Mit einer bunt gemusterten Decke, zwei Kissen, etwas zu Essen und zu Trinken wartete ich, mitten im Park auf Gabriel. Ja, wir haben uns verabredet. Das Telefonat dazu verlief sehr merkwürdig, er hat angerufen.
„Hallo?“
„Tanja… du glaubst gar nicht…“
„Nein Gabriel hör auf, ich weiß was du sagen willst. Es war so schon schwer abzuheben. Bitte! Ich kann mir vorstellen wie du dich fühlen musst…“
„Schon gut, du musst nicht weitersprechen. Ich versteh schon. Wollen wir das nicht persönlich weiter besprechen?“
„Mit persönlich meinst du ein Treffen?“
„Ja klar was sonst? Ich dachte an ein Picknick.“
„Picknick?! Du hast aber schon in letzter Zeit mal aus dem Fenster gesehen? Wir haben November!“
„Ja dessen bin ich mir schon bewusst, aber es soll am Sonntag warm werden, also warm für November.“
„Na gut.“
So saß ich also dick eingepackt da. Die Leute schauten schon ganz komisch. Kann man ihnen aber auch nicht übelnehmen, wer macht schon freiwillig ein Picknick im November? Abgesehen davon war es echt schön: es war wirklich relativ warm, fünfzehn Grad sogar, die Sonne schien, blauer Himmel, goldene Blätter überall, Leute gingen mit Kaffee spazieren, ein paar wetterfeste Vögel sangen in den Baumkronen ihre Liedchen. War doch keine schlechte Idee von ihm gewesen. Ich bin extra etwas früher gekommen um die Natur zu genießen, um etwas alleine zu sein und um zu überlegen wie es zwischen Gabriel und mir weitergeht. Mir darüber Gedanken zu machen hatte ich nämlich völlig verdrängt. Ich vermisse ihn, das muss ich zugeben. Ich liebe ihn immer noch, Gabriel hat mir immer gutgetan, hat mir immer halt gegeben und mich alles vergessen lassen – alles wahr. Wird schon schief gehen…
Kurz darauf kam er schließlich, mit einem Korb voller Essen und Wein. Er lächelte übers ganze Gesicht, meinte er freue sich riesig mich wieder zu sehen. Ich fühlte mich zunächst etwas unbeholfen, das merkte er natürlich. Er setzte sich erst, schaute mich aufmerksam an und umarmte mich. Ich versuchte die Umarmung zu erwidern fühlte mich aber eher wie ein Tollpatsch, weil ich doch nicht so recht wusste wie ich mich verhalten soll. Gabriel wusste meine ganze Geschichte, ich hatte es ihm alles erzählt auch wenn wir uns zu dem Zeitpunkt noch nicht so lange kannten, aber bei ihm hatte ich das Gefühl vollkommen ehrlich sein zu können ohne Verurteilt zu werden.
Ich merkte, wie er mich beruhigen wollte, er fing direkt an zu reden und seine Sachen auszupacken. Wir tranken und aßen. Es wurde dunkel und kalt. Er schaute mich an so als wollte er sagen: ‚Tanja rede endlich worauf wartest du!‘. Ich lächelte kurz und schüttelte den Kopf. „Was ist?“, fragte er.
„Ich weiß ganz genau was du denkst. Lass uns die Sachen zusammenpacken und im Laden was trinken. Wir haben ne neue Sorte Whiskey. Dann können wir über alles reden.“, antwortete ich.
Gabriel lächelte und nickte. Wir machten uns zu Fuß auf den Weg und erinnerten uns an die gemeinsame Zeit, es war zwar nicht sehr lange gewesen, aber einige witzige Dates hatten wir schon, worüber wir heute lachen können.
Als wir angekommen sind, legte ich einfach los und sprach frei von der Leber weg, die Wörter sprudelten einfach nur so heraus, vielleicht lag es am Alkohol: „Gabriel zuerst muss ich sagen wie toll du dich verhalten hast, du gabst mir meine Zeit, meinen Raum, warst trotzdem immer da und ich habe mich immer so gefühlt als würdest du dich um mich sorgen und kümmern. Ich bewundere deine Geduld mit mir.“
„Das nennt man Liebe.“, er nahm ein Schluck vom Whiskey.
Ich kicherte. „Jedenfalls geht es mir immer gut, wenn du da bist, sowie auch heute.“
Er nahm meine Hand und lächelte.
„Mehr oder weniger habe ich meinen Rhythmus wiedergefunden. Ich denke ich kann mit dem Vergangenen endlich abschließen.“
„Wird auch Zeit.“, er drückte meine Hand fester.
„Ja und ich weiß, dass du zu meinem normalen Leben einfach dazu gehörst und ich ohne dich einfach nicht sein möchte.“
Er legte den Kopf zur Seite, als würde er ganz aufmerksam zuhören und machte ein sehr erleichtertes Gesicht. Ich erzählte Gabriel von der Begegnung neulich mit Elijah und ich sprach noch etwas weiter, dass ich ein Idiot war, dass ich ihn verstoßen habe, wie ich mich verhalten habe, dass das absolut dämlich war und dass ich zur Normalität zurückkehren will.
„Es macht mich so glücklich dich endlich wieder zu sehen und noch mehr, dass du mit mir sein willst.“
In diesem Augenblick kamen mir Tränen der Erleichterung. Darauf antwortete er mit einem Kuss. Er küsste mich erst langsam und zart, so dass sich unsere Lippen kaum berührten, dann etwas mutiger. Ich erwiderte seine Küsse leidenschaftlich und war endlich angekommen.