Nach einer erfolglosen Kiosiktour erreichte Valerie schließlich die WG.
„Was hast du rausgefunden Val‘?“, fragte Olimpia.
„Alle Kölschpreise, weil bei der Hitze nur das Wunderwasser hilft, dass ich im Dienst bin hat die eher weniger beschäftigt. Was ich aber weiß ist, dass Maria auf jeden Fall die Bib verlassen hat – sie wurde gesehen.“, von ihrem Gesicht tropften Schweißperlen.
Olimpia wandte sich wieder dem Mitbewohner zu: „Also, wenn sie anrufen kommt ‚diese Nummer ist nicht verfügbar‘?“
„Richtig.“, er trank ein Schluck Wasser, man sah, dass er nervös war – er zitterte am ganzen Körper.
„Gut wir werden uns melden, wenn wir was raus gefunden haben.“, Olimpias Ausdruck gab ihm keine Hoffnung, sie dachte irgendwie nicht mehr, dass Maria Fischer noch lebte.
Nach einem harten, heißen, erfolglosen Arbeitstag gingen die Kollegen was trinken, schließlich war Freitag. Kommissarin Wolf war die letzte die eintraf. Vor der Bar stand ein junger Mann und zündete sich gerade eine Zigarette an, er hatte sein Basecap Falschrum an und war großflächig tätowiert. „Willst du auch eine?“, fragte er sie.
„Ist schon lange her.“, Olimpia lief unbeholfen vor der Treppe zur Bar auf und ab.
„Ja warum also nicht die Erinnerungen auffrischen?“, er reichte ihr eine Zigarette. – Sie nahm an. Sie atmete den Rauch aus und schloss für einen Augenblick die Augen.
„Du hattest einen scheiß Tag und die letzte Nacht ist auch mega scheiße gewesen, nicht wahr?“
„Woher weißt du das?“
„Ich weiß es nicht, ich habe es gesehen.“, er lächelte sie an.
„Sehe ich so schlimm aus?“
„Nein darum geht es nicht, du siehst klasse aus, bloß wenn eine erwachsene Frau eine Kippe von einem 20-jährigen annimmt, wenn sie eigentlich nicht raucht und Freitagabend in eine Bar geht und es aussieht als würde sie zur Arbeit gehen und nicht um Spaß zu haben, dann kann ich eins und eins zusammenzählen.“
„Wenn ich in deinem Alter auch schon so klug gewesen wäre.“
„Hättest du weniger Dummheiten gemacht?“, er drückte die Zigarette mit dem Schuh aus.
„Nicht unbedingt. Nur vielleicht andere.“
„Naja damit dein Tag vielleicht doch noch besser wird.“, er reicht ihr eine Origamiblume. Sie bedankte sich und ging rein.
„Wo warst du so lange?“, rief Gabriel durch die ganze Bar als er Limpa durch die Tür kommen sieht.
„Ich hol ja schon die nächste Runde.“, sie warf ihm ein Kussmund zu.
An der Bar angekommen, fragte der Typ von draußen sie: „Was darf‘s sein, geehrte Dame?“
Sie lachte: „So schnell sieht man sich wieder. Fünf Kölsch bitte und ein Rotwein.“
„Für dich lieber ein Likör. Ich habe Kirsche da. Den gebe ich nicht allen raus.“
„Ja immer her damit.“, sie entspannte sich endlich.
„Ich bring’s euch zum Tisch.“, er zwinkerte ihr aufmunternd zu.
Olimpia ging zum Tisch, wo die anderen schon lauthals diskutierten warum Limpa diesmal zu spät war: Gabriel, Valerie, Karsten zuständig für die Mordkommission, Beate – Kommissarin aus Mühlheim, sie wurde erst vor kurzem nach Deutz versetzt und Thomas ein Polizist aus dem Revier. Olimpia fügte sich Lückenlos in die Runde ein und es ging endlich mal ein Abend nicht um die Arbeit, die allen Kollegen jeden Tag Nerven, Kraft und Tränen kosteten. Es wurde immer später aber draußen wurde es nicht ein bisschen kühler. Die Runde wurde immer heiterer und lauter. Die Jungs und Beate gingen raus eine rauchen. Valerie blieb am Tisch sitzen, die arme hatte etwas zu viel getrunken und hing nur noch halb vom Stuhl runter und drohte jeden Moment zu fallen, aber noch schlief sie und sabberte auf Limpas Handtasche. Limpa selbst ging wieder zur Bar, wollte mit dem Barkeeper reden und sich was zu trinken holen, da entdeckte sie einige Hocker weiter einen Mann, ungefähr in ihrem Alter, alleine am Tresen sitzen, er trank Brandy, hatte die Haare streng nach hinten gekämmt und hatte ein dunkles blau-graues Hemd an, er entdeckte Limpa, die ihn schon seit einer Minute anstarrte, normalerweise würde sie sich unter Kontrolle haben aber die Kombination, aus Alkohol, fünf Monate ohne Sex und seinem verboten gutem Aussehen, brach ihre Disziplin – sich nicht so aufzuführen wie ein verzweifeltes 15-jähriges Mädchen. Er lächelte sie an und prostete ihr zu, das brachte Limpa dann endlich dazu sich wegzudrehen.
„Erwischt.“, sagte der Barkeeper, lachte und polierte weiter ein Glas.
„Ein Schnaps bitte.“, Limpa wurde rot.
Er schenkte ihr ein: „Nikolas. Und du?“
„Olimpia. Wenn es an das harte Zeug geht wirst du persönlicher?“, sie versuchte ihr Gesicht hinter ihrer Hand zu verstecken.
„Gefällt er dir?“, er deutete mit dem Kinn zu ihm.
„Beantworten wir Fragen also ab jetzt immer mit Gegenfragen?“
„Soll ich ihm ein Drink von dir spendieren? Er schaut die ganze Zeit rüber.“
„Wieso spendierst du mir nicht mal was aufs Haus Nikolas?“
„Ich hätte ja echt nicht erwartet, dass du so schüchtern sein kannst.“
„Hattest du schon immer so eine große Nase?“, sie versuchte danach zu greifen.
„Woh was denkt wohl jetzt dein heißer Fremder? – Das du kleine Jungs anfasst.“
Der Fremde winkte Nikolas zu sich rüber, der hämisch zu Limpa herüberschaute bevor er ging. Nikolas schenkte ihm nochmal nach, sie sprachen kurz und schauten ab und zu zu Limpa rüber. Er kam schließlich breit grinsend wieder: „Alle deine Drinks gehen auf ihn, soll ich dir ausrichten.“
„Was? Aber …“, Limpa lächelte und schämte sich gleichzeitig.
„Er sagt, weil du die einzige bist, die es Wert ist.“
„Hat er nicht gesagt!“
„Oh doch hat er.“, Nikolas widmete sich wieder den Gläsern. Limpa saß kurz einfach nur so da.
„Aber du hast doch heute schon noch vor dahin zu gehen?“, Nikolas stellte ihr einen Kaffee hin.
„Das habe ich jetzt gebraucht. Danke.“, sie roch kräftig daran und trank ihn wenigen Schlücken aus. Sie wurde etwas klarer im Kopf, fasste einen Entschluss, stand auf und ging endlich zum Fremden rüber.
„Große Worte von jemanden der mich gar nicht kennt.“, sie setzte sich auf den Hocker neben ihn.
„Habe ich etwa nicht recht?“, seine Augen sind eisblau und schauen direkt durch Limpa durch.
„Wie heißen sie?“, fragte sie.
„Adam.“, sie stießen mit ihren Gläsern an.
„So wie in Adam und Eva?“
„Wenn sie Eva heißen?!“
„Sie können mich gerne Eva nennen. Wenn sie meinen echten Namen erfahren wollen will ich erst noch was über sie wissen.“
„So geheimnisvoll Eva. Alles was sie wollen.“
„Wieso sitzt ein so gutaussehender Mann, wie sie, ganz alleine in einer blöden Bar in Köln?“
„Wenn sie doch hier sind kann die Bar gar nicht blöd sein. Und jetzt bin ich doch gar nicht mehr alleine.“
Sie lachte: „Sehr gut. Sie gefallen mir.“
„Das freut mich zu hören. Sie mir auch. Wollen sie noch was trinken?“, er deutete auf ihr leeres Glas.
„Liebend gern…“, als sie weiter sprechen wollte kam Gabriel von hinten umarmte sie, gab ihr ein Kuss auf die Wange und verabschiedete sich, „Entschuldigen sie bitte meinen Kollegen Gabriel. Wenn er trinkt kann er sehr zutraulich werden.“
„Es gibt nichts wofür sie sich entschuldigen müssten. Kollege sagten sie? Lassen sie mich raten. Polizei?“
„Woher wissen sie das?“
„Sowas sieht man direkt Eva, das ist keine Kunst. Und außerdem ist das die nächste Bar zum Revier.“
Nach dem die Bar schloss redeten die beiden noch vor der Tür weiter. Limpa fand heraus das Adam freier Künstler war und er außerhalb von Köln sein Studio hatte, wo er arbeitete und wohnte. Sie redeten über alles was ihnen in den Sinn kam und verstanden sich, wie zwei verlorene Seelen die eigentlich eine waren. Die Sonne ging auf, es wurde immer wärmer, die Straße wurde immer befahrener, der Kiosk an der Ecke öffnete.
„Wollen wir uns Frühstück holen?“, Limpa zeigte auf den Kiosk.
„In so einem Laden?“
„Glauben sie mir.“, sie grinste, nahm seine Hand und schleppte ihn über die Straße.
Nach einem Brötchen und zwei Kaffee verabschiedeten Adam und Limpa sich, aber nicht für lang: Adam hatte am Sonntag eine Vernissage und lud sie ein.
Ein Gedanke zu „Krimi Zwischendurch – Kapitel 2: Der erste Kontakt“