preloder

0125

Irgendwie hat Laura ja schon Recht. Trotzdem soll sie mir das verdammt nochmal nicht in dieser Situation unter die Nase reiben. Ich kann jetzt echt nicht noch über hundert Kilometer nachhause fahren das schaff ich nicht… wann bitte habe ich es geschafft so viel zu trinken? Aber ich muss auf jeden Fall aus diesem Tunnel raus, langsam fängt es an gruselig zu werden. Gedacht- getan- also fuhr ich auf der rechten Spur mit 60 km/h von der Autobahn runter und kam in ein kleines Dorf, wo alle schliefen und sich nichts bewegte. Ich fuhr die Hauptstraße etwas lang und entdeckte einen Bäcker der um sechs öffnete also parkte ich dort und schlief auf der Rückbank meines Autos. Es war totenstill und stockfinster und ich war so benebelt, dass ich wirklich direkt eingeschlafen bin- aber ich dachte nicht, dass ich so lange schlafen würde.
„Hey Rita Mensch wie klein die Welt doch ist! Komm steig ein ich nehme dich mit. Wo willste hin?“ 
„Ach was, dass man sich hier mal trifft. Wie schön! Ja ich muss nicht mehr weit, hier einmal ums Eck, in die Bar. Kennst du Laura noch? Die wartet da auf mich. Aber ich bin echt früh dran. Vielleicht ist sie noch …“
„In solche Einrichtungen gehst du? Ich dachte du hast einen besseren Geschmack.“
„Wie redest du eigentlich? Hallo? Ich liebe diesen Laden. Du hast doch keine Ahnung! Du kommst doch gar nicht von hier!“
„Und wenn schon! Ich kenn einen viel bessere Bar. Ruf Laura von da an und sag du willst trinken aber mit Klasse und wenn sich Laura nicht verändert hat, dann ist sie noch gar nicht losgefahren.“
„Stimmt auch wieder. Wir haben uns schon so lange nicht gesehen. Ich komm mit.“
Schon wieder würde ich von Lärm geweckt. Entweder ist das der einzige Bäcker im Dorf oder der beste. Woher kommen die denn alle? Ich habe allen Ernstes bis in den späten Vormittag geschlafen- wenigstens nicht bis in den späten Nachmittag.
Auf Grund meiner nächtlichen Eskapaden, die ich so an manchen Wochenenden habe, (aber nie während der Woche) habe ich immer hinten im Auto eine kleine Kosmetiktasche mit Zeug sowie Zahnbürste und -pasta und wie organisiert ich doch bin- ich habe allen Ernstes noch Wechselklamotten im Kofferraum. Meine Güte! Das gibt es doch nicht. Nach einer Katzenwäsche in der gegenüberliegenden Tankstellentoilette- fühlt man sich echt wie neu geboren. Ich ging wieder zurück zum Bäcker und gönnte mir ein Kaiserfrühstück- das muss jetzt echt sein sonst werde ich gar nicht mehr wach. Als ich meine Brötchen und das Rührei verschlungen hatte und mich dann, schließlich beim dritten Kaffee endlich entspannen konnte und ein Gefühl des Nüchtern seins über mich kam, lehnte ich mich zurück und schaute mich um.
„Sach‘ mal hast du in letzter Zeit mal Silke gesehen?“
„Ne wieso?“
„Mensch sei froh! Die sieht so schrecklich aus!“
„Ach was echt?“
„Ja echt von einer Toten nicht mehr zu unterscheiden.“
„Sei mal nicht so hart zu ihr! Sie hat zwei kleine Kinder und du kennst doch Torsten ihren Mann. Ein Nichtsnutz sag ich dir! Der rührt doch nicht den kleinen Finger Zuhause, geschweige denn das er mal arbeiten geht.“
„Wie? Torsten arbeitet nicht? Nicht mehr meinst du? Der hat doch in der Autowerkstatt gearbeitet?“
„Der hat ja nicht mal Geld bekommen da. Der hat da nur rumgelungert und als ihm das zu langweilig wurde ist er wieder zuhause geblieben und lungert auf dem Sofa rum.“
„Dat is n‘ Ding. Jedenfalls habe ich Silke gestern beim Einkaufen getroffen und die hatte natürlich ihre zwei Kinder mit dabei, die den ganzen Laden zusammen geschrien haben. Ich habe sie extra gefragt wieso Torsten nicht auf sie aufpasst und sie meinte, dass er schläft, weil er ja morgens auf sie aufpassen musste, weil sie arbeiten war. Mensch Ulla die Kinder gehen nicht mal in den Kindergarten und sie arbeitet wieder und dieser Mistkerl muss ein Mittagsschläfchen machen, weil er mal auf die Kinder aufpassen musste für ein paar Stunden.“
„Ja habe ich doch gesagt! Silke kann nichts dafür, Torsten ist der, der sie noch ins Grab bringt. Silke ist ja eigentlich ne‘ gute Seele“
„Ich frag mich wo sie arbeitet…“
„Weißt du das nicht? Als Putze bei den Schmidts Zuhause und auch in der Firma.“
„Ach was?! Hat Monika gar nicht erzählt, sie hat mich letztens erst auf’n Kaffee eingeladen.“
„Vielleicht wollte sie Silke nicht bloßstellen, ich meine wir kennen sie ja alle.“
„Ja, ja hast du Recht Ulla.“
Und so ging das noch gefühlt eine Ewigkeit weiter wieso denn Monika eine Putzfrau braucht, wo wie ja selber nicht arbeitet und ihr Mann das ganze Geld nach Hause bringt und was denn aus den Kindern von Silke wird und bla bla bla … Schöner Klatsch am Dienstagmittag. Oh Gott! Dienstag! Mittag! Mein Chef bringt mich um! Ich ruf ihn ganz bestimmt nicht persönlich an- der würde mich sonst durchs Telefon töten. Die Sekretärin will ich auch nicht belästigen die würde mich zu ihm durchstellen wollen und wenn sie das nicht machen würde und sie selber dem Chef die Nachricht überbringen müsste, dass Rita Bender nicht arbeiten kommen kann und in irgendeinem Kaff nahe Frankfurt festsitzt- dann würde er sie persönlich erwürgen. Ne‘ das tue ich ihr nicht an. Ich schreibe einfach eine E-Mail- nicht so persönlich. Nachdem ich dann noch ein paar andere Mails beantwortet habe, wollte ich auch wieder losfahren.

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Ein Gedanke zu „0125“

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