Ist es eigentlich falsch seine Prinzipien über den Haufen zu werfen?
Was ist, wenn ich es für falsch halte, nicht wählen zu gehen oder wenn ich nicht heiraten will oder wenn ich es nicht einsehe, für einen Toilettenbesuch 1 Euro zu bezahlen oder wenn ich die Leute erst aus der Bahn aussteigen lasse, bevor ich selber einsteige und das anders herum auch so erwarte – ich weiß sehr random und teilweise belanglos – jeden falls nur um ein paar unverfängliche Beispiele zu nennen. Nun ich würde schon sagen, ich bin ein prinzipieller Mensch (und dennoch kann ich meine Prinzipien easy über den Haufen werfen und kann das mit mir vereinbaren, gehört vermutlich zum älter werden dazu). Ich habe so meine Ansichten und die verteidige ich auch bis zu einem gewissen Grad, manche sind wichtiger als andere – offensichtlich Watson und nu‘?
Alles ist im Wandel, alles verändert sich, zu welchem Grad sollte man dann an seinen Prinzipen festhalten? Aber was ist man dann ohne sie? Ein rückgratloses, meinungsloses Häufchen? Was ist richtig? Was ist falsch? Manche Sachen die ich vorhin aufgezählt habe, halte ich vielleicht für mich relevant, aber im Grunde genommen spielt es eine geringe Rolle, ob ich es für gut oder schlecht halte, weil beide Seiten irgendwie vertretbar sind. Zum Beispiel Leute die nicht wählen gehen, haben für sich plausible Gründe die dafür sprechen, die für mich unverständlich sind – und wenn sie nicht wählen gehen ist das ihre Sache und macht sie nicht automatisch zu schlechten Menschen (Wählen ist vielleicht doch nicht so unverfänglich als Beispiel und per Definition sehr politisch und eigentlich ist der Konsens recht hoch, dass es doch eine gute Idee ist wählen zu gehen – aber tun wir mal mir zu liebe, dass es super kontrovers ist, ob man wählen sollte oder nicht). Also wählen oder nicht wählen – man ist sich unschlüssig, die Leute haben jeder so seine Ansichten … ne das macht keinen Sinn ich brauche ein anderes Beispiel. Leute geht wählen bzw. ich hoffe ihr wart alle wählen, Wählen ist nicht kontrovers.
Neues Beispiel: Nehmt euch einfach irgendein Prinzip, was ihr in eurem Leben verfolgt und setzt es in die Lücke ein __________ (vegan, vegetarisch leben, Älteren in der Bahn den Platz freimachen, nichts wegschmeißen, immer aufräumen, nie aufräumen, abends die Zähne putzen, Pazifist sein, Christ sein, Antichrist sein – whatever.)
Nun bei einigen Dingen gibt es kein klares richtig oder falsch – oder doch? Oder gibt es richtig oder falsch überhaupt? Wer bestimmt das? Die Gesellschaft? Und nach welchen Kriterien? Wie können sich Prinzipien einer Person, geschweige denn einer Gesellschaft einfach so ändern? Sollte man überhaupt an Prinzipien festhalten? Sollte man überhaupt an richtig und falsch festhalten? Und warum sind das für jeden unterschiedliche Dinge? Klar, weil wir alle unterschiedlich sind, aber sollte richtig oder falsch Personenabhängig sein? Warum gibt es nicht e i n Richtig und e i n Falsch? – Weil es bei manchen Dingen einfach e g a l ist oder weil jeder seine eigene Moral vertritt?
Ich erfinde das Rad nicht neu – i know – aber interessant ist es doch, dass jeder so seine eigenen Prinzipien verfolgt und meistens die anderen nicht stört und man lässt sich gegenseitig gewähren. Ist ja auch richtig so oder? – Ich würde sagen ja.
Über mich würde ich ebenso sagen, dass ich schon so einiges toleriere – was meinen wichtigen Prinzipien eben nicht widerspricht, also so was wie nicht töten, niemanden hintergehen, nicht lügen usw.
Irgendwie scheint ja doch jeder für sich zu entscheiden was richtig und falsch ist und das stimmt dann der breiten Masse zu oder nicht – oder lässt man sich doch eher von der Welle tragen und beeinflussen – ich denke es gibt solche und solche Kandidaten.
Keine Ahnung irgendwie bin ich vom Thema abgekommen – es ging um Prinzipien und was sie Wert sind. – Für manche viel und mache sind auch viel Wert.
Versöhnend fällt mir nichts ein – aber vielleicht muss es auch nicht immer versöhnlich sein.
Die Frage nach Richtig und Falsch und nach Prinzipien, beschäftigt mich schon lange Zeit und meine Gedanken dazu drehen sich nur im Kreis und ich komme auf keinen grünen Zweig. Es bleibt mir doch ein Rätsel – auch wenn ich verschiedene philosophische Theorien gelesen habe und es klar mit der Sozialisation und Erziehung zusammenhängt welche Werte wir haben und und und – das ist mir schon alles bewusst, ich studiere Philosophie – ich weiß wer Kant, Locke, Hobbes, Hare und Mill sind und was Utilitarismus ist – dennoch ist dies keine zufriedenstellende Antwort woher denn nun unser Richtig und Falsch kommen. Es wird wohl noch einige Jahre (falls ich überhaupt eine befriedigende Antwort bekomme) und einige Nachforschungen und viele Überlegungen dauern bis mein Rätsel gelöst ist.