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krimi zwischendurch – Epilog: dunkelheit und irgendwie Liebe

 

Ein älterer Mann kam auf Limpa zu, stellte sich neben sie, fragte sie vorne heraus, ohne sich vorzustellen und betrachtete abwechselnd das Bild von Adam und dann Limpa: „Was sehen sie?“

Mittlerweile war es September. Ein Spätsommertag wie er im Buche steht, welchen Adam im Gefängnis in Italien verbrachte.

„Ich sehe Lust und Leidenschaft – auch für das Böse. Die Abgründe im Menschen.“, antwortete Limpa, ohne sich zu regen. Die Sonne schien hell durch die Fenster. Es war heiß in Köln.

„Ich sehe Dunkelheit und irgendwie… Liebe.“, sagte der Mann.

Sie betrachteten eines der letzten Bilder die Adam vor seinem Umzug nach Venedig gemalt hatte und es war auch eines der letzten von ihm, die hier zwischen neuen Werken der jungen aufstrebenden Künstler hingen. Man wusste inzwischen, dass Adam der unsichtbare Kölner war, aber von den Bildern konnte man sich trotzdem nicht trennen. Man hatte deshalb – auch wenn es makaber klingt – eine Ausstellung mit alten Bildern von Adam und Bildern von noch unbekannten Künstlern organisiert, um ihnen eine Plattform zu bieten. Man dachte sich, auch wenn Adam ein schrecklicher Mörder war, sollte seine Bekanntheit für etwas positives genutzt werden. Sie standen in Adams altem Wohnzimmer, wo Limpa früher gewohnt hat. Die Bilder standen alle auf Staffeleien quer in der Wohnung verteilt, in allen Zimmern, auch im Bad. Das Bild zeigte eine abstrakte Darstellung von einem Wald bei aufgehender Sonne, vielleicht der Wald, in dem er seine Opfer verbrannte. Die Sonne kroch zwischen den kahlen Nadelbäumen durch, als würde sie sich den Weg erkämpfen. Wenn man wollte, konnte man zwei Silhouetten vor der Sonne sehen, die sich anblickten.  Die einzigen Farben, die er benutze, waren schwarz, braun, gelb und orange. Wobei der laub- und nadelbedeckte, trostlose und dunkle Boden den größten Teil des Bildes stellte und die Sonne nur einen Bruchteil. Man konnte die eigentliche Helligkeit nur erahnen.

„Was halten Sie vom Künstler?“, fragte der Mann.

„Ich kannte ihn.“, sagte Limpa ohne sich vom Bild abzuwenden, sie trug ein leichtes, rotes Sommerkleid.

„Tatsächlich?“, er war ziemlich erstaunt.

„Ja. Wir hatten eine Affäre in seiner aktiven Zeit… in seiner aktiven Zeit als Mörder.“, fügte sie noch hinzu.

„Und sie haben nichts gemerkt?“, er blickte sie mit großen Augen an.

„Nein und dabei bin ich Polizistin. Ironisch – nicht wahr?“, sie lachte kurz auf und drehte sich zu ihm, aber als sie sein Gesicht sah, wurde sie ruckartig ernst, „Nein mir ist nichts aufgefallen… Wir haben uns einfach geliebt.“, sie fing an zu weinen.

Der Mann ging einen Schritt zurück und blickte um sich, ob nicht jemand in der Nähe ist, den man ansprechen könnte, er fühlte sich sichtlich unwohl.

„Oh ja wir haben uns wirklich geliebt und irgendwann fraß ihn seine Lust zu morden auf und er verließ mich.“, sie wurde wieder ruhig.

„Sie haben echt Liebeskummer nach dem schlimmsten Verbrecher in der kölner Geschichte, vermutlich in der Geschichte von Europa?“

„Ja.“, sagte sie ganz ruhig und ernst.

„Finden Sie nicht, dass das verrückt ist?“

Sie verzog das Gesicht. „Sie verstehen das nicht.“

„Das tue ich tatsächlich nicht.“, er suchte mit seinen Blicken den ganzen Raum ab.

„Das war vielleicht die einzig wahre Liebe in meinem Leben.“

„Sie kommen schon darüber hinweg.“, er versuchte tröstlich zu klingen.

„Aber geliebt werde ich nicht mehr.“

„Wie wollen Sie das wissen?“

„Ich ahne es.“

„So werden Sie nicht glücklich.“

„Das verlange ich auch nicht.“

„Sie sind verrückt.“

„Was braucht man schon zum glücklich sein? Liebe – mehr nicht.“

„Mag sein. Aber Liebe gibt es nicht nur in einer Form.“, er fasste sich ans Kinn.

„Mag sein. Aber nur eine Form ist erfüllend. Und meine Liebe ist vorbei. Ein gutes hatte es aber, wenigstens weiß ich wie es sich anfühlt.“

„Sie sind verrückt. Oh… ich glaube, ich wurde gerufen. Tut mir leid, ich muss leider … auf wied-… machen sie’s gut.“, er verschwand aus der Galerie.

Limpa lächelte traurig und betrachtete noch eine Weile das Bild.

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