebe. Ich bin hin und her gerissen – ist das Leben schön oder ist es das nicht?

Wie steigt man aus solch einem Text aus? Mit einer positiven Note? Mit einem Zitat? Mit einem Witz? Es gibt Momente, da sehe ich die Dinge anders als hier beschrieben, aber das jetzt zu sagen, wäre eine Lüge.

Also guten Rutsch … i guess.

Eure, im echten Leben, Hippie-Philosophin Emi

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