preloder

2017

Früher habe ich mich nie allein gefühlt. Ich dachte nie, dass ich einsam bin. Es war immer gut so wie es war – es gab auch immer jemanden um mich herum, so dass ich mich auch nie einsam fühlen musste.  Bis jetzt. Ich habe mich noch nie so einsam gefühlt wie jetzt. Ich wurde noch nie so wenig verstanden, unterstützt und geliebt. Es liegt aber auch zu einem großen Teil an mir, weil ich mich zurückgezogen habe. Ich habe niemanden zu nah ran gelassen – immer nur so viel sie wissen wollten und das ist nicht viel – keiner hört gerne Probleme von anderen, die nicht greifbar sind, die mit Gefühlen zu tun haben, wo mit einem ‚alles wird gut‘ und etwas Geld nicht geholfen ist. Die Wahrheit ist, keiner interessiert sich wirklich aufrichtig für jemand anderen und besonders nicht, wenn es schwierig wird – alles bitte nur oberflächlich. Ich mache es auch niemandem schwer, beanspruche niemanden nur für mich allein. Keiner hat was gemerkt, nur sobald ich mal was über meinen Gemütszustand erzählte, waren plötzlich alle hilfsbereit und wussten vorher schlicht von nichts – das hält fünf Minuten an, ist danach gleich wieder vergessen und wird nie wieder angesprochen. Ich nehme es ihnen auch nicht übel – denn bin ich da irgendwie anders?

Nach außen scheinen wir nicht weiter darunter zu leiden, aber wer weiß wie es unter der Oberfläche aussieht, wenn man mal nachfragen würde.

Wenn ich nur von einer Person wüsste, dass sie mich liebt, versteht und sich für mich interessiert und interessiert wie es mir geht, wäre das alles, glaube ich, nicht so schwer.

 

Diese harten, traurigen und für mich wahren Worte schrieb ich vor zwei Jahren auf, wahrscheinlich an dem schlimmsten Punkt zu der Zeit, als ich einfach nicht weiterwusste. Es klingt vorwurfsvoll, so war es wahrscheinlich auch gemeint. Ich würde nicht sagen, dass sich bis heute etwas geändert hat. Es ist entweder offensichtlich oberflächlich oder angeblich tiefgründig. Ich kann von mir nicht behaupten gute Freunde zu haben, also wir haben ne gute Zeit, können auf jeden Fall spaß haben, aber ich habe durch zahlreiche Momente gelernt, dass wenn es schwierig wird keiner ‚Zeit und Lust’ hat. Und ich kann es ja auch verstehen, es ist so anstrengend zuzuhören und für jemanden da zu sein, der gerade ein Häufchen Elend ist und Hilfe braucht, es ist schwer und kostet Kraft. Aber wozu sind wir dann Menschen, wenn wir nicht bereit sind das auf uns zu nehmen und zu einigen wenigen (selbstausgewählten!) Menschen menschlich sind? Wozu leben wir dann in Gesellschaften und nennen uns Freunde, wenn das doch nur zur Hälfte stimmt? Woher kommt das, dass wir so auf uns und Oberflächlichkeiten fixiert sind? Wird das nicht auf Dauer langweilig? Warum haben wir keine tiefgründigen Freundschaften und Beziehungen mehr? Warum fällt es mir so schwer mich zu öffnen? Weil ich fühle, dass es sie nicht interessiert. Schon seit meiner frühen Jugend war das ein Problem für mich, diese oberflächlichen Freundschaften in denen sich nie jemand wirklich für einen interessiert und alle immer nur sagen sie sind da für dich auch, wenn du sie um 3 Uhr Nachts verheult anrufst aber es in Wirklichkeit nicht so ist, weil alle immer wichtigeres zu tun haben, oder ihre eigenen Probleme. Klar verstehe ich, vielleicht sollten wir das dann gänzlich mit den Freundschaften sein lassen und auch auf das obligatorische „wie geht es dir?“ verzichten.

Aber vielleicht bin ich da auch nur komisch. Ich denke nicht, dass es normale und gesunde Freundschaften nicht gibt, sie sind nur selten und ich habe irgendwie noch nicht wirklich was davon mitbekommen.

Ich dachte immer, ich bin ein offener Mensch, weil ich eigentlich immer viel erzähle und es mir auch nicht schwer fällt Privates oder Gefühlsmäßiges preiszugeben, aber vielleicht war das alles nur Fassade und das Wahre, Wirkliche was mich bedrückt konnte ich nie sagen – weil ich selber nicht weiß wie ich es erklären soll bzw. zunächst selbst erstmal verstehen muss.

Was ich mir wünsche ist Verständnis und jemanden an den ich mich anlehnen kann.

 

Den mittleren Part schrieb ich vermutlich Anfang diesen Jahres oder noch früher. Und es hat sich diesmal schon etwas geändert – ich habe endlich daran gearbeitet. Zunächst musste ich erkennen, dass wenn ich nichts unternehme, ich auch keine neuen Freunde bekomme und deswegen beschäftigte ich mich intensiver mit dem Thema. Damit Neues kommen kann, muss Altes erst weichen und so Platz schaffen. Somit kappte ich für mich selbst das emotionale Seil, an dem ich in Bezug zu meinen vermeintlichen Freunden hing. Ich löste mich von denen die mir nicht gut taten. Diese Leute haben das wahrscheinlich nicht mal gemerkt, weil wir kein Kontakt hatten, jetzt länger. Und ich will wirklich niemanden Vorwürfe machen, niemand hat was falsch gemacht, außer mir, dass ich mich an diesen Leuten gehalten habe, ohne dass ich ihnen auch wichtig war. Allein das war ein langer Prozess und sehr ernüchternd, wie ihr euch sicher vorstellen könnt, wenn du plötzlich feststellst, dass das nicht mehr deine Freunde sind – vermutlich nie waren. Ganz allein, wie ich zwischenzeitlich dachte, stehe ich aber nicht da. Es gibt ein paar wenige Menschen, auf die ich mich verlassen kann, bloß wohnen sie unendlich weit weg (was ein wenig übertrieben ist). Jedenfalls ist das der momentane Stand: es wurde aussortiert und ein paar Freundschaften wurden beibehalten. Plan ist es sich jetzt in erster Linie um sich selbst zu kümmern und ganz langsam wieder auf Leute zu zugehen, wenn ich soweit bin und neues aufzubauen.

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